Literaturgefluester

2022-05-31

Literatur und Klasse

Ein interessantes Thema, da gab es ja einmal, glaube ich, so einen Artikel „Lassen sie mich durch, ich bin Arztsohn!“, wo es darum ging, daß Personen aus Bildungsschichten leichter Aufnahme in den Lteraturinstituten finden und Sabine Sholl, die „Priessnitz-Preisträgerin“ und Mitbegründerin der Hochschule für Sprachkunst hat zu diesem Thema eine zweiteilige Veranstaltung in der „AS“ geplant und ich die ich ja aus einer Arbeiterfamilie stamme, wie ich immer sage, obwohl mein Vater, glaube ich, gelernter Buchhalter war und bis zu seiner Pension in der WGKK in der Statistikabteilung arbeitete, die Mutter war gelernte Stickerin hat später als Kindergartenhelferin, eine Zeitlang auch als Bedienerin gearbeitet, kann das auch bei mir nachvollziehen, obwohl ich nach der Hauptschule die sogenannte „Knödelakademie“ besuchte und dann Psychologie studierte.

Da kann ich mich auch an einen Dialog mit einer Mutter einer Schulkollegin erinnern, die meinte, daß ich ja meinen „Doktor“ auch heiraten könne. In der Unterschicht ist das nicht so einfach. Ich habe ihn aber selber gemacht und empfinde mich jetzt mit fast siebzig, eher klassenlos und in den Lteraturbetrieb habe ich es leider nicht geschafft, weil ich wahrscheinlich zu schüchtern war oder noch immer bin, keine Beziehungen habe und außerdem bezüglich der Rechtschreibung ein wenig rebellisch bin und das ist wahrscheinlich ein Problem, denn die im Verlag, die ja in fünf Minuten auf der ersten Seite entscheiden müßen, stolpern wahrscheinlich über das erste scharfe „ß“.

Ist halt so, da ich im nächsten Jahr fünfzig Jahre Matura und fünfzig Jahre literarisches Schreiben feiern werde, Freunde freut auch schon darauf, ist mir das inzwischen egal. Ich habe meine fünfzig oder so selbstgemachte Bücher, bald vierzehn Jahre meinen Blog, merke aber, jetzt kommen die jungen Frauen, die eine Literaturzeitschrift „P.S politisch schreiben“ gründen oder Romane über ihre „Migra-Vergangenheit“ schreiben und einen Verlag finden.

Sabine Scholl, die erwähnte, daß sie auch aus einer bildungsfernen Schicht stammt, hat daraus einen Themaabend gemacht und sich da zuerst mit Renee Gadsen, die ich von der „Schule für Dichtung“ kenne, über dieses Thema unterhalten oder eigentlich mit ihr über ein Buch der 1952 in Kenntucky geborenen Lteraturwissenschaftlerin bell hooks, die sich mit antirassistischer feministischer kapitalistischen Ansätzen beschäftige.

„Die Bedeutung der Klasse“ heißt das Buch, das schon vor zwanzig Jahre erschienen ist und das mit Renee Gadsden, die wie sagte, in New York in einer eher bürgerlichen Familie aufgewachsen ist, immer noch sehr aktuell ist, als ob es heute geschrieben worden wäre und die Schwarzen ohne Bildung haben es schwer. Noch mehr die armen Weißen und so versuchen alle mit Bildung aufzusteigen und verdrängen dann wohl die anderen „Lassen Sie mich durch, ich bin Arztsohn!“ oder die schreiben halt „daß“ mit zwei „ss“, wenn sie sich an der Hochschule für Sprachkunst bewerben. Falsch nicht alle, Tomer Gardi hat das nicht getan. Aber der hat sich dort, glaube ich, auch nicht beworben, sondern beim „Bachmann-preis“ „Broken German“ gesprochen und damit den „Leipziger-Buchpreis“ gewonnen.

Danach gab es zwei Lesungen von jungen Frauen mit Migrationeshintergrund, die beide, Zufall oder nicht, ihre Bücher bei „Residenz“ verlegten, die erste war die in Wien geborene aber offenbar aus einer polnischen Familie stammende Kaska Bryla, die „PS-Politisch“ schreiben gegründet hat und die ich bei der Krilit kennenlernte. Ihr zweiter Roman heißt „Der Eistaucher“ und da geht es um „Migras“, wie es Kaska Bryla nannte, die eine katholische Privatbschule besuchen und es da mit der einheimischen Elite nicht so leicht haben. Die zweite war die 1980 in Belgrad in geborene Barbi Markovic„, die seit 2006 in Wien lebt, auch beim „Bachmann-Preis“ las und glaube ich beim „Alpha“ mit ihren „Superheldinnen“ gewonnen hat, den „Priessnitz-Preis“ bekam und deren „Verschissene Zeit“ die vorgestellte wurde, ich gelesen habe. Darin wollte sie sich an Neunzigerjahre, die in Belgrad sehr kriegsgeprägt waren, erinnern und darin wird ja sehr geschimpft.

