Literaturgefluester

2023-03-29

So habe ich es aufgeschrieben

Filed under: Bücher — jancak @ 00:06
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Seit einigen Jahren gibt es ja beim „Ohrenschmaus“, dem Literaturpreis für und mit Menschen mit Lernschwierigkeiten , sprich also mentalen Behinderungen, ein Stipendium, David Silvester Marek hat eines bekommen und Viktor Noworski.

Da hat immer ein Autor mit dem Stipendiaten daran gearbeitet ein Buch herauszubringen. Der nächste Preisträger wird der mehrfach Gewinner Peter Gstöttmeier sein. Da darf ich ein wenig mitbetreuen und das letzte Buch, der letzten Preisträgerin der 1961 in OÖ geborenen Cornelia Pfeifer ist jetzt in der „Edition Ohrenschmaus“ erschienen. Da hat Anna Migutsch mit der Autorin gearbeitet beziehungsweise das Vorwort zu dem Buch, wie die 1961″ihr Leben mit Behinderung meisterte“, geschrieben und da gibt es zuerst ein Foto von der selbstbewußten Sechzigjährigen mit blauer Weste, Käppi und Umhängetasche und dann geht es durch das Leben der Autorin, die wie sie bekennt, immer schon gerne geschrieben hat.

Ein sehr berührender Lebensbericht der mit den ersten Lebensjahren an die sich die Autorin nicht mehr erinnern kann, beginnt. In Altheim wurde sie im März 1961 geboren. Sie war aber sehr lange krank und im Krankenhaus und wurde auch mit einem Herzfehler geboren. Eine ihrer Omas und auch ihre Eltern hat sie sehr jung verloren. Sie war in der Sonderschule, wo sich die Frau Studienrat sehr um sie gekümmert hat. Sie hatte viele Freundinnen, suchte Anschluß, es gab aber auch immer Schwierigkeiten und Mobbingerlebnisse. Einmal hätten sie die Kinder mit dem Kpf in die Kloschüssel gesteckt, sich dann aber gleich bei ihr entschuldigt.

Nach der Schule kam sie ins Elisabeth-Heim nach Gallneukirchen in die Weißnäherein, obwohl sie in Handarbeiten in der Schule gar nicht so geschickt war. Fünf bis acht Mädchen in einem Zimmer und strenge Schwestern. Es gab aber auch immer Betriebsausflüge und Freigänge zu der Schärdinger Oma und zwei jüngere Schwestern gab es auch.

Vier Jahre hat die Lehre im Elisabeth-Heim gedauert. Da wurde die junge Frau auch teilentmündigt und es wurde ihr erklärt, daß das sehr gut für sie ist, weil sie sich von nun ab, um nichts mehr kümmern muß.

Das nächste Kapitel nach den Schul- und Lehrlingsjahren schildert die Erfahrungen mit dem Corona-Virus, die für die Heimbetreuten mit den Lockdowns, Teillockdowns und Maskentragepflicht auch recht schlimm gewesen ist. Der jährliche Urlaub fiel auf, danach ging es aber gleich nach Zittau.

Das nächste Kapitel ist dann den schönsten Urlauben gewidmet. Da gab es einige bei Verwandten in Tirol, in Mayrhofen, mit Wanderungen und Lieblingsliedern. Später war sie mit der WG nach Italien und noch später hat es auch eine Kreuzfahrt gegeben.

Dann geht es weiter mit dem Lebenslauf. Als junge Erwachsene hat noch im Elisabeth-Heim, gelebt, das allerdings nach Linz übersiedelte, wo sie sich das Zimmer mit Erna und Elfriede und später noch mit einem anderen Mädchen teilte und es auch eine Nasszelle gab. Sie hat auch einen Brief an den Bundespräsidenten geschrieben, wo sie sich über das Heim beschwerte, aber eigentlich hat es ihr dort doch ganz gut gefallen und mit Dreiundzwanzig ist sie dann mit einer Anita ins Institut Hartheim übersiedelt, obwohl sie schon erwachsen ist, fühlt sie sich noch gar nicht so.

Das kommt erst später in den „Reifejahren“ Da übersiedelt sie von „Hartheim“ wieder nach St. Elisabeth zurück und kommt auch in die „Geschütze-Arbeits-Gruppe“, wo sie ein Gehalt bezieht, während die meisten ihrer Freundinnen bei der „Beschäftigungs-Therapie“ bleiben. Da gibt es einige Spannungen, wer was zahlen muß und wo mitmachen kann und später macht sie auch einige Ausbildungen, reist nach Brüssel und Befast, hält in Schulen Vorträge und befragt Behinderte nach ihren Wünschen.

