Literaturgefluester

2023-11-06

And the winner is….

Wer wird heuer den österreichischen Buchpreis und den für das Debutt gewinnen? Eine interessante Frage, die ich nicht beanworten konnte, obwohl ich diesmal zum ersten Mal seit 2016 alle Bücher gelesen habe und auch eine Schätzung hätte.

Es ist aber schon passiert, daß der gewinnt, dem ich das am wenigsten zugetraut hätte. Das wäre diesmal Maja Haderlap gewesen, deren Buch mir nicht so gefallen hat und dann Teresa Präauer, da sagte mir ja Robert Huez auf meine Frage letzte Woche, Teresa Präauer.,

Die wird sehr gehypt, ist aber kein Roman. Aso ich hätte mich zwischen den beiden Herren Haas und Setz zu entscheiden und da Clemens J Setz ja auf allen Listen gestanden ist, wäre er ein geeigneter Kanditat, obwohl das Buch eigentlich gar nicht so surreal war, wie man Clemens j. Setz zugetraut hätte. Da bliebe noch Milena Michicko Flasar, die eher stille literarische Stimme, die irgendwie am Literaturrand steht und das japanische Leben beschreibt..

Bei den Debuts hätte ich auf Reisinger oder Daribi getippt, weil mir Olah wvon dem ich eigentlich erwartete, daß er der Gewinner ist, zusher an Bernhard und Winkler erinnerte.

Also spannend und der heutige Tag war auch schon „Buch-Wien“ orientiert, hat mir ja DTV ein Blogger- Kit zugeschickt, damit ich die „Buch-Wien“ gut überstehe. Werde ich wahrscheinlich und dann auf ins Casino am Schwarzenbergplatz und war früh daran, so daß ich den Einzug der Prominenz, die mich ja alle wieder mal übersehen hat, beobachten konnte.

Thomas Olah hat eine der Jurorinnen nach derJurysitzung gefragt, die heute um elf stattfand.

„War eigentlich schnell entschieden!“,, sagte die und ich dachte „Aha, da haben wir den Gewinner!“ und Maja Haderlap ist auch an mir vorbeimarschiert und hat ihr Rotweinglas auf meinen Stehtisch abgestellt und ich konnte die Vertreterin von „Mury Salzmann“ endlich nach dem „Gegenkanon“, fragen. Dann ging es los und diesmal war es ein bißchen anders als in den letzten Jahren , obwohl Philpp Heuss und Dorothee Hartinger wieder die Moderatoren waren.

Die Musik stammte von „Sarah Bernhardt“, bei der auch Sigrid Horn tätig ist und dann begann es diesmal mit den Debuts.

Schauspielschüler haben mit den Moderatoren Textstellen gelesen. Dann wurden die Jurymitlieder und die Preisstifter vorgestellt und dann „The winner ist Arad Dabiri!“

Der sprang mit seinem Kapperl in die Höhe und umarmte die Leute hinter mir und vor mir sind Maja Haderlap, Teresa Präauer, Clemens J. Setz und Milena Michoko Flasar gesessen.

„Da beobachte ich, wie sie reagieren, bevor Andrea Mayer die Juryentscheidung verkündet!“, habe ich gedacht und das nach den Buchvorstellungen fast versäumt. Es hieß jedenfalls, nachdem Andrea Mayer, um es besonders spannend zu machen, dankte und „The winner is Cemens j. Setz!“ und ich dachte „Aha, klar!“

Wolf Haas hatte ich vorher nicht gesehen. Erwar aber anwesend, erhielt ein Buch und einen Blumenstrauß und dann gab es Brötchen und was Süßes und ich habe mich mit einer Dame, die Auslandskultur organisert unterhalten, habe einige Bekannte gesehen und ihnen zugewinkt und jetzt gibt es noch zwei Tage Praxis und dann auf in die „Buch-Wien“.

2023-05-30

Clemens J. Setz Frankfurter Poetikvorlesung

Da ich ja diesmal einen Computer auf der Radreise habe, ist es mein Ehrgeiz jenden Tag etwas zu bloggen. Aber was schreibe ich da vierzehn Tage lange, wenn ich in dieser Zeit nur ein Buch gelesen habe und es keine Veranstaltungen gibt?

Jeden Tag wird sich kein Reisebericht ergeben und dann ist mir eingefallen, ich könnte ja nach Wien ins Literaturhaus und in die „Gesellschaft“ streamen.

War aber nur eine theoretische Idee, denn um sieben, wenn die Veranstaltungen beginnen, bin ich meistens mit dem Alfred unterwegs und in die „Gesellschaft“ habe ich gemerkt, kann man offenbar auch nicht mehr streamen und dann ist mir in Lohr eingefallen, wir könnten ja in Frankfurt und in Mainz, also in den größeren Städten ins Literaturhaus gehen und habe danach gegooglet.

Aber am dreißigsten, wo wir in Franfurt waren, gab es keine Veranstaltung und in Mainz nur ein Literaturbüro.

