Literaturgefluester

2016-08-24

Licht im August

Bevor es mit dem „Buchpreis-Lesen“ weitergeht, noch ein Buch aus meiner Leseliste, das „Atalante“, als hervorragendes Mittel, gegen die „Buchpreis-Bulimie“ empfieht und der 1897 in Missisipi geborene William Faulkner, der 1962 dort gestorben ist und 1949/1950 den Nobelpreis für Literatur bekam, hat 1932 einen Roman geschrieben, der 1935 bei „Rowohlt“ auf Deutsch erschienen ist, den ich zweimal im Bücherschrank fand.

Das eine Mal fehlten, glaube ich, ein paar Seiten und das andere hätte ich jetzt fast schon von meiner Leseliste gestrichen, da ich ja nicht ein so unbedingter Fan der großen Amerikaner bin.

Des Titels wegen habe ich es drin geleassen, da ich ja gerne etwas mit Bezug lese und jetzt sogar meinem Vicki Baum- Schwerpunkt, den ich noch immer vor mich herschiebe, vorgezogen.

Mit Recht, denn es ist ein großartiges Buch, wenn ich auch gar nicht so genau warum sagen kann, denn eigentlich ist es mit seinen einundzwanzig Kapitel ein wenig langatmig. Es erzählt auch nicht sehr viel und das, um was es geht und warum es wahtrscheinlich auch als so großartig gilt, wird nur angedeutet.

Es ist die Stimmung wahrscheinlich, die erzählt wird oder, die das Erzählte auslöst, denn auf einmal ist man mittendrin im Sumpf des Südstaatenamerikas der neunzehnhundertdreißíger Jahre, wo der Alkohol verboten war und man daher vom Schwarzhandel lebte, sich alles um eine bigotte Frömmigkeit dreht, der Sex verboten ist, obwohl dann die schwangeren jungen Frauen herumlaufen, die verschämt Missis genannt und hinter ihrem Rücken getuschelt wird und es ist vor allem, ein Amerika der Rassentrennung, wo die Weißen von den Schwarzen nichts wissen wollen und sie trotzdem brauchen und auch das deutet Faulkner nur an, das heißt er beschreibt einfal das Nebenander der Neger und der Weißen, ohne besonders viel zu werten und zu kommentieren

Ja, ich habe noch ein altes Buch gelesen, 1972 erschienen, wo das noch so drin steht und  dem Wort „Niger“, das damals wohl schon ein Schimpfwort war, gegenübergestellt wirde, während „Neger“ wohl der normale Sprachgebrauch war.

Inzwischen gibt es eine neue Übersetzung, die übera2ll gelobt wird und mich würde da interessieren, ob man hier, wo wohl „Farbige“ „Schwarze“ oder „Afro-Amerikaner stehen wird, der gleiche Effekt erreicht wird, denn für mich war es gerade der Sprachgebrauch, daß ich mir den Kleinstadtmiff so gut vorstellen konnte.

Bei Harper Lee, deren verschollenen Erstling, ich kurz vor ihrem Tod vor Weihnachten gelesen habe, gibt es eine ähnliche Stimmung und Grace Metallious beschreibt wohl ähnlich direkt, obwohl es hier, so weit ich mich erinnern kann, nicht so sehr, um die Rassenfrage geht.

„Seit Henry James hat kein Schriftsteller ein so großes und dauerndes Denkmal für die Kraft der amerikanischen Literatur hinterlassen“, sagte laut Buchrücken John F. Kennedy und bei „Amazon“, wo man sich auf die Neuübersetzung bezieht, wird Barak Obama zitiert.

In meinem Buch hat der Vorleser: „Eine Lüge, die ein Leben trägt ist besser als eine Wahrheit, die ein Leben zerstört“, hineingeschrieben und ich weiß jetzt gar nicht so genau, was er damit meint, denn William Faulkner arbeitet sehr viel mit Symbolik, deutet an, verwendet Metaphern, so daß vieles, wenn man es eins zu eins betrachtet unlogisch erscheint, während es wohl insgesamt das dichte Nobelpreisbild ergibt, was meine Meinung über die großen Amerikaner revidiert. Hendry James halte ich aber eigentlich auch nicht für einen so tollen Schrifftsteller, zumindest habe ich mit der „Dame von Welt“ nicht so viel anfangen können.

Also da wandert eine hochschwangere junge Frau, Lena Grove mit Namen tagelang von Alamba, in den Süden auf der Suche nach ihren Kindesvater, Lucas Burch, von dem man ihr erzählte, daß er in Jefferson in einem Sägewerk arbeitet.

Das ist allerdings eine Verwechslung, der in dem Sägewerk heißt Byron Bunch. Lucas Burch ist zwar auch da, nennt sich aber Brown und ist ein ziemlicher Widerling von Mann, obwohl er hübsch aussieht. Lena begegnet bei den Kleinstadtweißen durchaus hiflsbereite Menschen, wird mit einem Wagen mitgenommen, ein Farmerin gibt ihr ihr Ersprartes, so daß sie sich eine Büchse Sardinen kaufen kann und Lena wird, als schweigsamme, unbeirrte Frau geschildert, die ihren Weg dahingeht und in die Kleinstadt Jefferson kommt.

