Literaturgefluester

2016-04-10

Weiter gehts

Der gestrige Samstag ist einer mit dem ich schreibtechnisch zufrieden sein kann, wie das so blöd Neudeutsch heißt. Ich habe  schon am Freitag einen Schreibetrag machen wollen, beziehungsweise meine Notizen bezüglich „Berührungen“ durchforsten und ein Konzept erstellen, die nächsten Szenen planen, ein Handlungsgerüst erstellen, damit endlich was weitergeht oder ich haue die elf Szenen und die knapp eindunddreißig Seiten, die ich bis jetzt habe, weg, habe ich ja am Donnerstag in der Schreibgruppe verlautet, wo ich mir Bierdose statt Dosenbier wünschte, dann, das hatte ich schon beim Hingehen ins Cafe Fortuna geplant gehabt, sozusagen eine Zusammenfassung „Roman versus Wurfgeschichten“ schrieb, die dann vom Zoran über die sehr viefältigen Handlungsstränge aus- und wiederzurückgekommen ist.

Ilse Kilic, die da ja sehr offen ist, hat es gelobt und gemeint, es hätte ihr gefallen, die Ruth hat gemeint, es wär zu kompliziert, ich solle nicht soviel über Ausländer schreiben, weil ich ja von ihrem Leben vielleicht nicht so viel verstehe und wieso „Wurfgeschichten“, „Greifgeschichten“ gehen auch, habe ich berichtig,  Peter Czak hat sich erkundigt, wie das mit dem diesbezüglichen Schreibtip ist, die Ruth hat gesagt, „Greifgeschichten“, während Ilse Kilic meinte ihr würden „Wurfgeschichten“ besser gefallen, weil das ja von „Entwürfen“ kommt.

Derweil ist es mit meinen „Wurfgeschichten“ nicht weit her. Ich bin wahrscheinlich eine Romanschreiberin und ich habe dann am Freitag nach einer sehr langen Anlaufsphase, wo ich mir noch einmal meine „Paul und Paula“- Schreibberichte durchgesehen habe, zuerst die letzten Szenen, die ich zu Ostern in Harland und dann in der letzten Woche in Wien geschrieben habe, korrigiert und dann bis gestern das Ganze noch einmal von vorn und ich denke ganz vorsichtig, vielleicht wird  etwas daraus, bezüglich des „Schreib nicht so viel und so schnell!“, was meine Kritiker ja immer von mir wiederholen, kann ich verlauten, daß ich über die sechs Wochen Rohkonzeptphase schon bald  hinüber bin, denn ich bin, glaube ich, im Februar auf Stoffsuche gegangen, habe da mit der Idee der blockierten Schriftstellerin, die zu einem Psychiater aus einem meiner vorigen Bücher geht und der Frage, ob die Hildegard jetzt wieder auf Weltreise gehen kann, wenn doch schon die Uschy Bischof dort war, begonnen und wahrscheinlich zu patschert angefangen und mir einige Fallstreicke gelegt, die ich hoffe, jetzt einigermaßen gelockert zu haben und ansonsten habe ich vor weiterzuschreiben.

Das wohin ist noch immer vage und unbestimmt, denn es gibt sehr viele Ebenen und Handlungsstränge. Da ist einmal die ausgeschriebene Anna Augusta mit ihrer „Berührt nicht!-Kritik“, dann die Hildegard, die immer noch im Turnsaal bei Zarah Bashrami, Zoran Simic, Jurij Abrahamovic und ihrem „Zwöften Februar-Stück“ ist, aber das wird vom Himmel aus von Heimito von Doderer und Stefan Zweig beobachtet, während Anne Frank inzwischen in der Himmelsbücherei war und sich ihr Tagebuch geholt hat.

Dann gibt es noch Anna Augustas Nichte Angela oder Angie Engel, den sprechenden Namen zur Potenz, an denen sich Fau Haidegger meine erste Kritikerin ja sehr störte und das Ganze gibt Stoff für mindestens zehn Romane oder so und mein Wunsch ist es ja auch meine Hemmung, was ich glaube auch schon habe, zu überwinden und mir wirklich einmal sehr sehr viel Zeit zu lassen.

Eine „Schneflockenplanerin“ bin ich noch immer nicht, also lasse ich das Ganze kommen, wachsen, gedeihen oder auch wuchern und schneide es auch immer wieder mit Korrekturdurchgängen zurück, so habe ich gestern die einunddreißig Seiten auf, glaube ich, acht- oder neunundzwanzig reduziert und dann gleich zwei Szenen geschrieben, die, wo Angie Engel ihre Tante Anna besucht und dann die, wo Anne Frank sich von Fräulein Silberstein ihr Tagebuch geben läßt, so daß ich jetzt  dreizehn Szenen, fünfunddreißig Seiten und 15.8443 Worte habe.

Man sieht ein „Nanowrimo“ wird es diesmal nicht, weil ich diesbezüglich zu oft  korrigiere und Ideen für meine vier oder fünf Ebenen habe ich auch.