Also habe ich nach Veranstaltungen in Frankfurt und Mainz gesucht und da herausgefunden, daß es am Dienstag in der Goethe Uni eine Poetik-Vorlesung von Clemens J. Setz gibt.

Hui, habe ich gedacht, da habe ich etwas Besonderes für meinen Leserkreis und ich bin ja auch sehr neugierig immer etwas Neues zu erleben. So sind wir, als wir noch n ach Obergail mit der Anna zum Schiurlaub gefahren sind, einmal bin nach Bruneck gekommen, weil dort Josef Haslinger gelesen hat und als wir mit der Ruth um den Bodensee gefahren sind, sind wir mit ihr und der Erika Kronabitter, in den Bregenzer Wald gefahren um dort Antonio Fian zu hören.

Also zu Clemens J. Setz in die Goethe Uni und der ist ja ein sehr interessanter Autor, den ich kenne ,seit er seine „Söhne und Planeten“ geschrieben habe. Ich habe einige nicht alle Bücher von ihm gelesen und wenn ich mich nicht irre hat es auch in Wien eine Vorlesung des 1982 geborenen „Büchner-Preisträgers“ gegeben und jetzt eine F“rankfurter Poetik Vorlesung“, die am Dienstag begonnen hat.

Dann wird es noch zwei andere Vorlesungen, wenn wir schon wieder abgereist sind, geben und die Schlußveranstaltung wird im Literaturhaus stattfinden, wo wir bei unserer Anfahrt vorbei gekommen sind, man aber Eintritt zahlen muß.

Also zur Goethe Uni hinausgepilgert, wo es eine große Adorno Statue gibt und wir das Hörsaalzentrum, wo die Veransgtaltung stattfand, nicht gleich fanden. Dann war es aber ein sehr großer Höörsaal und auch sehr voll und ich habe, glaube ich, auch Sara Wipauer mit einem Baby gesehen. Sonst natürlich niemanden gekannt.Die Vorlesung stand unter dem Titel „Mysterien“ und der 1982 Geborene ist ein etwas skujriller Typ, obwohl ich die „Monde vor der Landung“ eher konservativ geschrieben gefunden habe.

Clemens J Setz machte in seiner Antrittsvorlesung einen wilden Rjumumschlag. Begann mit einer Brille, die er sich in Corona Zeiten, wo alles scharf auf G2 und, wie er meinte, auf Verschwörungstheorien, aus, war, kaufte und damit sollte man offenbar die echten von den falschen Menschen unterscheiden können. Also die mit oder ohne Aura und was die Verschwörungstheorien betrifft, gab er ein Beispiel von einer Bekannten, die zu Weihnachten 2021 von ihren Verwandten ausgeladen wurden, weil ihr Immunsystem schwach war und da kam Setz gleich zu den Haupt- und den Nebenromanfiguren und am Schuß ging es, um die Autisten, die zuerst mit Unterstützung, dann allein ihre Romane schrieben, was ihnen dann nicht geglaubt wurde.

Ingteressant, interessant, die Mysterien des Clemens J. Setz. Wieder was gelernt und den Indiebookday der gleichzeig in Wien am Badeschiff stattfand, versäumt und auch Ruths Vortrag in der „Gesellschaft“ über Franz Grillparzer, aber vielleicht kann ich den doch noch streamen.

2023-04-25

Monde vor der Landung

Das zweite Buch Belletristik Buch „das für den „Leipziger Buchpreis“ nominiert wurde, „Monde vor der Landung“, stammt von dem 1982 in Graz geborenen Clemens j. Setzt, der 2021 den Büchner Preis bekommen hat. Erstaunlich für einen relativ jungen Mann.

Den „Bremer Literaturpreis“ hat er 2010 für „Frequenzen“ bekommen und 2011 den „Leipziger Buchpreis“ für den Erzählband „Die Liebe zur Zeit des Mahlstädterkindes“, erstaunlich, erstaunlich ein sehr phantasievoller und wandlungsfähiger Schriftsteller.

Sein Erstling „Söhne und Planeten“ ist 2007 bei „Residenz“ erschienen. Das habe ich mir dann bei dem Stattersdorfer Flohmarkt gekauft und war erstaunt über die Tiefgründig- und Vielschichtigkeit des jungen Autors, die ich auch später immer wieder bemerkte.

Als Angelika Reitzers „Buch „Unter uns“ erscheinen ist hat er es moderiert. Da war ich im „Phil“ , auf der „Buch-Wien“ habe ich in gehört und einige seiner Bücher gelesen.

„Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ , 2015 war für den dBp „nominiert da habe ich schon „Buchpreis“ gelesen.

Bei den „O-Tönen“ habe ich ihn gehört, sein Erzählband „Der Trost runder Dinge“ stand auf der Öst und von dem zweiten „Leipziger Buchpreis-Buch“ habe ich schon in der „AS“ gehört und habe es eigentlich für sehr experimentell, wenn nicht sogar für etwas verrückt gehalten und wieder ein Irrtum, denn ich würde das fünfhundert Seiten Buch für eigentlich eher konventionell geschrieben halten, obwohl die Zeit die es beschreibt, das durchaus nicht war.

