Literaturgefluester

2022-03-17

Und am Abend in die Wien-Reihe

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 20:39
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Während in Leipzig in der Schaubühne Lindenfels das „Wilde Österreich“, der Auftaktabend zum Gastland Österreich startet, bin ich brav in die „Alte Schmiede“ gestreamt, weil dort ja wieder ein „Wienreihe-Abend“ angesagt war und das passt irgendwie ganz gut, sich da in die Lteratur von Marianne Strauhs und Elena Messner, zwei mir eher unbekannte Autorinnen, obwohl ich mit einer von ihnen schon einmal am Volksstimmefest gelesen habe einzuhören, dann wurde es aber aus den bekannten Gründen, wie Johanna Öttl geheimnisvoll sagte.

Aha, Corona ja, zwei von den sechzigtausend Fällen die derzeit grassieren und da hat Julia Danielcyck umdisponiert und stattdessen Theresa Eckstein und Bettina Balaka eingeladen.

Und Theresa Eckstein, die Film und Medienwissenschaft studierte, am jüdischen Museum arbeitete, hat ein Dramatikerstudium bekommen und stellte ihr Projekt „Ida“ vor. Eine alte Jüdin, 1921 geboren, die mit ihren polnischen Betreuern im zweiten Bezirk spazieren geht und dabei ihre Geschichte von der jüdischen Verfolgung, da 1921 geboren durchgeht und nicht loslassen will.

Dann kommt ein zweiter Strang, da sind Malci und Ida Mädchen, Krankenschwester, die sich im Nazi- Wien bei jüdischen Familien und einer Hausmeisterin versteckten, beziehungsweise ohne Stern spazieren und ins Kino gehen.

Julia Danielczyk fragte dann, wie das mit dem Erzählen über die traumatischen Erlebnisse ist? Theresa Eckstein hat schon einen Film mit Gesprächen mit Zeitzeuge über dieses Thema gedreht „Überweiterleben“ und berichtete über ihre Erfahrungen mit den Gesprächen mit den Zeitzeugen, die es bald nicht mehr geben wird und meinte, daß es für sie wichtig ist in ihren Projekten auch vorzukommen. Die zweite Frage betraf das Thema Angst, die Ida in den Knochen steckte und die daher keine <kinder bekommen hat. Julia Danielczyk kam dann auf Elfriede Gerstl zu sprechen, die sich als Kind mit ihrer Mutter auch sehr lang verstecken mußte und die, wie sie meinte ihr Leben lang von Angst geprägt war, aber keine Anne Frank sein wollte. Interessant, daß der nächste „Autorinnen feiernn Autorinnen Abend“ Elfriede Gerstl gewidmet sein wird und da wird Sabine Scholl die Festrede halten.

Die 1966 in Salzburg geborene Bettina Balaka hat eine solche Rede schon gehalten oder hätte sie halten sollen, weil durch Corona bzw. dem Terroranschlag im November 2020 dreimal verschoben. Die bei Mandelbaum herausgekommene Broschüre über Eugenie Schwarzwald , die da geehrt wurde, gibt es aber schon und die 1872 geborene Eugenie Schwarzwald ist eine berühmte Schulgründerin und Sozialreformerin und hatte in der Herrengasse eine Schule, wo Hilde Spiel, Anna Freud und Vicki Baum ,ihre Schülerinnen waren. Bettina Balaka kam zuerst zur Aussprache ihres Vornamens, französisch oder nicht und kam dann auf die Schriftstellerin zu sprechen, die sie dem Publikum gern nahebringen wollte.

Da gibt es eine Geschichte von den „Zwei Ochsen von Topolschitz“, die Eugenie Schwarzwald für ein Sommerlager brauchte, die aber nie eingetroffen sind, obwohl immer diesbezügliche Telegramme kamen.

Die zweite Geschichte betrifft das Dienstmädchen Marynja mit dem heißen herzen, für die die neunjährige Eugenia einen Liebesbrief schreibt, weil sie von ihrem Freund versetzt wurde, wobei ich stark an die Novelle „Die Gouvernante“ vom Stefan Zweig denken mußte, obwohl die Schwarzwald Geschichte gut ausgeht, weil Marynja schließlich geheiratet wird, woran sich Bettina Balakas Frage nach dem Kitsch stellte.

Daniela Danielczyk fragte dann warum Eugenie Schwarzwald zwar als Sozialreformerin aber nicht als Schriftstellerin bekannt wurde und meinte, daß es die kleine Form ist, Eugenie Schwarzwald hat nur Feulletons aber keine Romane geschrieben hat, aber sehr hilfsbereit und sehr durchsetzungsfähig war.

Nach der Diskussion über die Mädchenbildung, stellte Julia Danielczyk noch die Frage nach der Fiktion, wie macht man es, wenn man einen Roman über den ersten oder zweiten Weltkrieg schreibt, muß man die wie Erich Hackl nur dokumentieren oder kann man auch etwas erfinden, also über Juden schreiben, wenn man beispielsweise keine Jüdin ist, Bettina Balaka meinte, daß man Rechtschreibregel ,brechen kann, wenn man sie beherrscht und meinte daß sie je weiter sie in die Geschichte zurückgeht sich mehr zu erfinden traut, etwas was beispielsweise auch meine „Wiener Verhältnisse“ oder „Paul oder Paula“ betraf, wo man mir mehr oder weniger deutlich sagte, daß ich das nicht dürfe.

Am Schluß wies Julia Danielczyk noch auf die „Frau mit dem Zauberstab“ hin, wie Bettina Balakas Festrede auf Eugenie Schwarzwald heißt.

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