Ab Donnerstag fand in Krems und Göttweig wieder das sogenannte internationale Literaturfestival „Literatur und Wein“ statt, das vor über zwanzig Jahren von Sylvia Treudl initiert wurde und seit einigen Jahren sind wir dabei.
Der Alfred hat es entdeckt und Karten dafür gekauft, einmal war ich mit einem Gipsbein dort, 2020 und 2021 ist das Festival dann Pandemie bedingt ausgefallen.
Im Vorjahr waren wir wieder dabei und auch heuer sind wir am Donnerstagabend nach Krems ins Literaturhaus gefahren. Zwar habe ich nicht den gewünschten Gratiseintritt bekommen und für den Samstagabend im Brunnensaal gab es für die lange Lesenacht auch keine Karten mehr und am Donnertstag war es im Nö-Literaturhaus auch besonders interessant, nämlich der chinesische Dissident Liao Yiwu von dem ich schon ein Buch gelesen habe, der seit 2011 in Berlin lebt und trotzdem kein Deutsch spricht, weil ihm das Schreiben wichtiger ist.
Etwas was in Zeiten wie diesen, wo man die Kinder zwingen will, in der Pause Deutsch zu sprechen, besonders interessant war und interessant war auch, daß Liao Yiwu auch schon ein Buch über Wuhan geschrieben hat, wo ich mich auf das Lesen freue und da hat Stefan Gmünder, der das Gespräch moderierte, den Autor gefragt, ob man die chinesischen Zuständie, das soziale Kreditsystem nicht auch in Europa einführen könnte?
„Ja!“, hat er geantwortet.
„Wenn Putin oder ein anderer Diktau die Macht übernimmt!“
Ich fürchte aber, die Einführung hat schon stattgefunden und interessant war auch, daß Liao Yiwu mehrmals Orwell „1984“ dabei erwähnte.
Dann ging es nach Harland und ich nicht ans Bloggen, weil mein Computer Donnerstagmittag eingebrochen ist, so daß ich den Beitrag erst ein paar Tage später nachholen konnte und am Freitagabend gab es dann die erste „Lange Lesenacht“, wofür wir Karten bekommen haben und da begann es mit Lorenz Langenegger, von dem ich schon einige Bücher gelesen habe, ihn öfter in der „AS“ aber auch bei der „Literatur und Wein“ gesehen habe und sein neues Buch „Was man jetzt noch tun kann“ scheint sowohl ungewöhnlich als auch etwas skurill zu sein, hat doch der Protagonist, dessen Vater gestorben ist und dessen Firma er übernehmen soll, plötzlich eine Frau in seinem Ohr.
Anna Kim, deren „Geschichte eines Kindes“ ich ja schon beim letzten deutschen Buchpreisbloggen gelesen habe, folgte und dann kam Juri Andruchowytsch und las aus seiner „Radionacht“, das ja schon im Wiener Badezimmer liegt.
In der Pause gab es wieder Wein zu goustieren und den wunderbaren Blick von der Terrasse auf das Land.
Judith Hermann folgte und las aus ihrer Poetikvorlesung, die sich seltsamerweise mit einer Begegnung mit einem Psychiatier beschäftigte. Da habe ich nicht ganz verstanden was das mit ihrem Schreiben zu tun hat und sollte vielleicht das ganze Buch lesen, habe aber wahrscheinlich keine Zeit dafür.
Dann folgte Musik von „Wiener Blond“, die ich schon einmal im Kremser Literaturhaus hörte. Das sind Verena Doublier und Sebastian Radon, die ihre modernen Wienerlieder vorstellten und mir gut gefallen haben. Dazwischen kam noch Thomas Sautner von dem ich auch schon was gelesen habe und der sich in seinem neuen Buch mit „Zwei alten Männern“ beschäftigte.
Der Samstag war dann sehr rund. Denn für den Vormittag hatte ich zwei Karten, konnte mich also für die Lyrik oder für das Transflair mit Juri Andruchowytsch entscheiden, die zweite Karte aber nicht zurückgeben, habe dabei meinen treuen Kommentierer Manfred Lagler-Regall getroffen und mich mit ihm unterhalten. Dann wanderte ich in die Altstadt hinein, habe mir Fisch und Chips beim „Nordsee“ geholt, eine Jacke und ein Shirt gekauft und bin dann in die Nachmittagslyrik gegangen, wo die Kroatin Nada Topic Gedichte über ihren Vater und ihre Schwester las.
Ferdinand Schmatz wieder sein „Strand der verse lauf“ vorstellte und Roul Schrott aus seiner „Inventur des Sommers“ las und dann ist es ins Karikaturmuseum gegangen, weil es dort eine Ausstellung über den Kinderbuchautor und Illustrator Erwin Moser mit einem sogenannten Bilderbuchkino gab, wo ich mich mit dem Alfred, der Anna und der kleinen Lia traf und da war es interessant zu sehen, wie konzentriert da die Kinder eine Stunde aus den Bücher von „Kiri“, „Koko“ und und und zuhören konnte und richtig am Sonntag war ja der Welttag des Buches, der diesmal fast an mir vorbei gegangen wäre, wenn ich nicht vor ein paar Tagen von der Sternlesung der Marlen Schachinger im Radio gehört hätte, die einen Bücherflashmaob am Rathausplatz in St. Pölten veranstaltete und dort zum Welttag Bücher an die Interessierten verschenkte, um das Lesen zu fördern.
Eine Aktion für mich könnte man so sagen oder Gottseidank, daß wir keine Karten für den Brunnensaal bekommen haben. Denn Milena Michikos Flasars „Oben Erde, unten Himmel“ habe ich ja schon gehört und gelesen und auch das Buch der letzten österreichischen Buchpreisträgerin Verena Rossbacher. Roul Schrott schon bei der Lyrik-Lesung hörte, also eigentlich nur Peter Stamms und Arno Geigers neue Bücher versäumt und dafür in der Stadtbibliothek eine Diskussion über die Bedeutung des Lesens gehört, das GAV Mitglied Heinz Kröpfl kennengelernt und seine Bücher, wie die von Hans Augustin, Renate Aichinger und einige der Marlen Schachinger bekommen.
Also sehr intesiv und man sieht, es gibt nicht nur die „Literatur und Wein“, wo man ordentlich Eintritt zahlen muß, was sich wahrscheinlich nicht alle leisten könnten oder wollen, die Literatur von unten, die die Bücher unter die Leute bringen und für das Lesen begeistern will und die Kinderlesung im Karikaturmuseum, die zwar wahrscheinlich auch nur Mittelschichtkinder anlockte, aber sehr beeindruckend war und am Sonntag ging es wieder zur Sektmatinee nach Krems, wo Birigt Birnbacher und Christoph Mauz Texte zum Thema Kindheit lasen und Christoph Stradner dazu auf dem Cello spielte.