Die wilden Neunzehnzwanzigerjahre könnte man unken und Parallelen zu den jetzigen ziehen und die gibt es sicherlich, denn eigentlich geht es in dem Leben des Peter Bender auch um Verschwörungstherien.

Der wurde 1893 in Bechtheim geboren. War Mathematiker, Pilot und Schriftsteller, ist 1944 in Mauthausen ermordet worden und er war Anhänger der sogenannten „Hohlwelttheorie“ Das heißt, daß man eigentlich in den Paneten der Welt, dem Mond, etc lebt und hat darüber den autobiografischen Roman „Der Tormann“ geschrieben, der 2021 im „Worms Verlag“ erschienen ist und in Worms hat jener Peter Bender auch gelebt. Er hatte eine jüdische Frau namens Charlotte, die die Familie mit den zwei Kindern mit Sprachstunden durch das Leben brachte und die ebenfall 1944 in Auschwitz ums Leben gekommen ist.

Peter Bender war im ersten Weltkrieg Pilot und wurde verwundet und darüber hat Clemens J. Setz seinen Roman geschrieben, den man eigentlich als Biografie begreifen kann. Er beschreibt sein Leben. Es gibt zwischendurch Fotos, Zeitungsausschnitte und Ausschnitte aus dem Roman Peter Benders.

Die Hohlwelttheorie, die in den Neunzehnhundertzwanzigerahren offenbar verbreitet war, hatte auch Anhänger. Es gab Sitzungen und Vorträge und Verbindungen zu der Koresh-Gemeinde in Amerika. Bender wurde auch verhaftet. Es gab Gerichtsverhandlungen, sowie Gefängnisaufenthalte und für mich waren an dem Buch, die Verbindungen zur Jetztzeit interessant und auch die Frage, wie weit jetzt diese Hohlwelttheorie einer Psychose zuzuordnen ist?

Eine Theorie, die heute wohl als sehr verrückt erscheint. Die Zeiten damals waren es im politischen Sinn ebenfalls und ich sehe auch Parallelen zur Jetztzeit. Da man heute ja auch sofort von einem Experten mit den Worten „Ja die Erde ist eine Scheibe!“, wenn man seine Kritik an den Corona-Maßnahmen äußert.

2023-02-06

Deutsch österreichisches Sprachgefühl

Kam habe ich die dritte „Mit Sprache Veranstaltung“ des Jahres 2022, die vorige Woche in der „Gesellschaft“ stattfand, begann in der „Alten Schmiede“, die schon für das nächste Jahr. War da doch das Grazer Literaturhaus mit seinem Leiter Klaus Kastberger zu Gast und der brachte seine „Bachmann-Jurorkollegin“ Insa Wilken, den in Graz geborenen Clemens J. Setzt und die in München geborene Schriftstellerin Ulrike Draesner mit. Das Thema der heurien „Mit Sprach-Veranstaltung“ lautet „Wir inklusiv excklusiv“ und da haben wir ja heuer weil Österreich heuer Gastland in Leipzig, ist schon ein aktuelles Thema, nämlich was ist deutsche und was ist jetzt österreichische Literatur und worin unterscheiden sie sich?

Durch den Dialekt, die Landesgrenze, oder die Natonalität? Und das ist ja eine interessente Frage, die man beliebig nach Lust und Laune und je nach Temperament deuten kann.

Das Einfachste wäre ja zu sagen, es gibt keine österreichische Literatur, denn wir alle schreiben Deutsch und es gibt kein Österreichisch. Nicht alle, würde jetzt wahrscheinlich Katja Gasser sagen und in der „AS“ hat es Clemens J. Setz gesagt und hat zu der slowenischen Literatur noch die kroatische mitgenommen.

Aber da würden wir ja die anderen ausgrenzen und interessant ist ja der deutsche Buchpreis, der ja ein deutschsprachiger ist. Das heißt da können schweizer, deutsche und österreichische Autoren gewinnen und da bleiben die deutschen über. Denn die Österreicher und die Schweizer, haben jetzt ja auch einen eigenen Buchpreis, können also zweimal gewinnen und dann gibt es die „Tage der deutschsprachigen Literatur“ und die finden seit 1977, glaube ich, in Klagenfurt statt und von dort kennen sich ja auch Klaus Kastberger und Insa Wilke und sowohl Clemens J. Setz, als auch Ulrike Draesner haben dort, glaube ich, auch gelesen.

Das ist jetzt meine Zusammenfassung, Klaus Kastberger und Insa Wilke machten es natürlich komplizierte. Das heißt, die Literaturkritikerin, denn Klaus Kastberger ist ja ein lockerer Typ und so gab es sehr viel Gelächter im Publikum und Ulrike Draesner erwähnte auch, daß sie die österreichische Literatur durch ihr Abitur und da durch Heimito von Doderer kennenlernte und sich dachte, was ist denn das für ein Name?

