Literaturgefluester

2021-03-24

Der Weltreporter

Ich will ja, wie ich immer schreibe, einen utopischen Roman über Corona schreiben, sowas, wie1984 schwebt mir da wohl vor und habe es auch schon dreimal versucht. Die Ergebnisse werden wohl wieder ziemlich unbemerkt bleiben und ich bin auch nicht ganz sicher, ob man das kann, wenn man so mitten in einer Sache steckt und das Ende nicht sieht.

Andere Autoren können es und tun es wohl auch wahrscheinlich und so ist jetzt Hannes Steins „Der Weltreporter – Ein Roman in zwölf Reisen“ zu mir gekommen und der ist in vieler Weise interessant.

Bei „Amazon“ steht, es ist gar kein solcher, sondern zwölf phantastische Reisegeschichten, die, weil der Verlag es so wollte, in eine Rahmenhandlung hineingefügt wurde und dann gibt es noch einige andere interessante Aspekte, bevor ich ins Detail gehe.

Nämlich schonmal das Vorwort, wo Hannes Stein schwört, daß es kein Covid-Roman ist, denn das Manuskript war schon im Jänner 2020 fertig und da hatte man das Wort gerade erst einmal gehört. Dann geht es um das Lügen und da gibt es sowohl die Relotius-Geschichte, die von dem Reporter, der Preise für Reportagen bekommen hat, die er sich selbst ausdachte. Tom Kummer hat auch so eine Geschiche und Daniel Kehlmann, der jetzt mit den Allgorithmen schreibt, hat ja in „F,“ glaube ich, behaupet, daß alle Schriftsteller lügen. Da kann man viel darüber nachdenken, wie das gemeint ist, denn natürlich lügen sie nicht. Sie denken sich was aus und lernen in Schreibseminaren, daß sie übertreiben müßen,um gut zu sein und die Geschichte,daß jeder Mensch vier bis achtzigmal oder so am Tag lügt,wird auch in dem Buch erwähnt.

„Nein ich doch nicht!“,wird man da denken. Aber dann sagt man nicht,daß die Suppe versalzen ist, die Freundin schlecht ausschaut, der Partneraus dem Mund riecht und mit all dem hat sich, glaube ich, der1965 in München geborene in Salzburg geborenen Weltreporter Hannes Stein, der jetzt, glaube ich, in New York lebt, beschäftigt, von dem ich schon „Nach uns die Pinguine“ gelesen habe.

Ich habe auch ein Gespräch zwischen Hannes Stein und einem Literaurhausleiter, glaube ich, über das Buch per stream verfolgt und ich kann sagen und das hat auch Hannes Stein so angesprochen, es ist nach einem ziemlich konventionellen Muster gestrickt.

Eine junge Studentin namensJulia trifft in einer Hotelbar einen alternden Journalisten Bodo von Unruh, der in einem berühmten Journal arbeitet und der tischt ihr zwölf phantastische Geschichten auf.

Nein, stimmt so nicht. Die Geschichten sind ja, wie schon geoutet, in die Rahmenhandlung eingefügt und zu der kommt noch dazu, daß das Ganze in einer Pandemie spielt. Es ist nicht Covid schwört Hannes Stein in seinem Vorwort. Aber man kommt in die Hotelbar nur hinein, wenn man über einen Immunitätsausweise verfügt. Die Beiden verfügen über einen solchen. Julia, die Philosophie studiert und sich vor allem mit griechischen Philosophen beschäftigt, hat den Kontakt zu ihrer Familie darüber verloren und fährt jetzt Taxi. Sie geht mit dem alternden Reporter Bodovon<unruhgleich ins Bett. Ja, dastun die modernen Frauen. Ihr fällt an ihm einestarke Bräune auf.

„Ja, ich war in den letzten drei Monaten in Braislien!“ sagt er. Dann entfällt seiner Briefkasrte ein Abo eines Solariums. Julia denkt sich nichts dabei und die erste Geschichte, daß es im brasilianische Urwald eine Münchner Räterepublik gibt, die eine Mischung zwischen Monarchie und Sozialsmus ist und der Ludwig VII, der dort herrscht, ist ein Schwarzer.

