Literaturgefluester

2019-01-12

Den Himmel stürmen

Filed under: Bücher — jancak @ 00:53
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Jetzt kommt der vierte Roman des 1982 in Turin geborenen  Paulo Giordano dessen ersten Roman „Die Einsamkeit der Primzahlen“ ich Anfang  2012, als ich mir noch wöchentlich ein Buch vom „Wortschatz“ holen,  um es dann mit einer wahrscheinlich überschaubareren Leseliste demnächst zu lesen, gefunden habe und von dem jungen Italiener sehr beeindruckt war.

Ich habe ein par Jahre später „Den menschlichen Körper“ gefunden, aber noch nicht gelesen und vorigen Frühjahr im Leipzig hat mir Herr Grimm vom „Rowohlt-Verlag“ auf „Den Himmel stürmen“ aufmerksam gemacht, der auch in Frankfurt mit einem italienischen Buffet vorgestellt wurde.

Aber ich fahre ja nicht mehr nach Frankfurt, so habe ich mir das Buch ein paar Wochen später von meiner neuen Nachbarin abgeholt und jetzt gelesen und muß sagen, war ich schon von den „Primzahlen“ sehr begeistert, bin ich es jetzt wieder, auch wenn ich mich zu erinnern, glaube, daß das Buch in einem anderen Stil geschrieben wurde, habe ich von den „Primzahlen“ ja eine Borderlinestörung und eine schreckliche Kindheit der überforderten Jugend in Erinnerung, ist es hier anders, obwohl es eigentlich um ein ähnliches thema geht.

Ich habe mich in den letzten Tage, während des Korrigieren meiner „Magdalena“ viel mit dem Romanaufbau und der Romanschule der Jurenka Jurk beschäftigt, die bietet sie, glaube ich, vor allem den Krimi und Liebesromanschreibern an, aber Paulo Giordano hat sich, glaube ich, auch mit dem Romanaufbau beschäftigt, bekommt ihn sehr spannend hin und die „Bigger als life-Regel“ hat er, glaube ich, auch perfekt ausgeführt.

Dabei geht es höchstwahrscheinlich, um etwas Autobiografisches, ist ja Teresa, seine Heldin, auch 1982 in Turin geboren, sie hat aber, was ich auch sehr originell finde, eine krimilesende Großmutter, die in Apulien eine Villa hat und dorthin fährt Teresa jeden Sommer mit ihrem Vater, die Mutter weigert sich mitzukommen, was auch sehr seltsam ist.

Neben der Villa gibt es einen Ökohof, der einem Cesare gehört, der ist sehr fromm, fast sekterisch angehaucht, hat einen Sohn namens Nicola und zwei Pflegekinder, Bern und Tommasio, die er selbst unterrichtet und Teresa freundet sich in den Sommern mit den Burschen an.

Das heißt, nein, denn es ist eigentlich eine höchst dramtsche Liebesgeschichte, spnnend, wie Romeo und julio und mit einem fast ähnlich tragischen Ende.

Sie ist also schon als Jugendliche von Bern, dem Sohn von Cesares Schwester hingezogen und der ist ein halber Deutscher, obwohl er eigentlich Bernardo heißt, liebt Bücher vor allem den „Baron in den Bäumen“,  ein Baumhaus gibt es auch und natürlich wird Teresa, die eigentlich eine starke Frau ist, von ihm in die Liebe eingeführt. Es gibt aber auch eine Blutbrüderschaft und eine diesbezügliche Eifersucht zwischen den drei Freunden und als Teresa im nächsten Jahr wiederkommt, sagt die Großmutter, Bern ist nicht da und erzählt ihr etwas von einem Kind, das er hätte.

Das passiert im ersten Teil. Der zweite beginnt dann Jahre später eigentlich am Ende. Es ist Weihnachten und die Dreiunddreiígjährige wurde vom betrundenen Tommasio geholt, damit sie auf seine Tochter aufpasst, damit die Mutter nichts von seinem Zustand merkt und das Jugendamt einschaltet. Sie tut es und erpresst ihn damit, daß er ihr erzählt, was damals mit Bern und Violalibera, einem albanischen Mädchen passiert ist.

Psssiert ist, glaube ich, das, was ich auch in der „Brüderschaft“ beschrieben habe. Es gibt aber kein Kind, weil Violalibera schließlich an der Abtreibung verstorben ist und es geht wieder weiter mit der Chronologie, als Teresa dreiundzwanzig ist, da studiert sie schon, stirbt die Großmutter und vermacht ihr die Villa. Im Nachbarhof  haben inzwischen Tommaso, Bern, Corinne,  Danco und Guilana besetzt und führen eine Ökowirtschaft. Cesare und Floriana sind verschwunden, der Sohn Nicola, den der Vater den zwei anderen Kindern immer vorgezogen hat, studiert zuerst Jus und wird dannPolizist.

Teresa verkauft die Villa und kauft den besetzten Hof, die Wohngemeinschaft löst sich auf, Bern und Teresa bleiben über und wollen ein Kind, was aber nicht gelingt.

So kommt es zu künstlichen Befruchtungsversuchen, das Paar braucht zehntausend Euro, damit sich Teresa  den Embrio in der Ukraine einsetzen lassen kann. Dafür heiraten sie sogar und sammeln bei der Hochzeit Geld. Die Schwangerschaft gelingt trotzdem nicht und Bern und Teresa trennen sich.

Sie bleibt allein am Hof, kämpft mit der Landwirtschaft, bis eines Tages die Polizei vor der Türe steht und Bern sucht, denn er und seine Freunde haben sich an einer Besetzung  beteiligt, um das Fällen von Olivenbäumen zu verhindern. Dabei wurde Polizist Nicola ermordet, Bern, Dancio und Guilana stehen unter Mordverdacht und flüchten.

Dann, das ist dann, glaube ich, schon der dritte Teil, wird es wieder seltsam. Tersea bekommt „Amazon- Pakete mit natürlichen Schädlingsbekämpfungsmitteln und Büchern, obwohl sie nichts bestellt hat. Ahnt, daß sie von Bern stammen und eines Tages ruft auch eine Reisebüroangestellt an und sagt ihr Ticket nach Reykjawik liegt beret und sie soll sich dort die Gletscher anschauen.

Das hat sie auch nicht betellt, fliegt aber hin. Wird von Giuliana abgehlt und zu  einer Höhle gebracht, denn Bern, der sich schon bei der Olivenbaumbesetzung tagelang in den Bäumen, wie der berühmte Baron von Italo Calvino aufgehalten hat, ist jetzt in eine Höhle gefallen, hat sich das Bein gebrochen und kann nicht mehr heraus.

Sehr dramaltisch. Er stirbt und Teresa geht noch einmal zu Doktor Sanfelice, läßt sich die eingefrorenen Samen geben, fliegt  mit Tommaso noch einmal in die Ukraie und obwohl es keinen Leichnam gibt, läßt sie Bern  von Cesare, der das den Kindern auch immer gepredigt hat  und an die Seelenwanderung glaubte, beziehungsweise das Buch begraben und bereitet sich auf das die Geburt ihrer Tochter vor.

Ein sehr spannender Roman, leicht zu lesen und raffiniert ausgeführt. Im Nachhinein könnte man ihm ein wenig kitschig nennen. Während des Lesens ist man gebannt und sehr begeistert.Jetzt müßte ich noch Buch zwei lesen oder abwarten, was ich von dem jungen Italiener noch hören und lesen werde.

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