Dann kam noch ein österreicherischer Ministerialbeamter zu ihr und sprach immer von der „Tranche“ und sie dachte das ist Österreichisch. Ist aber wahrscheinlich die Hofratwienerische Verballhornung des französischen Wortes.

Interessant was ist österreichische Literatur? Heimito von Doderer, sagte Ulrike Draesner.

Thomas Bernhard, Ingeborg Bachmann, Elfriede Jelinek. dann kommt noch Josef Winkler hinzu und da hätten wir noch eine Trennung nämlich Deutsch ist proestantisch, Österreich katholisch und interessant, daß die Diskutanten immer von Bundesdeutsch sprachen. Wahrscheinlich um die österreichischen Literatur von der deutschen abzugrenzen und ich dachte, wui, da fehlt doch die DDR und die BRD gibt es nicht mehr, bis das Ulrike Draesner aufgriff und sagte, daß sie als Deutsche auch das unterschieden hat und die „DDR Literatur kenne ich nicht so gut!“, fügte sie, glaube ich, noch hinzu und ich dachte, Uje, Brigitte Reimann, Christa Wolf und dann noch vielleicht ein paar Parteigenossen, wie den Alfred Kurella und da habe ich viele ausgelassen, die Irmtraud Morgner, die Sarah Kirsch und dann noch den Hermann Kant, um noch einen Parteigneossen zu nennen, etcetera, während die Österreicher wieder, die sanften Weicheier mit der schönen Sprache oder die großen Schimpfer, wie der Thomas Bernhard sind und dann habe ich bei Moritz Baßler,glaube ich, noch gelesen, daß die Österreicher sich durch die Sprache auszuzeichnen und da habe ich an die Experimentellen, wie Jandl, Mayröcker,, etcetera gedacht.

Interessant, interessant und die Diskussion ging noch lustig hin und her. Bisher habe ich ja eher meine Meinung zu diesem Thema beschrieben und mir gedacht, den Unterschied siehst du gleich, beziehungsweise die Prominenz der Autoren, wenn dann die Österreicher zu „Suhrkamp“, „Rowohlt“ oder „Fischer“ gehen, die zuerst bei „Droschl“ und „Jung und Jung“, der ja glaube ich auch ein Deutscher ist, waren und die Bundes- oder ex DDR-Autoren bleiben dann, wenn sie das nicht können bei den deutschen Kleinverlagen.

„Lesen Sie viele österreichische Autoren!“, riet oder forderte Klaus Kastberger noch auf. Dazwischen haben die beiden anwesenden Autoren je ein Stück aus ihren schon erschienenen oder demnächst erscheinenden Bücher gelesen und ich tue das auch. Hatte ich ja die Marlene Streeruwitz, die ich vor zwei Wochen in der „AS“ hörte, im Rucksack, die jetzt glaube ich bei „S. Fischer“ verlegt, würde mir aber wenn ich könnte und nicht zuviele Rezensionsexemplare auf mich warten, nach Lepzig den neuen Uwe Tellkamp „Den Schlaf der Uhren“ mitnehmen, auf jeden Fall aber ein deutsches Buch nach Leipzig und die Österreicher lese ich dann in Österreich.

2020-11-30

Clemens J. Setzs Sprachstudien

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 21:47
Tags: , , ,

Der 1982 in Granz geborene Clemens J. Setz ist sicherlich ein sehr ungewöhnlicher Autor. 2007 debütierte er bei „Residenz“ mit seinen „Söhne und Planeten“.

Da habe ich ihn durch das Radio, glaube ich, kennengelernt und als ich das Buch gelesen habe, ich habe es mir, glaube ich, auf dem Stattersdorfer-Flohmarkt gekauft, war ich erstaunt übe rseine Vielschichtigkeit. Die „Frequenzen“ folgten, die ich nicht gelesen habe.

2011 erhielt er für mich überraschend für seinen Erzählband „Die Liebe zur zeit des Mahlstädterkindes“ den „Preis der Leipzigermesse“, das Buch habe ich dann im Schrank gefunden und war überrascht, über die Ungewöhnlichkeit mancher Geschichten, ein etwas skurriler Autor mit einer überschießenden Phantasie könnte man vielleicht unken.

Bei der Präsentation in Leipzig hat Clemens J. Setz dann auch noch das Obertonsingen vorgeführt

2015 wurde der dann mit der „Stunde zwischen Frau und Gitarre“ wieder für den deutschen Buchpreis nominiert, ein Monsterbuch mit, glaube ich, fünfzehnhundert Seiten, das in einer betreueten Wohngemeinschaft handelt, das mir sehr gefallen hat.

Mit dem für den öst Buchpreis nominierten Erzählband „Der Trost runder Dinge“ hatte ich dann wieder meine Schwierigkeiten, weil nicht alles verstanden und ich auch nicht alles nachvollziehen konnte. Ich habe es ja mit der Realistik und der Struktur, an die ich mich anhalten und orienteiren will.

