Literaturgefluester

2017-10-25

Alles über Beziehungen

Jetzt kommt Buch acht des öst Bp und das wahrscheinlich letzte. Doris Knecht „Alles über Beziehungen“, wieder ein Kultubuch der Vorarlberger „Falter-Redakteurin“ von der ich schon „Besser“ und „Wald“, das mir sehr gefallen hat, gelesen habe und bei diesem Bobo-Rroman, über den fickenden Viktor kann man vielleicht auch nur „Na ja!“ sagen.

Na ja, so sind sie halt, die fickenden Männer, die Kulturmanager der intellektuellen Mittelschicht, mit drei Schwestern, zwei Ex-Frauen fünf Kindern, beziechnenderweise natürlich alles Mädchen, die Fahrrad fahren, viel trinken, kiffen und dabei immer die liebenswerten Kinder gleiben, denen die Frauen, die unzähligen Geliebten, die sie natürlich haben, alles verzeihen, denn sie können ja nicht anders, die armen Männer. Sie sind triebgesteuert und Viktor läßt es sich sogar von einem Psychiater bestätigten, daß das sexbesessen ist, also eine Zwangskrankheit hat und nichts dafür kann. Bezahlt ihm dafür genüßlich hundertfünfundsiebzig Euro in der Stunde, denn die Bobos verdienen ja gut und denkt gar nicht daran etwas daran zu verändern.

Kein Zweifel, daß Doris Knecht für ihren Viktor ein Vorbild hatte, vielleicht ein Mann aus ihrer Redaktion, wahrscheinlich eine Mischung aus vielen und die Szene mit dem Psychiater, wo man zuerst an das Kreditkartengerät muß, bevor man auf die Coutch darf, ist auch gut gelungen.

Die beste ist wahrscheinlich die, die Doris Knecht im Literaturhaus gelesen hat, als sie dem „Schule für Dichtung-Leiter“ über ihr Buch geplaudert hat. Da geht der fünfzigjährige, der als unscheinbarer Mann beschrieben wird, zur Gesundenuntersuchung und weiß nicht, wie er den Fragebogen über seinen Alkoholgewohnheiten ausfüllen soll?

Er fälscht dann natürlich, denn er schummelt sich durchs Leben, hat dafür auch Bluthochdruck und andere Sorgen. Denn Magda, seine Lebensgefährtin, eine tschechische Putztrupporganisatorin, will gehiratet werden. Seine Schwestern und sein Freunde wollen, daß er eine Geburtagspüarty schmeißt, seine Sekretärin ruft an, der Minister oder sonst ein Kulturgewaltiger will mit ihm Mittagessen und so geht  Viktor sich durch das Buch. Durch den langen ersten Teil der „Vorher“ heißt.

Er vögelt seine Freundinnen, Helen die Anwältin, Josy, die Biologin, glaube ich, alles Mittelschichtfrauen und natürlich verheiratet mit Kindern. Darunter tut es Viktor oder Ficktor nicht, denn sonst gäbe es ja Schwierigkeiten und er macht das alles so lieb und charmant, daß man dem Bubi nicht bös sein darf.

Dann kommt sie aber doch, die Katastrophe. Sie passiert in dem Kapitel „Dann“.

Da sitzt Magda mit den Kindern und ihren Freundinnen, Viktors Exgeliebte, die jetzt Zwillinge von einer Frau hat und seine Schwester ist dabei, im Schrebergarten, stopft den Kindern Eislutscher in den Mund und scheucht sie aus dem Swimmingpool. Dann kommt ein SMS. Ihr Viktor hat sie betrogen und alles ändert sich.

Das was wird dann im „Dann“ erzählt. Magda schickt die Kinder zu ihren Eltern auf den tschechischen Bauernhof und schmeißt ihn hinaus. Helen, dieAnwältin, der er rührende SMS schickt, daß sie seine Mails löschen soll, trennt sich von ihrem Paul. Viktor schwört Reue, rasiert sich den Bart ab, den Magda nie leiden konnte. Will jetzt heiraten, läßt sich sogar ein „Magda 4 ever“ auf die Brust tätowieren und landet dann doch, reumütig natürlich, mit Josy im Bett.

Für die, die jetzt ein Resume von mir wollen.

„Im Wald“ hat mir besser gefallen. Dieser Reigen plätschert lang so dahin und wenn man bei „Amazon“ nachschaut, wird das bemängelt, so daß ich Frau Knecht oder „Rowohlt“ auch nur raten könnte, das Lektorat daraufzulassen, zu straffen, zu überarbeiten.

Die zwei Szenen beider praktischen Ärztin und dem Psychiater sind eindeutig die besten. Das andere sind meistens nur Aufzählungen aus dem Boboleben und Viktors Heldentaten und dann bleibt natürlich die Frage, wer das lesen soll und, wieso das Buch auf die Bestenliste kam?

Die sexbesessenen Männer wahrscheinlich nicht, denn Männer lesen ja nicht so viel, die Frauen, die Bücherkäuferinnen offenbar schon. Aber wollen die wirklich dreihundert Seiten von einem lieben, sich durchvögelnden Arschloch lesen, das nichts dafür kann, daß er er seine Frau betrügt, weil er halt so ist, wie er ist oder die Frauen ihn erzogen haben?

Warum kam es also auf die Longlist? Die buchhändler werden wahrscheinlich sagen, weil es lustig und leicht lesbar ist und sich daher gut verkauft.

Da nicke ich und schüttle, siehe oben, gleich den Kopf.

Eine gute Mischung zwischen den drei sprachlich sehr anspruchsvollen Büchern, Franh Schuhs Essays, den zwei politischen und Paulus Hochgatterers „Traumatiserungsgeschiche“ ist es wahrscheinlich allemal.

Für mich wahrscheinlich nichts, denn ich habe ja einen eher konservativen Sexgeschmack und mag keine betrügende Männer. Der Alfred hat das Buch übrigens ins Leipzig gekauft und der Anna geschenkt.

Da habe ich mir schon nach der Lesung im Literaturhaus gedacht „Uje!“

Ihr hat es aber, wie sie mir sagte, gefallen, was ich sehr interessant finde.

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