Literaturgefluester

2019-05-07

Friederike Manners Romanbericht

Heute fiel die Auswahl wieder schwer, denn drei sehr sehr interessante Veranstaltungen, wo ich eigentlich zu jeder gern gegangen wäre. So sprach Helmut Rizy im „Republikanischen Club“, wo ich ja nächste Woche die „Unsichtbare Frau“ vorstellen werde, über Primo Levi, in der „AS“ wurde in der Grundbuchreihe Reinhard Federmanns „Himmelreich der Lügner“ vorgestellt und in der „Gesellschaft für Literatur“ wo ich jetzt schon sehr lange nicht war, Friederike Manners „Die dunklen Jahre“

„Friederike Manner, who is she?“, werden meine Leser vielleicht fragen. Noch nie etwas gehört von der 1904 in Wien geborenen, die sich dort 1956 das Leben genommen hat. Das gilt aber wieder nicht für mich und vielleicht auch nicht für die, die regelmäßig die Bücherschränke freqentieren. Lag doch dort vor einiger Zeit ein kleines buntes Büchlein aus einem „Forum-Verlag“ „Lesen aber was?“, 1955 erschienen und da mich Bücher über Bücher ja sehr interessieren, habe ich begierig danach gegriffen. Es auch auf meine Leseliste gesetzt,  inzwischen von dort wieder  hinuntergenommen.

Der Name hat sich aber eingeprägt und auch das Bild von der verhärmt aussehenden Autorin mit Brille, ist sehr prägnat.

Sie wäre Lektorin, würde Rezensionen schreiben, weil sie leben muß, steht am Buchrücken, würde am liebsten aber schreiben und hat 1948 unter dem Pseudonym Martha Florian, den Roman „Die dunklen Jahre“ herausgebracht  und mit dem nie davon gehört, habe ich wohl ein wenig übertrieben.

Denn wenn man ins Netz geht, findet man schon einige Rezensionen über den seit 1948 erstmals bei „Atelier“ neuaufgelegten Roman und Erich Hackl, der gemeinsam mit der Herausgeberin Evelyne-Polt Heinzl, das Buch vorstellte, hat im „Standard“ auch einen recht langen Artikel darüber geschrieben. Denn die 1904 geborene, die als Lektorin arbeitete, Gedichte herausgegeben hat und mit dem jüdischen Arzt Hans Brauchbar, von dem sie sich eigentlich scheiden lassen wollte, verheiratet war, hat in dem Buch über ihr eigenes Leben geschrieben.

Romanbericht, keine Autobiografie sagten die Herausgeber. Der Unterschied ist mir nicht ganz klar. Aber ich ja keine Literaturwissenschaftlerin. Jedenfalls wird das Leben und die Fluchtgeschichte ziemlich eins zu eins nacherzählt, wenn auch die Protagonisten Ernst und Klara heißen. Das Buch 1934 beginnt und 1945 endet und das Paar mit den beiden Kindern 1928 und 1930 geboren, 1938 flüchten. Klara oder Friederike bringen die Kinder in die Schweiz, der Vater geht nach Belgrad, die Mutter kommt zuerst in die Schweiz nach und geht später, als sie aus der Schweiz, weil mittellos ausgewiesen wird, auch nach Jugolsawien. Der Mann wird ermordet.

Friederike Manner kommt 1045 wieder nach Wien schreibt dort Rezensionen und auch das Buch „Lesen aber was?“ und bringt sich 1956 um, weil sie in diesem Nachkriegsösterreich nicht mehr leben will.

Evelyne Polt-Heinzl diskutierte mit Usula Ebel, die Rezensionsgeschichte. Sie hat das Buch, das es nur in einer Literaturhausausgabe und nicht mehr antiquarisch gab, schon lange gelesen. dann gabs  eine Enquette dazu und jetzt ist es neu erschienen. Der Enkel, der Chirurg in Chicago ist und nicht mehr Deutsch spricht, hat sich bei ihr gemeldet und will jetzt das Buch auf Englisch herausbringen, daß er es lesen kann und  Ursula Scheidl hat zwei Stellen daraus vorgetrgen, die zeigten, wie schonungslos offen Friederike Manner, die „dunklenJahre“ beschreibt.

Es ist auch von Selbstmord die Rede und ich habe mich gewundert, daß sie so offen darüber schrieb. Das Buch ist aber unter einem Pseudonym erschienen und Evelye Polt-Heinzl erklärte auch, was ich sehr interessant fand, wie schonungslos offen Friederike Manner auch mit den Rezensionen umgegangen ist. Die Kriegsgegner lobte, die Mitläufer und Reichsschriftkammerpräsidenten aber anprangerte.

Es gibt in den verschienene Archiven und Bibliotheken Briefe an Hermann Hesse und Karl Kraus, denen Friederike Manner ihre Gedichte schickte. Sie hat auch welche an Josef Weinheber geschickt, der ja ein überzeugter Nazi war, dem sie auch gefallen haben und Evelyne Polt-Heinzl erwähnte auch den in den Fünzigerjahren erschienenen Leseführer und meinte, daß es, wenn auch kleingedruckt und auf schlechten Papier, interessant zu lesen wäre und ebenfalls interessant, daß außer mir noch zwei andere Besucher, das Büchlein mithatten. Darunter ein Herr, der erzählte, daß er in den Fünfzigerjahren Lehrling in der Buchhandlung Frick war, in dessen Haus sich auch der „Forum Verlag“ befand und er daher Friederike Manner öfter hinaufgehen gesehen hat.

Der „Atelier Verlag“ überlegt auch die Herausgabe des Leseführers, aber da habe ich, dank dem Bücherschrank ja das Original zu lesen und nochmals interessant, wer sich im Publikum befand. Ljuba Arnautovic und Luis Stabauer, die ja über ähnliche Themen schreiben und Margit Heumann, die ich auch vorigen Donnerstag in der „AS“ getroffen habe. Da habe ich noch Erich Hackls „Im Leben mehr Glück“ gelesen, ein Buch mit Reden und Schriften, in das auch die Schrift über Friederike Manners „Das dunkle Leben“ sehr gut passen würde.

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