Dann sitzt Julia in der Vorlesung. Da kann man auch nur mit Ausweis oder zu bestimmten Zeiten hinein, Bodo schickt ein SMS und lädt sie zum Essen ein. Das wird mit den bestsen Küchenutensilien hergestellt, schmeckt aber so scheußlich, daß sie dann Pizza bestellen und die nächste Geschichte führt in ein Restaurant am Rande der Welt, das „the fobidden pleasures“ heißt. Wenn man dort hinwill muß man nicht nur hundertfünfzigtausend Dollarzahlen, sondern auch unterschreiben, daß man freiwillig will und allen Aufforderungen folgen muß. Dann wird man narkotisiert, bevor man hingefahren wird. Dann kommt man zu einem Container,wo ein paar Vips sitzen und Blechgeschirre serviert bekommen. Auf der Menukarte steht „Mehlwurmcockt“ail“ „lauwarmes Vogelnest“, Fliegenpilzrisotto“etcetera. Alles serviert mit köstlichen Weinen und alles schmeckt auch köstlich,obwohl man sich da zuerst überwinden muß. AmSchluß kommt noch das „Fünferlei vom Langschwein“, der Koch liegt in seinem Blut und man kann darüber nachdenken, wie das mit dem Essen so ist, wieso manche Menschen kein Schweinefleisch essen und die Chinesen angeblich Hunde als Delikatessen verspeisen.

Julia lernt auf ihren Taxifahrten eine alte Italienerin namens Graziella Brunesci kennen, die ein Detektivbüro führt und sie nach der Wahrheit fragt und die dritte Geschichte führt uns nach Sibiren,beziehungsweise in den Staat Utopia, der hinter einer verborgnen Mauer liegt, wo die Menschen ein Schlaffaffenleben führen,es fliegende Autos gibt,die Babies aber, wenn sie die Wahrscheinlicheit haben, später krank zu werden auf Euthansanaaiestationen kommen.

Dann gehts nach England und zu der Erkenntnis, daß Shakespearre eine Frau war und während Bodo nach Afghanistan fährt und dort in der „Eidgenossenschaft in Neu-Bern gekidnappt wird, fängt Julia etwas mit einem afghanischen Studenten namens Achmed an.

Dann geht es nach Israel nach Hebron, denn Bodo will eine schwarze jüdische lesbische Bestellerautorin, deren Name Yael Maerisira ist, die im Rollstuhl sitzt, faschischte Ansichten hat und sich einen Diktator für Israel wünscht, interwieven.

Nach Deutschland zurückgekommen lädt er Julia und ihre Freunin Renate in ein Spitzenrestaruant ein, die orangen Ausweise zeigen, Renate wird in der Nase gebohrt, nein, das konnte Hannes Stein wahrscheinlich nicht im Jänner letzten Jahres wissen und Julia möchte endlich den Fotografen ihres Freundes, der ihn auf allen seinen Reisen beleitet, Jacques Lacoste , der ihn auf allen seinen Reisen begleitet, kennenernen. Er kommt aber nicht, schickt stattdessen ein SMS, daß er nach Amerika muß und Bodo ihm nachfolgen soll. Das führt zu einem Streit zwischen ihm und Renate und eine Diskussion über „Sinbad dem Seefahrer“, die Julia offenbar noch mehr die Augen öffnen soll.

Die Reportage über Amerika wird offenbar in der Zukunft geführt, in der das Buch auch zu spielen scheint, denn der fünfundvierzigste Präsident, ich habe nicht nachgezählt, aber di e Baseballkappe und die Beschreibung stimmt wahrscheinlich, wurde längst abgewählt und vergessen. nur ein kleines indianisches Dorf hält ihm noch die Treue und dann steht Julia mit ihrem Taxi Epiket lesend vor einem Sexcluc namens „Aphrodite“ und wänd sie noch über die Freiheiten, die der Mensch hat nachdenkt, steigt einer ein, der Bodo verdächtig ähnlich sieht. Aber der ist doch in Indien. Es kommt zu einer Verfolgungsjagd, wo Bodos Nachbarin Julia droht, die Polizei zu holen, während sie ihm mit „Mistkäfer und ungeputztes Arschloch!“, beschimpft.r

Bodo berichtet dagegen aus einem Aschram, wo der Guru seinen Schülern den „traszendentalen Orgasmus“beibringt, das heißt, er kann seine Schüler lehren, eine Frau in einem Bus oder in einem Hörsaal dahin zu bringen, also eine ganz schöne Männerfiktion, könnte man so sagen und als Julia den Zurückgekommenen zur Redre stellt, erzählt er ihr von einem Doppelgänger.

