Literaturgefluester

2013-07-31

Zweite Woche Schreibklausur

Filed under: Uncategorized — jancak @ 09:11

Die erste Sommerfrischenhalbzeit ist beendet, es geht in die fünfte Sommerfrischennwoche, vier bleiben dann noch über, bis es wieder nach Wien und aufs Volksstimmefest geht, wo wir diesmal ohne Rolf Schwendter lesen müßen und ich, wenn ich es schaffe, noch einen kurzen Text „Lieber Rolf Schwendter“ dafür schreiben werde und Christoph Kepplinger uns schon seine Vorschläge für den heurigen Büchertisch schickt.
Da kann man wohl nur sagen, „Kauft Leute!“, ganz egal wo die Bücher aufliegen werden und Flohmarktbücherkisten gibt es am Volksstimmefest immer auch und da habe ich mir ja einmal meinen ersten Lidio Mosca-Bustamante herausgezogen, noch bevor ich ihm bei Hilde Schmölzers Sylvesterparty kennenlernte.
Wie es war? Eigentlich großartig und wundervoll. Vor allem schon das Wetter. Ein ganzer Juli fast ohne Regen und strahlend schöner Sommerhitze, in die Sommerlöcher bin ich nicht gefallen, obwohl ich ein wenig frustriert von Hans Raimunds Kommentar, daß ich uninteressant und desinteressiert schreibe, in die Sommerfrische hinausgezogen bin.
Das Desinteressiert stimmt sicher nicht, da würde ich bei nur halbwegs objektiven Richtern wahrscheinlich jeden Prozeß gewinnen, uninteressant scheints empfunden zu werden, das kann ich nicht leugnen, daß sich offenbar niemand, für die, die da so beharrlich vor sich hinschreibt, liest, zu Veranstaltungen geht interessiert und, daß sich die sogenannten Profis darüber ärgern, daß man jetzt so einfach seine Meinung im Internet äußern kann, ist auch zu verstehen. Ich bin allerdings auch GAV-Mitglied, habe, wenn auch nur einen Elternratgeber übers Stottern im Fischer TB, der dann auch noch gemeinsam mit einer Arbeitskreisfrau geschrieben wurde.
Aber das ist jetzt so, daß das Internet und auch Amazon scheinbar demokratische Meinungsforen bieten, die wahrscheinlich natürlich ihre Grenzen haben und die ich seit fünf Jahren genauso nütze, wie seit 2000 die Möglichkeiten des Digitaldrucks, lange bevor das Indie hieß und das bei Amazon jeder konnte, aber dann gibt es noch die Indie-Kleinverlage mit ihrer Indie Hot Lists als Konkurrenz zum dBp, der jetzt auch bald bekanntgeben wird.
Man sieht, das Bücherleben ist kompliziert und im Umbruch, was hat das aber mit meiner Schreibklausur und der Frage wie das erste Sommerfrischemonat geworden ist, zu tun?
Viel natürlich, denn ich bin ja nicht nur frustriert, sondern auch mit vielen Plänen und ein paar Artikeln im Voraus in die Sommerfrische aufgebrochen. Habe mir in der ersten Woche das „elitäre“ Bachmannpreislesen gegeben und am Schluß desselben erfahren, daß es das noch mindestens fünf Jahre weiter geben wird, habe mein „Literaturgeflüstertextebuch“ fertig korrigiert und dem Alfred übergeben, damit er es möglichst bis zu meinem sechzigsten literarischen Geburtstagsfest fertigmachen kann. Das war vor zwei Wochen und ich schließe jetzt auch ganz offiziell meine selbsterwähltes St. Pöltner Stadtschreibermonat ab, bei dem ich mein kleines Stadtschreibberbuch fertiggeschrieben habe, mich vom Bürgermeister durch St. Pölten führen ließ, die St. Pöltner Buchhandlungen, das heißt vorwiegend den „Tahlia“ besuchte und einen Lesemarathon entlang der Traisen machte. Denn ich habe ja schon mit meinem neuen Buchprojekt begonnen und begebe mich den Monat August in Schreibklausur und kann da meinen interessierten Lesern, die ich habe oder auch nicht, berichten, wie es mir damit gegangen ist.
Auf der einen Seite gut natürlich, denn ich bin ja eine fleißige disziplinierte Schreiberin, so habe ich vor zwei Wochen mein Konzept notiert, die zwölf Personen für meine dreizehn Kapitel aufgestellt und zu schreiben begonnen. Acht Kapitel habe ich jetzt, beziehungsweise vierundfünzig Rohseiten und einundzwanzigtausendachthunderzwanzig Worte, ein knapper halber Nanowrimo und nachdem mir zwei Personen abhanden gekommen sind, eigentlich nur mehr Ideen für zwei Kapiteln, eines mit dem Plagiatsautor und jetztigen Fried-Preisträger Jakob Pröchtl und dann noch eines mit dem Psychiater Stephan Horetzky, dessen Vater schon Ernst Schwarz betreute und dann gibt es noch die vage Idee für das Schlußkapitel, das wieder zur Laura Augustin und ihren Bücherbergen für zehn Jahre zurückgehen soll.
