Literaturgefluester

2020-03-27

Leichte Böden

Jetzt kommt das Buch zur Situation, könnte man unken, die alltägliche kleine Katastrophe, in der großen, in der wir gerade stecken und keine Ahnung haben, ob und, wie wir da hinaus und davonkommen können?

David Fuchs zweiter Roman, mit dem ersten ist der 1981  in Linz geborene Onkologe und Palliativmediziner 2018 auf einigen Debutpreisschienen gestanden und er hat wieder ein brandaktuelles Thema gewählt, das er sowohl auf eine sehr witzige Art und Weise und dann auch der gehörigen Portion Spannung und Crime zu erählen weiß und uns damit über das Altern und ein Leben in Würde nachdenken lassen würde, wenn die aktuelle Situation nur nicht so brandtaktuell wäre und David Fuchs vielleicht jetzt statt an seinem Schreibtisch in  der Intensivstation stehen wird.

Da ist Daniel Kobicek, ein Biologe oder Biologielehrer, der wurde von seiner Schule auf ein Sabbatical geschickt, weiß nun nicht so genau, was er in diesem anfangen soll und fährt aufs Land hinaus zu Tante Klara, weil er in deren Garage seinen Porsche abgestellt hat. Den will er nun holen, um eine Spritzfahrt nach Italen oder Frankreich zu machen.

Das klingt vielleicht ein bißchen unglaubwürdig, das einer jahrelang sein Auto am Land stehen läßt, aber David Fuchs brauchte es wahrscheinlich für seinen Handlungsbogen und es beginnt schon einmal äußerst spannend, beziehungsweise komisch.

Denn der Held kommt am Bahnhof an, muß dringend aufs Klo, pinkelt in die Büsche, wird von einem Polizeiauto verfolgt, gerät in Panik. Es ist aber nur die Nachbarstochter Maria, mit der er als Kind aufgewachsen ist, die ist Polizistin und fährt ihn zu der Tante, die mit ihrem dementen Mann Alfred und dem krebskranken Nachbarn Heinz, der sich nur noch mit einem Sprachcomputer verständlich machen kann, in einer Art Wohngemeinschaft lebt.

Maria lebt daneben, als ihre Mutter Hilde gestorben ist, ist der Vater zu Klara hinübergezogen, die ihn versorgt und Daniel erwacht nun in der Nacht von komischen Geräuschen, bemerkt, daß es Alfred ist, der schreit, weil Klara ihn eingesperrt hat und ist entsetzt darüber.

Beim Frühstück will Alfred trotz allem Bemühen seinen Toast nicht essen und als Daniel ihn füttern will, scheißt er sich an. Dann will er essen, soll aber in die Dusche und außerdem sagt er zu allem nur „Ja genau!“

Daniel ist noch mehr entsetzt, denn man mußt doch den Alten helfen, so organisiert er ein Babyphone, damit Alfred nicht mehr eingesperrt werden muß, was aber nur zur Folge hat, daß er in den Schweinestall entfleucht und der ist ein bißchen geheimnisvoll, denn Maria weigert sich ihn zu betreten.

Vielleicht nicht so schlimm, würde man nun vermuten, denn er gute Biologe ist auch nicht so ohne, spielt mit Schwertern, hat eine Spinnenphobie und trägt Psychopax bei sich, die er Alfred aufdrängen will.

Klara sagt ihm dann, daß Heinz Maria  als Kind immer in den Schweinestall gesperrt hat. Alfred aber jeden Abend kam, um sie von dort herauszuholen und während man noch glaubt, daß der Palliativmediziner uns weißmachen will, daß man sich nicht die scheinbar nicht so perfekte Pflege einmischen und mit besten Willen alles noch viel schlimmer, als es ist, machen soll, bahnt sich schon die nächste Tragödie  an und nun wird es ein bißchen aktionreich, denn nur das alltägliche psychosoziale Elend genügt ja nicht, den Lesern, denn die haben wir ja ohnehin zu Haus, wir wollen es schon mit der Spannung haben.

So kommt es zu einem Stromausfall, Heinz Tablett funktioniert nicht mehr und schließĺich findet Daniel, der sich langsam mit Maria angefreundet hat, die beiden Alten wieder im Schweinstall. Heinz hat Alfred niedergestoßen, der erleidet einen Schenkelhalsbruch, muß ins Spital. Daniel zerrt Heinz auch dorthin, weil er sich bei ihm entschuldigen soll und schließlich findet man, während Daniel bei Maria ein Schäferstündchen hat, Heinz erschoßen im Stall und die Beiden fahren dann mit dem Auto, dessen zuerst verschwundene Batterie doch gefunden wurde, davon.

Ob ins Glück oder ins neue Elend weiß man nicht so genau, ich habe aber, glaube ich, eines der besten Bücher der Saison gelesen und denke fast, man könnte es den Krisenmanagern empfehlen, die jetzt vielleicht verzweifelt versuchen, uns vor der Katastrophe zu retten und womöglich schon daran sind, uns weiter hineinzustürzen.

Und noch etwas könnte ich hinzufügen, daß ich wieder nicht verstanden habe, warum das Buch so heißt?

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