Auf der letzten „Buch-Wien“ ist er dann, glaube ich, bei der „Langen Nacht“ überraschend eingesprungen und hat sich mit Bart und Hut als Übersetzer präsentiert. Da konnte ich ihm auch nicht in allen folgen und einige seiner vielen Bücher sind auch an mir vorbei gegangen. Dabeiauch fast das neueste „Die Bienen und das Unsichtbare“

Die „Alte Schmiede“ und der Lockdown beziehungsweise Corona machte es möglich, daß ich einen Eindruck von dem Buch bekam, wurde es doch dort vorgesgtellt und von Johanna Öttl mit dem Autor präsentiert.

Ich war natürlich nur per livestream anwesend und wäre in normalen Zeiten im Museumsquartier gewesen und hätte meine Laudatio auf den neuen „Ohrenschmaus-Preisträger“ gehalten. Corona bedingt wurde der Preis aber verschoben und so konnte ich mich mit Clemens J. Setz neuem Buch beschäftigten und das, die lange Einleitung erklärt es vielleicht, war für mich eine Überraschung.

Denn es ist eine Beschäftigung mit den Plan- und Kunstsprachen, also Esperanto, von dem ich schon was gehört habe oder Volapük, von dem ich überhaupt nichts wußte und Clemens J. Setz, der interessanterweise auch mit Maske in der „Alten Schmiede“ auftrat und die auch während des Gesprächs und seiner Lesung nicht ablegte, erzählte viel von den Kunstsprachen und gab auch Beispiele aus seinem neuen Buch. Las Gedichte auf Deutsch oder in Übersetzungen oder umgekehrt und ich habe wieder einmal nicht viel verstanden, obwohl ich mir die „Amazon-Leseprobe“ herbeiholte, um ein bißchen mitzubekommen, um was es da geht.

Die wahrscheinlichste Antwort ist, Clemens J. Setz hat sich mit den Kunst-oder Plansprachen beschäftigt und ein Buch darüber herausgegeben, wo er auch als Übersetzer fungiert.

Er hat auch, steht im Programm selbst dieses „Volapük“ gelernt und er erzählte auch viel von einem Charles Bliss, der die Bliss-Symbole entwickelte, die offenbar in der Behindertenpädagogik eingesetzt und verwendet werden. Es gibt ein Interview mit einem zerebralgeschädigten Dichter, der die Bliss-Symbolik erlernte. Es gibt ein Beispiel von Kafka und ist ein sicher interessantes Buch, in das man sich vertiefen kann. Esperanto und Volapük lernt man wahrscheinlich nicht dabei, aber möglicherweise einiges über Clemens J. Setz Denken.

Ein Buch, das mich, wie ich jetzt wahrscheinlich vorurteilsbehaftet denke, nicht so sehr interessiert, daß ich es lesen möchte.

Aber interessant war es doch eine neue Seite von Clemens J. Setz kennenzulernen und was der Titel des Buches mit dem Inhalt zu tun hat, habe ich nicht ganz verstanden, aber vielleicht ist es ein Zitat worauf sich Clemens J. Setz bezieht.

2019-12-08

Der Trost runder Dinge

Buch acht des öst Bp und das vierte Shortlistbuch, der Erzählband des 1982 in Graz geborenen literarischen Shootingsstar, der immer skurriler wird.

Ich habe seinen Werdegang ziemlich vom Anfang an verfolgt, habe „Söhne und Planeten“ gelesen, was mir eigentlich auch schon sehr kompliziert konstruiert erschienen ist. Die Skurrilität war dann schon ein bißchen im „Mahlstädterkind“, wofür er den „Leipziger Buchpreis“ bekommen hat zu merken. Von den Romanen habe ich außer dem Erstlings nur das deutsche Buchpreisbuch von 2015, den Monsterroman „Stunde zwischen Frau und Gitarre“ gelesen, der mir eigentlich sehr gut gefallen hat.

Den Erzählband hat Setz schon bei den O-Tönen vorgestellt, da habe ich eigentlich nicht so viel damit anfangen können. Jetzt denke ich, daß ich wahrscheinlich kein Setz-Erzähltyp bin, will ich es ja eigentlich realistischer und so kann ich mit den Geschichten, wo einer zu einem Schriftstellerkongreß nach Kanada fliegen will, wo auch und das ist interessant „Norbert Gstrein“, der „Buchpreisträger“, neben dem Setz, wie er auf der Buch-Wien sagte, eigentlich sitzen hätte sollen, aber krank gewesen ist, teilnehmen sollte. Der Flug geht aber nicht und nicht ab, so verzichtet er geht nach Haus und findet dann seine Wohnung bevölkert mit hunderten Gestalten, die von seiner Frau liebevoll gepflegt werden.