Dann wurde darüber diskutiert. Aber beide junge Frauen haben ja studiert und ihre Klasse, wenn sie sich überhaupt in einer schlechten befanden, erfolgreich überwunden und am Dienstag ging es dann mit der „Autosoziobiografie“ weiter, die Sabine Scholl mit Eva Schörkhuber, die ja auch bei „PS -Politisch schreiben aktiv ist , an Hand der Bücher von Anke Stelling und Annie Ernaux diskutierten.

Auotsoziobiographie ein Begriff, der mir bis daher fremd war. Es geht, um die Probleme, die man hat, wenn man vom Land in die Großstadt kommt und da nicht genau weiß, wie man sich verhalten soll, ob man den Apfel schälen oder hineinbeißen soll?

Da denkt die Psychologin es mangelt am Selbstbewußtsein, denn wenn ich das habe ist es egal, ob ich mit Konsalik-Büchern Deutsch lernte oder nicht. Aber da hat man wahrscheinlich nicht, wenn man aus der Unterschicht kommt und aufsteigen will und Sabine Scholls Credo war, glaube ich, zu zeigen, wie wichtig Bildung ist, daß man die Schichten überwindet.

Dann gab es das Beispiel, wo ich wieder an Tomer Gardi dachte, von einem Franzosen, der bewußt „schlechtes“ Französisch verwendete und Iris Radisch, die das Buch dann rezensierte hat das nicht verstanden und das Buch heruntergemacht, weil sie von Büchern die perfekte Sprache erwartet und da sehe ich mich mit meinem „Die Rechtschreibung und die Grammatik ist egal! und dann werde ich beispielsweise im Blog heruntergemacht, weil ich Rechtschreibfehler habe.

Daran schließt sich die Frage, wer über was schreiben darf? Eine Heterosexuaeller nicht über Transgender, wie ich ja hörte als ich „Paul und Paula“ geschrieben habe, eine Weiße darf keine Dreadlocks haben und hat sie sie wird sie bei gewissen Veranstaltungen nicht mehr eingeladen und da sind wir wieder bei den Vorurteilen, die es ja, glaube ich, zu überwinden gilt.

Interessant, interessant und ich schließe mit dem Wunsch, daß man einfach schreiben soll und, daß es toll ist, daß man das tut. Aber das Problem ist dann wahrscheinlich immer noch der Arztsohn, der in Leipzig aufgenommen wird, während das selbstbewußte Arbeiterkind vielleicht abgelehnt wird.

Nach der Pause gab es wieder Textbeispiele, das erste stammte aus dem Theaterstück „Einfache Leute“ von Anna Gschnitzer, die ich, glaube ich, bei der ersten „Studentenlesung“ kennenlernte und die jetzt in München lebt und Theatertexte schreibt. Bei dem Vorgestellten hat die Dramaturgin Alex, den gleichen soziokulturellen Hintergrund, wie in der Diskussion beschrieben wurde.

Dann kam Verena Mermer mit ihren „Autobus Ultima Speranza“, wo ein Autobus vor Weihnachten die Vierundzwanzigstundenbetreuerinnen und andere Arbeitsmigranten von Wien nach Rumänien fährt und Verena Mermer im Gespräch die Schwierigkeiten erläuterte, die sie beim Recherchieren hatte.

Eine interessante Veranstaltung bei der, wie Sabine Scholl am Schluß erklärte, es wahrscheinlich noch viel Arbeit gibt, bis die Klassenunterschiede fallen. Ich werden in diesem Sinn weiterschreiben und am Mittwoch werde ich Sabine Scholl wahrscheinlich im Rathaus wiedersehen, wo sie die Festrede zu Elfriede Gerstl hält.

8 Kommentare »

  1. In Erwiderung Ihres flapsigen Kommentars bei mir: Lernen Sie erstmal richtig Grammatik und Rechtschreibung sowie Zeichensetzung, anschließend fangen Sie mit Kurzgeschichten an, stellen diese auf Plattformen zur Diskussion, nehmen Ratschläge an und an Schreibwettbewerben teil, verbessern sich nach und nach, dann würde es auch mit dem von Ihnen so heiß ersehnten und regelmäßig herbeigejammerten „Literaturbetrieb“ irgendwann klappen.