Das Buch heißt so, habe ich, wo gelesen, weil es 1932 im August spielt und das tut es auch auf einer Ebene, nämlich auf der,  in der Lena nach Jefferson kommt, ihren Kindesvater sucht, das Kind gebiert und mit Bunch wieder wegzieht.

Dazwischen passiert noch ein Mord, da wird eine alte Jungfer, die sie sich für das Recht der Schwarzen einsetzt und ihre Schulen sozusagen als Supervisorin betreut von einem Dreißigjährigen namens Christmas, der in einer ihrer Hütten lebte, ermordet und dann gibt es wieder ellenlange Kapitel, die von jenen Christmas oder Joe Mc  Eachern, wie er nach seinem Adopivvater heißt, erzählen.

Christmas heißt er, weil er ein Waisenkind ist und zu Weihnachten vor die Schwelle des Waisenhauses gelegt wurde. Dann belauscht er die sexuallen Handlungen der Wirtschafterin mit einem jungen Arzt und wird zur Adoption freigegeben. Es ist auch noch die Rede, ob er nicht in ein Waisenhaus für Scharze kommen soll, denn er wird von den Kindern und der Wirtschafterin als „Neger“ oder „Niger“ beschimpft. Das schwarze Blut in ihm scheint auch seine Besessenheit zu sein, denn offenbar ist ihm das gar nicht anzusehen, wird aber ständig so beschimpft. Vielleicht auch eine Symbolik von William Faulkner,  mit der er die Situation beschreibt, die für außerhalb der Südstaaten lebende möglicherweise gar nicht so nachvollziehbar ist.

Er verläßt jedenfalls mit Achtzehn den Adoptivvater, einen bigotten Christen, der den Jungen oft genug prügelt. Christmas bestieht ihn auch, beziehungsweise seine Adoptivmutter, die eigentlich zu ihm hält, sich gegen ihren Mann aber nicht durchsetzen kann.

So kommt er in eine Hobelwerkstatt nach Jefferson, wohnt bei Joanna Burden in ihrer Negerhütte, hat auch ein sexuelles Verhältnis mit ihr, die für ihn kocht und ihn zu ihrem Nachfolger heranbilden will und von ihm, kurz vor ihrer Menaupause, wie bei „Wikipedia“ steht, auch schwanger wird. Als sie ihm zum beten zwingen will, schlägt er ihr den Kopf ab und zündet das Haus an und wird von Lucas Burch oder Brown, der mit Joe Christman in der Hütte lebt und illegal Whiskey verkauft wegen der tausend Dollar Belohnung verraten.

Es gibt noch einige andere seltsame Gestalten in dem Roman. So den Geistlichen Hightower, der in seiner eigenen Welt, beziehungsweise in den Bürgerkriegserlebnissen seines Großvaters lebt und daher übersieht, daß er von seiner Frau betrogen wird, die sich in einem Hotelzimmer in einer anderen Stadt in Anwesenheit eines Freiers aus dem Fenster stürzt. Deshalb verliert er sein Amt, weigert sich aber die Stadt zu verlassen und sitzt seither am Fenster und sieht hinaus, wird aber von Byron Bunch, der irgendwie auch seltsam ist, regelmäßig besucht.

Der verliebt sich sofort in Lena, die aber nichts von ihm wissen will, bringt sie in der Negerhütte unter, wo sie das Kind gebiert. Christmas Großeltern, die plötzlich, nachdem der geflüchtete Chrismas gefangengenommen wurde, auftauchen, helfen ihr dabei.

Christmas wird von einem eifrigen Polizizist erschoßen, Lucas  Burch, der durch Byron Bunchs Vermittlung mit ihr sprechen soll, haut ab, als er die Schwangere mit dem Kind sieht und so verlassen am Ende Lena, das Kind und Byron Jefferson und die Kleinstadt mit ihren Verirrungen und Verwicklungen, wo die Negerfrauen nachts durch die Hintertüren in die Häuser der Verlorenen schleichen und ihnen Essen bringen, das aus den Küchen der weißen Familien stammen, in denen sie Köchinnen sind, bleibt zurück.

Inzwischen wird sich auch dort sehr viel verändert haben oder trotz des farbigen Präsidenten, dessen Amtszeit jetzt ja bald ausläuft, eigentlich wieder nicht so viel, wenn man von den Unruhen und Demonstrationen liest, die ausgelöst werden, weil weiße Polizisten noch immer sehr schnell farbige Jugendliche erschießen, die sich das nicht gefallen lassen wollen.

Ein sehr interessantes Buch mit einer sehr dichten eindrucksvollen Stimmung, die zum Nachdenken anregt. Es soll das am leichtestens zu lesende Buch von William Faulkner, von dem ich sonst noch nichts gelesen habe, sein und mich würde interessieren, wie es den Lesern der Neuübersetzung geht? Vielleicht mag mir ein solcher einen Kommentar hinterlassen.

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