Das ist mir zu skurill, wie auch die Geschichte von dem „Alten Haus“, das sich einer, der sich Peter Ulrichsdorfer oder Ulrichdorfer nennt und meint früher dort gewohnt zu haben, anschauen will, dann aber von der Familie mit einer ähnlich skurrillen Geschichte hinauskomplmentiert wird.

Der nächste Ich-Erzähler fliegt dann mit einem „Or“ nach Norwegen und erlebt auch sehr viel dabei.

Dann kommt passend zu den „Erich-Fried-Tagen“ auf dem ich das Buch vorwiegend las, eine Angstgeschichte. Da geht es um Herrn Zweigl und seine Söhne. Der hat Panikattacken und lebt sie auch intensiv aus. Besonders interessant war da für mich die Stelle, daß es ja einen Tag im Jahr gibt, an dem man irgendwann einmal sterben wird und man weiß es nicht. Das hat mein schriftstellerische Neugier geweckt und ich habe gedacht, das würde ich gerne wissen, welcher Tag das ist, aber das bekommt man wohl auch mit der größten Angst nicht heraus, ganz im Gegenteil.

Die nächsten zwei Geschichten sind wieder etwas schwierig zu verstehen. Das heißt, vorher gibt es noch die ganz kurze, die auch bei der „Buchpreisverleihung“ gelesen wurde, nämlich die, wo ein Mann vor einem Salamander steht und beide fragen sich, ob der andere nicht vielleicht tot ist?

Auf Einfälle muß man erst kommen. Clemens J. Setz scheint da ein Meister zu sein und während manche Geschichten eher schwer zu lesen ist und mich nicht in ihren Bann ziehen konnten.

Beim „Schulfoto“ war das anders, die ist zwar auch sehr skurril, regt aber  zum Nachdenken an und ist in vielleicht anderer Form gar nicht sosehr von der Wirklichkeit entfernt.

Wird da ja ein Mann in die Schule seiner Tochter zur Frau Direktor zitiert, weil er sich geweigert hat, das Schulfoto zu kaufen. Warum hat er das getan? Weil da ein Kind darauf zu sehen ist, das nur leben kann, weil es von einem Automaten begleitet oder in ihn gesteckt wird. Das kommt nicht so ganz heraus, scheint jedenfalls skurriller zu sein, als wenn ein Spastiker in einer Integrationsklasse sitzt.

Aber dazu fällt mir ein, daß sich, als ich eine junge Studentin war und für den Herrn Novak um Opernkarten anstellte, da die Empörung über Erwin Rngel zu hören bekam, der im Rollstuhl auf die Opernbühne kam, um dort Vorträge zu halten und ich kann mir auch vorstellen, daß es Unterschriftenaktionen gibt, wenn ein behindertes Kind in eine Klasse aufgenommen werden soll.

Auf der anderen Seite gibt es wieder die Frage, was alles medizinisch möglich sein soll, so gibt es ja auch Geschichen, daß klinisch tote Mütter künstlich am Leben erhalten werden, damit sich das Kind in ihrem Bauch entwickeln kann und die Großmütter dazu angehalten werden, den zu streicheln.

Natürlich kann man sich fragen, wieso die Eltern dann nichts dagegen haben, daß ihre Kinder mit diesem Kind in die Klasse zu gehen und sich nur weigern das Foto zu kaufen, was man aber wieder psychologisch interpretieren kann.

Auch sehr spannend ist die Beziehung eines Schulwartes zu einer blinden Frau, deren Wohnung bis oben hin voll mit Obzönitäten beschrieben ist und ein bißchen makaber, man kann es sich aber auch wieder sozialkritisch deuten, die wo eine Frau einen Begleitservice bestellt und von dem sie besuchenden Mann möchte, daß er sie in dem Zimmer, wo ihr Sohn im Koma liegt, vögelt.

Ebenfalls beeindruckend war für mich „Frau Triegler“. Da wird eine Krankenschwester, die sehr einfühlsam in einer Schule mit den Kindern umgeht, plötzlich entlassen, weil die Schule sparen will und sie entführt dnn einen Schüler. Man sieht denke ich Clemens J. Setz Sozialanliegen, das er dann sehr skurril und einzigartig umzusetzen versteht.

Ums „Christkind“ geht es dann zur Jahreszeit passend auch. Da soll ein Weihnachtshasser für ein krankes Kind Signale ausetzen.

In „Suzy“ gehen ein paar sechszehnjährige Schüler in eine Bar und bevor sie hinausgeschmissen werden, schreibt einer im Klo seine Telefonnummer und den Namen „Suzy“ an die Wand. Die Anrufe folgen, er gibt sich als den zehnjährigen Sohn der Dame aus, sagt er darf während sie arbeitet sein Zimmer nicht verlassen und daneben läuft die Schule und der Schulwochen der Schwester ganz gewöhnlich ab.

Ein paar sehr packende und ungewöhnlich kombinierte Geschichten in dem Band, ein paar sind das, wie schon beschrieben weniger, dennoch würde ich das Buch in dem öst Ranking, das bald erfolgen wird, eher höher reihen, vor dem Preisträgerbuch kann ich schon flüstern und wenn Clemens J. Setz das lesen sollte und ihm das ein Trost sein sollte, sofern er sich auf der Buch Wien und auch schon vorher geärgert hat, wird mich das freuen.

