Literaturgefluester

2014-02-11

Februarkampf

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:45

Morgen jährt sich der Tag zum achtzigsten Mal, an dem die Heimwehr auf die Arbeiter in den sozialistischen Gemeindebauten geschossen haben, ein historischer Tag, dem, wie Erich Hackl meinte, in Österreich zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird und sich gleich Lügen strafte, denn der Augarten-Radius war, um halb acht, als ich ihn erreichte, gesteckt voll.
Hinten standen die Menschenmassen Julia Danielczyck habe ich wieder gesehen, Ottwald John hat mir ein Flugblatt entgegengestreckt, Gerald Grassl mich angelächelt und Tina Leisch mich ermuntert mich nach vorn zu drängen, so daß ich den freien Sessel, dicht bei der Bühne für mich besetzen konnte.
Ein historischer Tag und für mich sehr vertraut, denn ich bin ja in einem sozialistischen Haushalt in einem sozialistischen Gemeindebau aufgewachsen und weiß zwar nicht genau, was mein Vater damals am 12. Februar machte, aber wahrscheinlich hat er sich nicht unweit des Ottakringer Volksheimes aufgehalten.
In den Achtzigerjahren bin ich einmal ins Bellariakino gegangen, wo sie die alten Filme zeigten und vielleicht noch immer zeigen, im Februar vielleicht, denn sie zeigten eine alte Wochenschau, wo die Heimwehr die Panzer gegen die Arbeiter auffahren ließ und eine Reporterstimme kommentierte in einem ganz anderen Sinn, als ich in meiner sozialistischen Prägung erwartete und vor dreißig Jahren, als man den fünfzigsten Jahrestag erlebte, bin ich gerade in Mutterschutz gegangen und mit dem Alfred an einem Samstag, vielleicht war das der 12. Februar, irgendwohin zu einer großen Veranstaltung, vielleicht war es die Meidlinger Remise, wo eine entsprechende Ausstellung „Die Kälte des Februars“ stattgefunden hat und habe dort, kann ich mich erinnern, Erika Danneberg getroffen uns sie nach dem Arbeitskreis schreibender Frauen gefragt, den es damals nicht mehr gegeben hat.
An eine Februarveranstaltung im Amtshaus Margareten mit dem Arbeitermandolinenchor vor einigen Jahren kann ich mich auch noch erinnern.
Sonst stimmt es, daß es nicht jeden 12. Februar eine Veranstaltung gegeben hat, zu der ich hingegangen bin und dann prägt diesen Tag ja noch ein anderes Ereignis.
Aber ich interessiere mich sehr für dieses Thema, habe viel darüber gelesen, vor einigen Jahren, das Memoir müßte man ja heute sagen, der Paula Wallisch „Ein Held stirbt“ aus dem Bücherschrank meines Vaters, denn der hatte so frisch nach dem Krieg geschriebene Literatur und Gustav K. Bieneks „Die Rabengasse“ habe ich vor einem Jahr gelesen und da spaziert ja ein kleines Mädchen aus dem berühmten Gemeindebau stolz erfüllt zu den etwas früher stattgefundenen Kämpfen und kommt darin um und wenn ich ehrlich bin, habe ich meine Februar-Prägung durch Heimito von Doderers „Dämonen“ in den Siebzigerjahren bekommen, aber da ging es um die Ereignisse in Schattendorf und damals habe ich studiert und in der Otto Bauergasse gewohnt und da hat mir die Elfi ein Wespennest mit einem Auszug von Jura Sojfers „So starb eine Partei“ gebracht. Wer war das doch gleich? Damals total unbekannt!
So weit so gut, zum achtzigsten Jahrestag gibt es eine Reihe entsprechender Veranstaltungen, auf die mich Konstantin Kaiser aufmerksam machte und da bin ich erst daraufgekommen, daß Erich Hackl und Evelyn Polt Heinzl eine Anthologie mit den damals entstandenen Texten herausgebracht haben.
„Im Kältefieber“ heißt sie und im Augarten-Radius gibt es eine Reihe von Februarveranstaltungen, darunter eine Ausstellung über oder von Kurt Neumann 1902-1984, der auch ein Buch darüber herausgebracht hat.