Das hat die Detektivin Julia auch einmal erzählt. Die nächste Reportage handelt von der Besteigung des Mount Everest. Dort erlebt der Held in seinen Fieberträumen offenbar eine Begegnung mit dem Yeti und in eine österreichische Alpenhütte kehrt am Gipfel dann auch noch ein, bevor er zu der bayrischen Burg des ostdeutschen Soziologen Ernst Ablbrecht Hochmeisters aufbricht, der seine Schweinchen Siegfried und Hagen nennt und mit seinen zehn adoptierten indonesischen Kindern wieder an Götz Kubitschek erinnert, obwohl seine Frau eine Polin ist und der sich am Schluß am Blut berauscht.

Julia besucht Bodos Appartement. Dazu hat sie inzwischen den Schlüßel und will endlich in das Appartement des Fotografen eindringen. Die schlaue Studentin knackt den Code. Drinnen ist aberkein Bett , sondern eine Fotoausrüstung, ein Gardarobenständer und eine teure Computeanlage. So schnappt sie die Visitenkarte der Detektivin und ruft diese an. dann geht es in die Oper und danach präsentiert Julia das Ergebnis der Detektivin, man kann alles faken und einen Film darüber bestellen.

Julia beginnt ihn zu erpressen und die vorletzte Reportage kommt aus Australien, da bleibt dann auch der Fotgraf hängen und die letzte Reportage stammt von Julia selbst, denn Bodo hat sogar seinen Immuausweis gefälscht. Er leidet an der Krankheit und stirbt und im Himmel beginnt er dann mit mit Jesus, mohamed, Krisha und wem auch immer zu pokern und seinen Kaffeesud zu lesen, bevor er hinter der geheimnisvollen Tür verschwindet.

Wir bleiben zurück und denken „Wui! Da hat sich einer aber enorm ausgelassen, sowohl Kapitalismus als auch Kommunismuskritik geübt und dabei wahrscheinlich großen Spaß gehabt! Ein grandioser Roman über alles, der, wie offenbar bei Hannes Stein üblich keine Grenzen kennt und jedes Tabu bricht, auch wenn man dabei, was bei Hannes Stein nachweislich nicht der Fall ist, seine Heimatgrenzen nie verlassen hat.

2017-04-20

Fake News und Karl Kraus

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 22:14
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Ich gehe ja nicht so oft zu den „Wiener Vorlesungen“, nur wenn am Programm etwas besonders Literarisches ist und das gibt es diese Woche gleich zweimal.

Zweimal Karl Kraus, am Donnerstag im Festsaal des Rathauses, am Freitag in der Wien-Bibliothek und das habe ich mir natürlich vorgenommen, denn Karl Kraus ist interessant und da habe ich mich in den letzten Jahren ja ein bißchen eingehört, beziehungsweise eingelesen.

So brachte „Holzbaum“ 2014 ja einen Cartoon zu den „Letzten Tagen der Menschheit“ heraus, Hilde Schmölzer hat über seine Frauen geschrieben, das muß ich allerdings erst lesen und Richard Schuberth entpuppte sich auch als Karl Kraus Spezialist, bei einer Veranstaltung zum achtzigsten Todestag war ich im Sommer auch und in Leipzig hat mir Dieter Scherr auch ein, wie ich glaube, sehr sehr interessantes Buch aus der „Tarantl-Edition“ gegeben, das ich auch noch lesen muß.

Also bin ich heute in das Rathaus gepilgert, Beppo Beyerl hat mich auch noch ins tschechische Zetrum zur Präsentation seines neuen Buches übers Bier eingeladen, aber das trinke ich ja nicht und am Eingang hat sich ein junger Mann der Wache vor mich aufgestellt und wollte von mir wissen, wo ich hinwolle?