2015-10-10

Die Stunde zwischen Frau und Gitarre

„Es beginnt mit einer Verfolgungsjagd eines Heißluftballons!“, hat Angelika Reitzer vorige Woche bei der Präsentation von Clemens J. Setz tausendseitigen, leider nur Longlist-Buchs gesagt und das ist nicht ganz richtig, denn der Taxifahrer, von dem Natalie will, daß er  das tun soll, weigert sich, diesen unmöglichen Auftrag anzunehmen.

„Ich bringe Sie gerne an das Ende der Stadt oder wohin Sie wollen, aber das kann ich nicht!“

Das ist wahrscheinlich auch eine Charakterisierung des tausend Seiten Wälzers, in der sehr wohl Unmögliches und noch viel mehr geschieht und wenn ich mich nicht irre, habe ich auch irgendwo gelesen, daß das einer der beeindruckensten Buchanfänge ist.

„Folgen Sie diesem Heißluftballon!“

Egal, Natalie Reinegger ist jedenfalls einundzwanzig, ehemalige Epileptikerin, die immer noch die „aurigen Gefühle“ verfolgt, die einen Grand Mal ankündigen. Sie lebt in Graz, der Heimatstadt des 1982 geborenen  Shootingstars und literarischen Wunderkinds Setz und sie hat ihre einjährige Ausbildung zur Behindertenbetreuerin erfolgreich abgeschloßen.

Deshalb gibt „Red Bull“ oder sonst wer eine Heißluftballonparty für die Absolventen. Natalie hat blöderweise in der Nacht davor zuviel Beruhigungspillen genommen und verschlafen, so versäumt sie diesen Beginn.

Sie hat aber schon eine Stelle in einem privaten betreuten Wohnheim, dort hat sie eine zweiwöchige Probezeit absolviert, ja wir leben in Zeiten, wo wir sparen und alles schnell gehen muß und so teilt sie sich alsbald mit drei Betreuerinnen zwei Stellen.

Sie bekommt auch zwei Bezugsklienten, einer heißt Mike und  hat ein Schädelhirntrauma, seither ist er von seiner Frau getrennt und malt schreckliche Sachen in sein Zimmer, die die Betreuer dann wegwischen müßen.

Der zweite heißt Alexander Dorm und sitzt im Rollstuhl, warum habe ich nicht herausgekommen. Es scheint aber auch nicht wichtig zu sein. Er ist jedenfalls homosexuell, haßt die Frauen und ist ein Stalker und hat die Frau seines Opfers Dr. Hollberg in den Selbstmord getrieben.

So weit realistisch und gut nachzuvollziehen. Dorm wird aber jede Woche von Hollberg besucht und Natalie, die Bezugsklientin oder Bezugerin, wie sie Dorm beschimpft, der mit ihrer knabenhaften Figur nicht viel anfangen kann, muß mitgehen und seine sadomasochistischen Versuche Dorm aus seiner Hand tote Mäuse fressen zu lassen, mitverfolgen.

Es passiert noch viel viel mehr Surrealistisches und Reales, denn Hollberg tritt ihr mit Billigung oder auch ausdrücklicher Duldung der Heimleitung, bezahlt vielleicht er den Betreuungsplatz, zu nahe, zeigt ihr Fotos, steht in ihrem Garten, verlangt von ihr Gespräche etcetera, die bei Natalie zu Haßgefühlen, Panikattacken und auch dazu führen, daß sie selber ihn verfolgt und man weiß nicht recht, wird sie jetzt wahnsinnig oder ist man in einem trivialen Krimi, beziehungsweise Science Fiction Roman, denn, das habe ich jetzt, wie noch tausend anderes vergessen, Natalie ist ein Stephen King Fan.

Sie folgt ihm jedenfalls auf den Friedhof, Hollberg geht nach jedem seiner Besuche dorthin und heuert auch einen seltsamen Obdachlosen, den sie im „Openspace“, einem Lokal, in dem sie ihre Freizeit verbringt, an, ihn zu verfolgen.

Bis zur Lesung vor einer Woche, war ich bei Seite hundert. Bis dahin habe ich das Buch total realistisch gelesen, denn ich bin ja Psychologin und Psychotherapeutin vom Brotberuf und habe mich auch schon literarisch öfter mit überforderten Jugendlichen, Borderliners, etcetera, beschäftigt und Natalie ist eine Borderlinerin, na klar, obwohl nicht sie sich schneidet, sondern die andere Betreuerin B.

Ich bin auch sicher, daß man viele solcher Betreuerinnen in betreuten Wohnheimen finden kann und  bin auch die Mutter einer Behindertenbetreuerin, die mir wahrscheinlich bis zu achtzig Prozent ähnliche Geschichten erzählen könnte, die Sci Fi Bezüge ausgenommen natürlich, wie ich hoffen würde.