Als ich mich nach vorne in den Saal gekämpft hatte, hielt Konstantin Kaiser auch gleich die Eröffnungsrede und freute sich über den großen Zulauf und heute morgen, gab es in den Nachrichten schon einen Bericht darüber, wo erwähnt wurde, daß die damals Großen, wie Karl Kraus, Elias Canetti und Joseph Roth über diese Ereignisse nicht berichtet haben.
Auch Stefan Zweig nicht, wie Erich Hackl gleich in seiner Einleitung erwähnte und dann durch das Buch führte, das in einige Teile aufgegliedert ist.
Die ersten Berichte über den Februar 1934 gab es in der DDR und im Wiener Globusverlag sind auch einige Bücher unter Ausschluß der Öffentlichkeit erschienen, darunter vielleicht auch das der Paula Wallisch, deren Mann nach den Kämpfen ja hingerichtet wurde und eine Veronika Knecht hat in der UDSSR auch darüber geschrieben.
Erich Hackl hat die Idee zu dem Buch gehabt und sich an Evelyne Polt-Heinzl gewannt, die ja sehr intensiv über die Zwischenkriegsjahre und auch über anderes forscht und so haben sie sich durch die diesbezügliche Literatur gegraben und die Romane ausgelassen, wo die bürgerlichen Generäle auf die Straße gehen, den Schutzbündlern gut zureden und dabei ihr Leben lassen, aber sehr viel Unbekanntes entdeckt und ihren Fokus auch darauf gelegt.
Die Literatur über den Februarkampf ist meist unlektoriert in den kleinen oder kommunistischen Verlagen erschienen und einige Neudentdeckungen gibt es in den Buch auch und dann wieder bekanntes, wie Anna Seghers „Der Weg durch den Februar“.
Von Franz Kain, dem Vater der Eugenie gibt es drei Geschichten, denn außer in Wien haben die Kämpfe auch in Linz und in der Steiermark stattgefunden.
In Linz hat es sogar begonnen und von Franz Kain, habe ich, glaube ich, ein altes DDR-Bändchen mit Geschichten, vielleicht sind die auch darin, nur finde ich es gerade nicht.
Das Seghers-Buch habe ich einmal gelesen. Von Ilia Ehrenburg gibt es einen Text und einen wo eine junge ungarische Kommunistin von Budapest nach Wien kommt, um an einem Tanzkurs teilzunehmen, es verschlägt sie in den Karl Marx Hof, wo sie die Kämpfe miterlebt und eine großbürgerliche Engländerin hat Geld gesammelt, ist damit noch im Februar nach Wien gereist um es auszuteilen und hat in der Presse darüber berichtet. Hans Raimund hat, wenn ich mich nicht irre, diesen Text, wegen der Großbürgerlichkeit der Autorin kritisiert und drei noch lebende Autoren gibt es auch in dem Buch.
Einer davon ist der über neunzigjährige Alfred Hirschenerger, der den Kampf als Jugendlicher miterlebte. Ihn habe ich vor ein paar Jahren bei einem Abendessen der Ruth Aspöck kennengelernt, dann bei einer Lesung im Palais Studelhof, als das noch der Gewerkschaft gehörte, gehört, bei der Kritlit hat er auch gelesen. Jetzt war er als einer der letzten Zeitzeugen in Ö1 und auch im „Standard, dann hat Melitta Breznik ein Buch darüber geschrieben und von Erich Hackl gibt es auch einen Text.
Interessant durch das Inhaltsverzeichnis geleitet zu werden. Gerald Grassl fragte nach der Literatur der Gegenseite und da erwähnte Evelyne Polt Heinzl daß von Richard Schaukal im „Atelierverlag“ ein Buch neu aufgelegt wurde und der hat ein Gedicht auf die gefalllenen Soldaten des 12. Februars geschrieben.
Als ich mir das buch ansehen wollte, waren die dreißig Exemplare ausverkauft, ich habe einige Bekannte im Publikum gesehen und einige andere Feburarveranstaltungen gibt es auch noch, von denen ich mir die im Republikanischen Klub angestrichen habe. Mal sehen ob ich es schaffe hinzukommen.

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