Das letzte Kapitel „Eine Schwester für Zoe-Philipa“ hat nur mehr vier Rohseiten, die anderen jeweils sechs, das heißt der Stoff geht mir aus und ich bin wieder einmal zu flüchtig und zu schnell beim Niederschreiben und das Feedback, bzw. jemand, der der mir sagt, wird schon, toll, aber da oder dort, solltest du dran bleiben, fehlt und ich gehe ja genausowenig zu einem privaten Lektor oder Schreibcoach, wie zu einem Zuschußverlag und auch da habe ich ich ja schon gehört, die Lektoren nehmen gar keine Indies, die Druckkostenzuschußverlage, glaube ich, schon, aber die wird es durch die Möglichkeit des Selberpublizierens bei Amazon ja vielleicht bald nicht mehr geben.
Also werde ich heute, wenn ich mit der „Sophie Kinsella“ gebadet habe und ein Stück die Traisen hinuntergeradelt bin, das Ganze durchkorrigieren, das ist auch schon so ein Ritual und hilft meistens und dann das große gelbe Buch bemühen und versuchen auf die Sprünge zu kommen, was ich in den dreizehn Kapiteln eigentlich aussagen wollte?
Ich wollte über eine Frau schreiben, die bald in Pension geht und eine Bücherliste bis 2023 hat und jetzt vor ihren Bücherbergen steht und die auflesen will, das ist bisher nur angedeutet, obwohl ich schon öfter versucht habe, darüber zu schreiben und dann über eine Bücherbloggerin, die schreibt und schreibt und keiner merkst und da ist auch die Idee, daß der Plagiatsautor, der jetzt rehabilitiert und erfolgreich ist, zu der Bloggerin geht, die auch Therapeutin ist und ihr davon erzählt. Da mich einige der Themen selbst betreffen, bin ich, wie meine Leser merken werden, in diesem Punkt vielleicht blockiert und sollte eine Wendung finden, diese Blockade zu lösen und das andere kann man sicher auch noch ausarbeiten und ergänzen, so daß es wirklich ein spannender Reigen wird, der ist mir in dem Rohentwurf vielleicht auch ein bißchen abhanden gekommen.
Da ist sehr viel angerissen und noch zu wenig ausgeführt, wofür man vielleicht eine zweite Kapitelrunde bräuchte und der Reigen wäre wieder weg.
Mal sehen, in zwei Wochen schreibt man wirklich keinen Roman, zumindestens die Profis, die dann auf den dBps stehen, tun das nicht, die lassen sich meistens zwei Jahre dafür Zeit, während die sogenannten Gebrauchsautoren mit den Pseudonymen und auch die, die ihre Sachen auf Amazon hochladen, viel schneller sind und ich bin auch eine Schnelle, obwohl ich, Kritiker herhören, einen literarischen Anspruch habe. Meine Hemmung scheint aber trotz fünf Jahre Literaturgeflüster, dreißig selbstgemachten Büchern und drei anderen, eins bei einem Kleinverlag, die zwei anderen bei großen, immer noch vorhanden zu sein und da ist es vielleicht wirklich eine Strukturhilfe mir die nächsten vier Wochen eine Schreibklausur zu verordnen, in dem ich das Rohkonzept aufpäppöe, bzw. es zum Wachsen und sich Entwickeln bringen kann.
Denn ich muß ja auch meine Potentiale haben, auch wenn ich immer von meinen Grenzen und dem, was ich noch nicht kann, schreibe, „Ich bin so schnell, ich bin so flüchtig…!“, natürlich ja, zuwenig abgehoben bin ich auch, das hat mir Karl Markus Gauß einmal gesagt und habe zu wenig „Ecken und Kanten“, wie Ju Sophie meinte.
Stimmt natürlich, aber ich habe viele Ideen und wenn ich dabei bleibe und vielleicht lerne wirklich zwei drei viermal oder wie oft auch immer zu überarbeiten, komme ich vielleicht weiter. Sich selbst an der Nase nehmen ist sicher gut, wenn ich schon die Verlagslektorin nicht habe, die das für mich tut und offenbar auch keine Blogleser mehr, die sich für meine Schreibberichte interessieren.