Formal sieht es ja so aus, daß sich die Anna Augusta Szenen mit denen ihrer Romanfiguren abwechseln. So wird sie demnächst wieder zu Theo Hardenberg gehen und der wird ihr stolz ein Foto von seiner neugeborenen Tochter Jovanka zeigen. Dann gibts eine Zoran Szene, dann wieder A. A. und die Anne geht mit ihrem Tagebuch ins Wolkencafe zurück, wo Stefan und Heimito immer noch mit dem Fernrohr  auf die Probe in den Turnsaal des Studentenheims schauen.

Was dazwischen kommt weiß ich noch nicht. Die „Wurfgeschichten“ wurden bis jetzt eher nur erwähnt aber nicht geschrieben. Das wär dann was  fürs nächste Projek, und dann eine Geschichte aus fünf Wörtern ohne das Romanhintergrundkorsett zu machen.

Vage Vorstellungen vom Ende gibt es aber schon.  A. A. A. wird für den „österreichischen Buchpreis“ nominiert, ob sie ihn bekommt bleibt offen. Hildegard fährt weg, wohin ist auch noch vage, Zoran wird am „Reinhardt-Seminar“ aufgenommen und  bekommt  Zarah. Begibt sich allerdings vielleicht in eine Menage a trois mit dem Jurij.

Ganz toll, denke ich, meine Leser werden es vielleicht kitschig finden, daß schon wieder ein Schutzengelchen, nämlich Anna Augustas Nichte, die Sozialarbeiterin bei der „Caritas“ ist, vorkommt und natürlich wird und soll es eine Eva Jancak bleiben und es ist auch sehr persönlich. Die Flüchtlingstrilogie kommt einige Male vor und die Uschy Bischof aus den „Dreizehn Kapiteln“, die ja auch auf Weltreise geht.

Die Zoran und die Jurij Stränge könnten noch ausgearbeitet werden und was das „Man schreibt immer den selben Roman sein Leben lang“ betrifft, bin ich daraufgekommen, das ist nicht von mir sondern von Heimito von Doderer, der das in den fünziger Jahren zu Heinz Fischer Karwin in einem Radiointerview sagte, das man sich bei „You Tube“ anhören kann.

Denn als ich gestern die Szenen zwölf und dreizehn konzipiert hatte, habe ich mir zuerst einen Film über Anne Frank angeschaut, eigentlich, um herauszubekommen, ob sie ihren Vater wirklich Pim nannte und dann habe ich nachgeschaut, was sich über Doderer bei den „You Tube“ finden läßt.

Von Stefan Zweig habe ich vor kurzem einen „Arte Film“ gesehen und war auch in Salzburg auf seinen Spuren, obwhl ich da ja noch gar nicht wußte, daß ich ihn ins Himmelscafe setzen werde, beziehungsweise die Zarah Bashrami ihn in ihrem Stück auftreten läßt.

„Die Welt von gestern“ und das „Kleine Doderer-Buch“ steht immer noch auf meiner Leseliste. Vorerst habe ich aber noch ein paar Rezensionsexemplare zu lesen, die ich mir nach Leipzig bestellt habe. Was den Zweig betrifft, habe ich vor langen, noch in meiner Hauptschulzeit, die Biografie der Marie Antoinette gelesen, weil sie im Bücherschrank meiner Eltern stand.

Die „Schachnovelle“ habe ich gefunden und die „Welt von gestern“ auch aus dem Fundus meiner Eltern, habe ich ungefähr nach meiner Matura gelesen und in dieser Zeit war ich auch ein Doderer-Fan, habe mir vieles von ihm gekauft und von seinen „Dämonen“, die ich, glaube ich, im Sommer 1977, als ich gerade in die Otto Bauer Gasse gezogen war und mit dem Willi am Freitag immer in den Volksgarten tanzen ging, obwohl ich das gar nicht kann, im Stadtpark gelesen habe, war ich sehr begeistert, obwohl ich sie sicherlich nicht verstanden habe und wiederlesen sollte.

Aber wann? Sie sind ja erst in den Fünfzigerjahren erschienen, obwohl Doderer erste Entwürfe, glaube ich schon zu dem Zeitpunkt hatte, als ihn Zarah mit Stefan Zweig zusammentreffen läßt.

So weit so what und weiterschreiben, weiterentwickeln lassen, dazwischen wird es wahrscheinlich bald eine Vorschau von „Paul und Paula“ mit einem professionellen roten Cover geben. Das neue Buch von Antje Ravic Strubel, wo auch eine Transgenderperson vorkommt, habe ich jetzt gelesen und die Verlage haben hundertsechundfünfzig Bücher für den neuen dBp eingereicht, neundundachtzig davon aus dem Frühjahrsprogramm, vierzehn aus dem vorigen Herbst, die anderen müßen erst erscheinen und man müßte wahrscheinlich die alle lesen, um dann etwas Qualifiziertes über die künftige Longlist aussagen zu können, aber dann würden ja auch noch die vielen anderen gar nicht erst eingereichten Bücher fehlen und so kann ich mich, obwohl ich ja schon fleißig lese, gerade Janko Marklein „Florian Berg ist sterblich“, auf meinen neuen Roman konzentrieren, auch wenn sich niemand außer mir dafür interessiert.

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