Eine Anthologie zum hundertsten Frauentag, herausgegeben von Christine Werner im „Arovell-Verlag“, das ist der, der mich einmal angeschrieben und gemeint hat ich solle Manuskripte schicken, sie würden im nächsten Jahr angesehen werden, was daran scheiterte, daß ich nicht so lange warten wollte und die Anthologie und die Texte, der darin erschienenen Frauen sind interessant. Auch die Auswahl der Frauen, sind das ja gar nicht die Altfeministinnen, wie Ruth Aspöck zum Beispiel, ich bin natürlich auch nicht drinnen, obwohl ich einmal sogar mit Christine Werner bei den Textvorstellungen gelesen habe, aberCornelia Travnicek hat ein selbstbewußtes Bild und eine Seite, die aus einem einzigen Satz besteht. Bekannte Frauen wie Eva Rossmann, ältere wie El Awadalla die ich vom Arbeitskreis schreibender Frauen kenne und bei deren Widerstandslesungen sich Christine Werner ja intensiv beteiligt hat und und und.
Gehen wir es einfach vom Anfang an. Da gibts zuerst ein Mail von Margit Hahn an Christine Werner, die sich darauf bezieht, daß Frauen gar nicht so brav sein sollen. Dann einen Hinweis, den ich vor allen für meine Kommentierer sehr interessant finde „Wer Tipfähler findet, darf sie behalten“, wie wahr. Dann geht es los mit der Titelgeschichte von Tina Leisch „Die Briten, die spinnen“, mit der ich 2000 bei dieser Widerstandslesung des Lesetheaters mitgemacht habe und in Eisenkappl im seben Zimmer übernachtet habe.
Eine spannende Geschichte in der die Filme- und Textmacherin von der Schule der Siebzigerjahre, den strengen Fräuleins, die dort die Mädchen fertigmachten und ihrer engagierten Mama, die das nicht zuließ, erzählt.
Dann kommt Eva Rossmann mit zwei utopischen Geschichten. Eine erinnert an Thomas Sautners „Fremdes Land“ und spielt im Jahre 2025, das Hantieren von Messer im Sinne der Fremd-und Eigengefährund verboten ist und man, wenn man dabei erwischt wird, vorgeladen wird und in ein Erziehungslager kommen kann. Die zweite „Johanna Dohnal wird achtzig“, habe ich, glaube ich, schon einmal gelesen.
Die 1957 geborene Dramaturgin und Autorin Barbara Unger-Wiplinger war mit bisher unbekannt und ihr Prosatext „Marie, Marie dein Kopf verbrennt!“, ist auch sehr dramatisch und es drehten darin die verschiensten Marien auf, die Regiemarie, die Moslemmarie, die Judenmarie, die Drübermarie, die Fakemarie und einen Josef gibt es auch.
Elisabeth Vera Rathenböck, kenne ich von der Zeit in der ich in der GAV-Jury war, damals habe ich nämlich ihr bei „Resistenz“ erschinenes Buch gelesen, das ich dann vom Verlag noch einmal bei einer Gratisaktion bekommen habe. Die 1966 geborene Oberösterreicherin schildert in ihrem Text „Mein Leben ist so rosa“ die Nöte einer Fünzigjährigen freiberuflichen Schriftstellerin, die eigentlich ausbrechen möchte, sich aber mit der Regel ihrer Tocher und den Männern, die sich nach ihren Schreibkursen bei ihr über ihre Manuskripte unterhalten wollen, auseinandersetzen muß.
Die 1965 in Wien geborene Sozialarbeiterin Andrea Steffal, die in Afrika Krankenhausmanagerin war oder ist, schildert in Mails an Christine Werner, wie das so ist, wenn der Yussuf keinen Pass bekommt, seinen Sohn Ismael daher nicht sehen kann und sich die geplante Euopareise verschiebt, weil man die Kinder der Großfamilie bei sich aufnehmen muß, damit sie aufs Gymnasium können.
Dann kommt Christine Werners Geschichte, die ich von den Widerstandslesungen kenne, die von einer Anna, einem Hochhaus, Erwin Ringel und den Nöten einer angstmachenden Erziehung, wie sie offenbar auch noch in den Siebzigerjahren ausgeübt wurde, erzählt.
Lale Rodgarkia-Dara, die mich einmal bezüglich der „Freiheit des Wortes“ für das „Radio Orange“ interviewte, erzählt vom Leben Nannerl Mozarts im Schatten ihres berühmten Bruders und El Awadalla hat eine sehr beeindruckende Geschichte von der Frau, die ihre spirituellen Kräffte am AMS anderen Arbeitssuchenden verkauft.
Die 1961 geborene Monika Krautgartner, „die schon rund zwei Dutzend Bücher veröffentlicht hat“, wie ich ihrer Biografie entnehme, erzählt die Geschichte einer Sozialarbeiterin, die das Schicksal ihrer „Akten-Kinder“ mit nach Hause nimmt und Sylvia Treudl, früher Frauenverlag, jetzt Leiterin des NÖ-Literaturhauses und Veranstalterin von „Literatur und Wein“ erzählt von einer prallen Bauernmagd, die sehr lustvoll und emanzipiert mit Sex umzugehen versteht. Karin Gayer, die ich vom Volksstimmefest kenne, weiß von einem Mann zu berichten, der zwar Bukowski, Rilke, Bachmann auswendig kann, mit Frauen aber kein Glück zu haben scheint und die Klosterneuburgerin Margit Hahn, von der ich noch einige Bücher zu lesen habe, erzählt von einer Single Frau, die in einem Wellneßhotel Urlaub macht, sich über die Benachteiligung, die sie dabei erfährt ärgert, dann die Gattin einer Urlaubsbekanntschaft vom Berg hinunterstößt und am Schluß wird sie noch deren Mann, der ihr Chef ist, sie aber nicht erkennt, entlassen.
Ein bißchen seltsam diese geballte Ladung der Frauenemanzipation, aber vielleicht empfinde ich nur so, weil ich Gewalt nicht mag.
Insgesamt habe ich ich eine interessante Sammlung weiblicher Stimmen gelesen, finde es nur schade, daß der „Arovell-Verlag“ wahrscheinlich nicht sehr viel Aufmerksamkeit hat und natürlich fehlen viele Autorinnen, darin, denn Österreich hat ja Literarisch sehr viel anzubieten, daß sich davon noch einige Anthologien ausgehen würden.
2013-12-29
Die Zuckerlfabrik im Schulbankfach
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