„Zur Wiener Vorlesung!“, habe ich geantwortet und gedacht, die Alternative wäre wieder ein FPÖ-Fest von dessen Buffet, er mich abhalten will, es war aber offenbar eine Veranstaltung in der Wien-Bibliothek, die Präsentation des Ebner von Esschenbach- Knorr Briefwechsel, dessen Einladung verlorengegangen sein dürfte und das hätte mich vor eine ernsthafte Alternative gestellt, von der ich wahrscheinlich immer noch nicht weiß, was die bessere Variante gewesen wäre?

Denn die Vorlesung, wo ich war, war nicht so besonders literarisch, war das Tema doch „Fake news: Karl Kraus, die Kritik der verfälschten Nachrichten und ihre Anwendungen auf den postfaktischen Diskurs unterer Zeit“, das klingt insoferne interessant, da ich mich in den letzten Monaten ja vermehrt mit meinen Kritiker Uli herumschlage, der mich beschimpft und die „Linken“ oder den „Genderwahnsinn“ und, daß die sogenannten Multikultis schuld wären an den Anschlägen von Berlin, Stockholm etcetera, kann man auch bei Martins Sellners Videos hören und das ist etwas, was mich erschreckt und der Vortragende, ein Edward Timms aus England sollte sich auch noch, was mir bisher völlig unbekannt war, als einer der bedeutensten Karl Kraus- Experten erweisen.

So gesehen war das Publikum auch voll von Historikern und Spitzenjournalisten und Hubert Christian Ehalt zählte in der Einleitung gleich seine Publikationen auf, so gibt es ein auf Deutsch übersetztes Kraus Buch von ihm und „The last days of Mankind“ hat er auch mit Fred Bridgam übersetzt.

Der war auch im Publikum und der Vortrag beschäftigte sich mit Beispielen, wo vor hundert Jahren, die Fakten verfälscht wurden, um einen Vorwand für den ersten Weltkrieg zu haben.

Edward Timms führte da einige Beispiele an, die Karl Kraus alle in seinen „Letzten Tagen“ verarbeitet hat und kam dann zu den „Fake News“ der Gegenwart, nämlich, als 2004 der Golfkrieg begonnen wurde, mußten Massenvernichtungswafen erfunden werden, die es nie gegeben hat und, als es in England zur Abstimmung bezüglich des Brexits kam, hat sich der dortige Minister vor einem Bus gestellt, wo die Geldzahl angeschrieben stand, die dann dem Gesundheitswesen zur Verfügung stehen würde und Donald Trump hat auch einen vermeintlichen Anschlag in Stockholm für seinen Wahlkampf verwendet.

Dann kam es zur Diskussion und zur Frage, was der Unterschied zwischen dem Heute und dem Gestern wäre und ich, die ich ja davon nicht sehr viel verstehe, habe mir gedacht, eh klar, damals hat es noch keine sozialen Medien sondern, gerade Mal ein Telefon und den Telegrammdiesnt gegeben.

Heute kann jeder seine Meinung in das Netztstellen und „Fake News“, wie ich das ja auch im letzten halben Jahr persönlich an dem Beispiel, ob der „Hanser Verlag“, jetzt Sigrid Löffler mit seiner Broschüre beeinflußen wollte oder nicht, erlebte, verbreiten und die Meinung im Publikum war auch, daß nicht mehr als früher gelogen wird, sondern daß es nur schneller auffliegt.

Interessant und morgen geht es mit der Präsentation des Timme Buchs “ Karl Kraus – Die Krise der Nachkriegszeit und der Aufstieg  des Hakenkreuzes“, das mich vielleicht noch mehr interessiert in der Wien-Bibliothek weiter.

Es gibt allerdings auch ein Alternativprogramm, nämlich ein Fest zu „Zweihundert Jahre der Buchhandlung Leo“ am Lichtensteig, das schon am Nachmittag beginnt, sich aber bis in den Abend zieht und da will ich auch irgendwie vorbeischauen.

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