    Kommentar von Ulrich Lucas — 2022-06-01 @ 07:46 | Antworten

  2. Vielen Dank für die Tips, ich bleibe aber, glaube ich, schon beim Gewohnten, denn sonst läuft mir ja die Zeit davon, wenn ich nach dem Rechtschreibkurs mit den Wettbewerben und Kurzgeschichten beginne, was ich schon vor dreißig, vierzig Jahren und im „Arbeitskreis schreibender Frauen“ bzw. der Schreibgruppe, getan habe!
    Bis ich da Erfolg hätte, wäre ich wahrscheinlich hundertfünfzig und der Ruhm würde an die Enkeltochter gehen! Meine Texte werden aber sowieso immer kürzer!
    Also die Schreibberichte in den Blog, um damit die Bücher vorzustellen, „druck.at“ ist eine empfehlenswerte Quelle, die schnell und billig ist! Wer sich dafür interessiert, kann sich hier alle Informationen und auch die Bücher holen, beziehungsweise mir in Kommentaren Feedback geben!
    Das sind nicht viele, ich weiß, die Buchpreisbücher werden aber auch nicht sehr oft, wie ich fürchte, gelesen und fragen Sie mal in Wien, wer den letzten österreichischen Buchpreis gewonnen hat? Da werden Sie wahrscheinlich auch nicht so schnell die richtige Antwort bekommen!
    Die Rechtschreibung kann ich, glaube ich, so, wie ich sie will und, daß es mit dem Literaturbetrieb weiterhin nicht klappen wird, davon gehe ich aus!
    Allerdings zehn Bücher über Corona ist schon etwas und wer sich hier für kritische Stimmen interessiert, ich weiß, das kann noch dauern, kann hier fündig werden!
    Liebe Grüße und wirklich, wenn Sie mit den „Grünen“ wandern gehen, werden Sie nicht für „rechts“ gehalten werden! Ansonsten wandern ist schön und wichtig, denn es hält gesund und da braucht man sich auch nicht über jeden, vielleicht dummen Kommentar ärgern, weil das nur auf die Galle geht!

    Kommentar von jancak — 2022-06-01 @ 08:04 | Antworten

  3. Ich frreu´ mich an dem Blog seit Jahren,
    weil viele Infos, ob die wahren?
    Was solls, ich habe nicht die Zeit so intensiv zu lesen,
    erfahre hier was literarisch ist und ist gewesen.
    Grammatik und so weiter,
    Herr Lucas, nehmen Sie das bitte heiter!
    Wenn wer so bissig kritisiert,
    sich nur im Äußerlichen halt verliert.
    Ich versteh´ ja gut, dass Sie sich grämen,
    doch braucht Frau Jancak sich ob nix zu schämen.
    Sie liest und schreibt und macht so weiter,
    ich wiederhole mich, man bleibe heiter!

    Doris Kloimstein

    Kommentar von schreibzeug123 — 2022-06-01 @ 21:11 | Antworten

  4. Liebe Doris Kloimstein, vielen Dank für deine Unterstützung, denn ich war gerade bei der Festrede von Sabine Scholl zu Elfriede Gerstl, die ja auch irgendwie eine Randfigur im Literaurbetrieb war und da hat sich Heimito von Doderer einmal auf ihren „kleinen Text“ bezogen und da habe ich an den Kommentar des lieben Uli gedacht und ich mag ihn, obwohl er ein Rechter ist, nach fast sechs Jahren Blogkontakt inzwischen wirklich sehr, der da einfach über mich drüber fährt und mir den Rat gibt, nach fünfzig Jahren Schreiben, einen Rechtsschreibkurs zu besuchen und dann mit einer Kurzgeschichte anzufangen, weil er sich für sehr viel besser, als mich hält!
    Da sieht man wieder einmal die männliche Arroganz und Ignoranz und der Elfriede Gerstl, die ich ebenso sehr mochte, ist es im männlich dominierten Literaturbetrieb der 1960-Jahre wahrscheinlich ebenso gegangen!
    Liebe Grüße und wir sehen uns vielleicht in zwei Wochen, ich habe wieder ein paar Bücher für dich und freue mich schon sehr!

    Kommentar von jancak — 2022-06-01 @ 22:25 | Antworten

    • Wenn nach 50 Jahren Schreiben und Lesen immer noch Sätze entstehen, bei denen sich einem die letzten Haare aufstellen, haben die 50 Jahre leider nichts bewirkt und können nicht als Maßstab herangezogen werden. Das hat – außer in Ihren Augen – nichts mit Arroganz zu tun.

      Liebe Frau Kloimstein, ich nehme es durchaus heiter. Meistens dann, wenn Frau Jancak in schöner Regelmäßigkeit an die Tür des „Literaturbetriebs“ hämmert und in ihrer Trauerrede darüber, nicht hereingelassen zu werden, so viele Fehler auftreten, dass sie sich darüber eigentlich nicht zu wundern braucht. Wenn dann noch im nächsten Satz vom Traum des Nobelpreises zum x-ten Mal die Rede ist, dann ist die Erheiterung tatsächlich groß!