Jetzt sind die „Ruhigen Jahre“ angebrochen, das heißt Cornelia Pfeifer, die inzwischen eine eigene Wohnung hat, ist in Pension gegangen, schreiben und Musik hören tut sie weiter und auch der „Ohrenschmaus“ wo sie einmal einen Preis gewann uind einmal auf der Ehrenliste stand, ist für sie sehr wichtig geworden. Jetzt hat sie das Stipendium bekommen und ein Buch über ihr Leben geschrieben, die allen, die sich über das Leben mit Behinderung mehr erfahren wollen, sehr zu empfehlen ist.

„Cornelia Pfeier bei diesem Projekt zu begleiten war ein Gewinn und eine Freude!“, hat Anna Migutsch in ihrem Vorwort geschrieben. Den kann ich mich anschließen und bei der letzten „Ohrenschmaus-Preisverleihung“ hat sie auch moderiert, was sie in ihren Ausbildungen gelernt hat.

2017-09-12

Andreas Latzkos Lebensfahrt

In der „Gesellschaft für Literatur“ gibt es eine „Autorinnenlexikon“ genannte Reihe, in der, wie Ursula Ebel erklärte, verschiednene Schriftsteller vorgestellt werden.

Franz Kafka war da ein berühmter und vielleicht auch Stefan Zweig, heute ging es aber um einen nicht so bekannten Autor, nämlich, um den 1876 in Budapest geborenen und 1943 in Amsterdam verstorbenen Andreas Latzko, der 1917 mit seinem, wie der Herausgeber Georg B. Deutsch erklärte, Buch „Menschen im „Krieg“ wo er über den ersten Weltkrieg schrieb, sehr  berühmt wurde und das jetzt, wie auch  „Friedensgericht“ bei „Milena“, der ja kein Frauenverlag mehr ist, herausgekommen ist.

Und Georg B. Deutsch, der sich auch sehr für Soma Morgenstern und die Gedenktafel in dem Haus, wo die „Auge“ immer Weihnachten feiert, angebracht wurde, einsetzt, hat jetzt unter dem Motto „1917-2017“, seine Erinnerungen, die unter dem Titel „Lebensfahrt“ zuerst von Andreas Latzko und dann von seiner Frau Stella geschrieben wurden, neu herausgebracht.

Ein interessanter Lebenslauf eines mir bis jetzt unbekannten Dichters und interessant war auch, daß Cornelius Hell im Publikum war und interessierte Fragen stellte, Bettina Balaka ist  neben mir gesessen , Frau Schmidt-Dengler, Helene Hofmann etcetera.

Der Abend war in zwei Teilen gegliedert. Zuerst stellte Georg B. Deutsch das Buch, beziehungsweise Andreas Latzkos Leben  vor.

Bettina Rossbacher hat aus dem Buch gelesen, Georg B. Deutsch hat erzählt und Bilder, beziehunsweise Lebensdaten projiziert.

AndreasLatzkaist auch viel herumgereist, hat sich auf einer Asienreise mit Malaria angesteckt,  wurde  im ersten Weltkrieg als kriegsuntauglich erklärt, er war auch ein Kriegsgegner, obwohl er später  an der Isonzofront war und hat die „Menschen im Krieg“ geschrieben. Ging nach Amsterdam, wo er auch 1943 gestorben ist.

Dazwischen hat er  auch einige Zeit in Salzburg gelebt und war mit Stefan Zweig befreundet, deshalb war der zweite Teil des Abends dem Briefwechsel zwischen Zweig und Latzko gewidmet.

Auch da hat Bettina Rossbacher einige Stellen vorgelesen und Hans Weichselbaum vom Trakl-Forum hat einen Vortrag über den Briefwechsel oder die schwierige Beziehung zwischen den beiden  gehalten. War Zweig doch berühmt und  vermögend, Latzko krank und es gab, glaube ich, Konflikte zwischen den beiden, wer jetzt wen besucht soll?

Zweig scheint sich aber sehr für Andreas Latzko interessiert zu haben, hat ihm seine Bücher geschickt, aber auch „Den wilden Mann“, einen  Roman Latzkos, der 1918 herausgekommen ist, mit Begeisterung während einer Zugsfahrt gelesen, wie er in einem Brief lang erklärte.

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