Also die nächsten vier Wochen am Rohkonzept bleiben, davor sitzen, wie vor dem weißen Blatt bei freewriting und nicht zu vorschnell als fertig erklären und dann wie der Sisyphos den Stein im nächsten Buch wieder nach oben rollen, der dann auch prompt hinunterfällt.
Eine gute Idee oder? Sicher, also heutem morgen übermorgen alles korrigieren und dann nochmals im Bett auf der Terrasse, an der Traisen, am See oder wo auch immer mein Konzept im gelben Buch durchgehen und erweitern, ob ich das jetzt drei Tage lang machen werde oder doch die zwei Kapiteln für die ich schon Ideen habe, schreiben werde, weiß ich noch nicht.
Die zwei Personen damit es dreizehn Kapiteln werden, sollte ich auch noch wiederfinden und die anderen Ideen, die in dem Rohentwurf enthalten sind herausnehmen und weiterschreiben, ist vielleicht auch ein konstruktiver Vorschlag.
Mal sehen, es geht mir mit dem Schreiben eigentlich gut, und weil ich so viel schreibe und mich auch bei den anderen umsehe, bin ich auch ein Stückchen selbstsicherer geworden. Der Literaturbetrieb ist nur leider sehr sehr hierachisiert und die, die darinnen sind, alles Einzelkämpfer. Dem Buchhandel geht es sehr schlecht kann man jetzt überall lesen. Bei den Bloggern gibt es ganze Diskussionen darüber. „Steglitz meint“, hat da jetzt eine Serien, wo sie Buchhändler interviewt und die sagen alle „Kommt in die Buchhandlung Leute, wir beraten euch, wir wollen aber eigentlich keine E-Books und auch keine Selbstpublisher, weil die so viele Fehler haben und wir die Quualität nicht beurteilen können!“
Die kritischen Leser regen sich dann darüber auf, daß in den Buchhandlungen nur „Shades of Grey“ und Non Books liegen, also das, was die gestreßten Werktätigen oder auch Arbeitslosen im Urlaub gerne lesen, Jochen Jung hat einen Artikel über die Lesungen als Events geschrieben und Cornelia Travnicek ihren Autorenkollegen erklärt, daß ein Verlag vom Autor kein Geld nimmt und eine Agentur ebenfalls nicht, daß aber die, weil sie ja nur bei Erfolg verdient, sich die Leute und die Manuskripte die sie nimmt, sehr gut aussucht, womit sich die Katze wieder in dem Schwanz beißt. Was sollen die nun tun, die (noch) nicht genommen werden? Weiterschreiben natürlich und auf ihren Blog darüber berichten, statt eine Agentur bezahlen, die sich wahrscheinlich nicht sehr bemüht, sondern ein paar E-Mail aussendet oder wie man im „Wilden Rosenwuchs“ nachlesen kann, an einen Druckkostenzuschußverlag verweist, aber dafür braucht man nicht fünfzehn Prozent zahlen, den findet man schon alein und braucht ihn, seit es das Kindle Selbst Publishing gibt auch nicht mehr und da habe ich ja vorige Woche Martina Gerckes „Glücksstern mit Schwips“ gelesen, über die ich ja schon geschrieben habe, daß es mir sehr gefällt, daß sie nicht aufgibt sondern weiter macht und jetzt auf ihrer Facebookseite ein wunderschönes Bild mit drei Büchern auf einer Wäscheleine hat und dann noch ein viertes auf dem steht, daß es im Herbst erscheinen wird.
Es schreiben relativ viele Leute, dafür lesen immer weniger, die Verlage stöhnen und bekämpfen einander, die Autoren tun das vielleicht auch und dann gibt es, wie ich höre, sehr viele Blogger, die vielleicht auch ein bißchen Schrott aber auch sehr viel Interessantes zu bieten haben und eine davon betreibt das „Literaturgeflüster“ und wenn man wissen will, wie es einer vielleicht ein bißchen patscherten Schreibenden, die das schon seit über vierzig Jahren mit Herzblut, Sturheit und Engagement betreibt, geht, ist man bei mir richtig und kann sehen, wies mit dem Schreiben weitergeht.
Drei Tage bleiben mir in der zweiten Woche Schreibklausur dafür Zeit, weils am Wochenende wahrscheinlich sofern das Wetter mitspielt und wir einen Platz bekommen, auf den Hochschwab gehen werden.
Und Cornelius Hell macht sich diese Woche Gedanken über Sommergedichte und geht mit Bachmann, Mayröcker, Ringelnatz etc auf seinen Balkon und schaut den Grashüpfern beim Springen zu.

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