      Kommentar von Ulrich Lucas — 2022-06-02 @ 08:01 | Antworten

  5. Da werden wir uns wohl nicht einig werden! Mag sein, daß ich Fehler habe, die Sie stören und mich deshalb nicht als Schreibende anerkennen! Dem Herrn Wagner ist es mit dem Herrn Beckmesser wohl auch nicht anders gegangen! Ich schreibe aber jetzt schon über neunundvierzig Jahre literairsch und an die sechzig wahrscheinlich so und da man, was, ich wirklich glaube, durch das Schreiben besser wird, ist es für mich so okay!
    „Es ist was es ist, sagt die Liebe“ oder Erich Fried und daran halte ich mich!
    Daß es mit dem Literaturbetrieb nichts wird, das habe ich schon begriffen und würde trotzdem gern den Nobelpreis haben, wenn auch nur, um Sie zu ärgern, wenn ich das formuliere!
    Also schreibe ich auf meinen Blog, gebe meine Bücher selbst heraus, gehe viel zu Literaturveranstaltungen, lese viele Bücher, treffe am Markt, die liebe Doris Kloimstein und duelliere mich mit Ihnen! Und was die Arrgoganz betrifft, Sie wollen provozieren, während ich mir Akzeptanz und Anerkennung wünsche!
    Herz was willst du mehr, liebe Grüße und schönen Tag!

    Kommentar von jancak — 2022-06-02 @ 08:50 | Antworten

  6. Sehen Sie, genau das ist der springende Punkt! Kritik ist in Ihren Augen Provokation. Sie nehmen es nicht als Hilfestellung oder gutgemeinten Hinweis, Sie empfinden es als Bösartigkeit oder Arroganz gegenüber Ihrer Person. Das altbekannte Lied, liebe Frau Jancak. Solange Sie diese Einstellung nicht ablegen, wird das nichts mit der ach so heißersehnten Anerkennung.

    Kommentar von Ulrich Lucas — 2022-06-03 @ 08:02 | Antworten

    • In meinen Augen wollen Sie provozieren, haben Sie ja selbst einmal geschrieben, daß Sie mich lesen, um sich zu gruseln und dann Ihre spitze Zunge üben oder Ihren Frust auf die Welt abzulassen!
      Warum ich Ihnen trotzdem antworte? Wahrscheinlich auch um meine Schlagfertigkeit zu üben! Als Hilfestellung empfinde ich Ihre Kommentare nicht und natürlich will ich Anerkennung und so, wie ich bin akzeptiert werden! Wenn Sie im Moment mein einziger Kommentierer sind, wird das nicht gelingen, ganz klar und im Gegenteil!
      Ich habe wieder zwei Gegenbeispiele, zum Beispiel das neue Buch von Urs Allemann und den Satz „Ich hatte den alten Carruther mit dem Spaten niedergeschlagen“ in unzähligen Variationen und zehn Jahren Arbeitstzeit. Ist das Literatur?
      Wenn das beklatscht wird, dann kann ich auf auf meine Weise schreiben! Tomer Gardi tut das auch und der Journalist Norbert Kron, der sicherlich viel besser als ich, die Rechtschreibmaschine bedienen kann, hat ein Buch über E. T . Hoffmann, der von 1776-1822 lebte, geschrieben und sich da der damals gültigen Schreibweise bedient. Also Brot und vieles andere mit „th „geschrieben.
      Damals war das üblich, heute bekommt man eine fünf in Rechtschreibung! Warum eigentlich und ist das wirklich wichtig? Gibt es momentan nicht viel dringendere Probleme?
      Den Verlust der Freiheitsrechte, die allgemeine Entmüdingung und allgemeine Digitalisierung, die Einführung des sozialen Kreditsystemes, die allgemeine Überwachung und und und…
      Darüber will ich gerne schreiben in meinem sechzigsten selbstgemachten Buch und stellen Sie sich vor, lieber Uli, es fällt mir nichts dazu ein! Eine black wall im Gehirn! Macht ja nichts, könnte man meinen! Wäre ohnehin schon das vierte Buch in diesem Jahr! Also geduldig sein, abwarten und zurückschalten! Das meinen Sie sicher auch!
      Also alles Gute, schönes Pfingstwochenende, gehen Sie ein bißchen wandern! Das ist gesund und schreiben Sie über die gesellschaftliche Situation oder etwas anderes! Ich werde sie nicht heruntermachen, denn das ist nicht meine Art!

      Kommentar von jancak — 2022-06-03 @ 08:22 | Antworten


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