Dann gibt es aber auch die Vergleiche zu James Joyce und seinem „Ullysses“ und die Tatsache, das Natalie auch Synäthesistin ist, sie sieht Farben zu den Worten, das ist Clemens J. Setz, wie ich hörte und las, auch und beide sind wahrscheinlich hochintelligent.

Natalie wird das von den Kritikern bescheinigt und Clemens J. Setz wurde in einem Interview gefragt, ob er ein Außenseiter ist, was er erfolgreich abwehrte.

„Wie kommen Sie darauf, nur weil ich mit mir selber spreche, das tun doch viele!“

Ja, die zweite Ebene sind die übersprudelnden Phanatasien von denen Clemens J. Setz bei der Lesung einige Beispiel gab.

Da setzt Nataie zum Beispiel Phantasiemäuse auf ihre Schultern, um sich dadurch zu entspannen. Setz tut das auch, ich würde meinen, daß ich mich mehr anspanne, wenn ich  den ganzen Tag aufpassen muß, daß die Maus nicht herunterfällt.

Sie führt mit ihrem Ex-Freund Markus auch „Non sequitur“ Gespräche und ihr Bruder Karl der in Dänemark lebt, führte gerne „karleske Redewendungen“ mit denen macht Natalie dann in der Freizeit, in denen sie „streunen“ geht, die Männer fertig von denen sie sich vorher oral befriedigen läß.

Es gibt auch endlos absurd scheinende Einfälle in dem Buch, manche sind ziemlich beklemmend, zum Beispiel, wenn sie sich vorstellt, was mit Mikes Hirnmasse geschah, die bei seinem Unfall austrat oder auch die, wo sie ein Spielzeugauto, das Hollberg Dorm zum Geburtstag schenkte, klaut, mit nach Hause nimmt und in der Wohnung einen Stock unter ihr, wo Kinder wohnen, aussetzt. Die Fernbedienung nimmt sie mit und macht sie an. Das Auto rast dann in der Wohnung unten herum und in einer anderen Nachbarwohnung läutet öfter ein altes Telefon und irgendwann spaziert dann der Nachbar mit dem Telefon die Stufen herunter.

Wir leben ja auch in einer hochexplosiven Zeit, so muß in Natalies Wonung immer der Fernseher laufen und sie stellt sich vor, wie das ist, wenn alle Radios auf einmal an sind?

Schöne neue überforderte Welt, in der wir und wahrscheinlich noch mehr Leute, die dreißig Jahre jünger sind als ich, schon drin sind. Natalie macht ständig Aufnahmen mit ihrem Handy, nimmt Gespräche, aber auch ihre Schmatzgeräusche auf und stellt sie wahrschein ins Internet, etc.

Im Epilog sind wir überhaupt schon in der Zukunft, wo man von seinen Peers ständig überwacht wird und es kein Echtgeld mehr gibt und das Buch endet, um nicht zuviel zu verraten, es ist ja ein Rezensionsexemplar, wofür ich „Suhrkamp“ herzlich danke mir mein LL-Lesen zu ermöglichen, irgendwie so ähnlich, wie John Katzenbach „Der Professor“.

Natalie ist jedenfalls nicht mehr im Wohnheim, sondern studiert Medizin und nein, sie bringt niemanden um, weder aus Mitleid noch sonstwie.

Sechs bis acht Wochen hat mir der „Suhrkamp-Verlag“ Lesezeit gegeben. Ich habe es in einer konzentrierten Woche, immer hundert Seiten in der Badewanne geschafft und es war lange nicht so schwer zu lesen, wie der Zaimoglu und ich bin auch eine geübte Leserin.

Wenn man aber auf die „Amazon-Seite“ geht, kann man merken, daß sich die Leser schwer tun mit dem Monsterwerk, von dem sie beispielsweise behaupten, daß man es nicht nacherzählen könne und, daß es keine Handlung hat.

Es ist Setz linearstes Buch, habe ich dagegen irgendwoanders gelesen.

Die „Amazon Leser“ waren aber meistens bei Seite hundert, dreihundert etc und mit den tausend Seiten wahrscheinlich überfordert, allerdings gab es bei den Kommentaren immer einen, der das dann rügte und wenn man zu den Experten des Schweizer Literaturclubs geht, merkt man, daß die in den Klischees steckenbleiben.

„Wir sind in der Klapsmühle, Natalie ist die irrste Protagonistin, der ich je begegnet bin, das Buch setzt uns den Spiegel vor und man fragt sich wer sind die Verrückten?“

Nicht wir, sondern die Gesellschaft, würde ich hier antworten und Richard Kämmerling hat, als der Roman nicht auf die Shortlist kam, zu einem Jurorenrundumschlag ausgeholt.

Die soll zurücktreten, hat er gefordert, wenn sie nicht die Qualität des Buchs begreift und nach mehr Kritikern statt Buchhändlern und Musikern verlangt.

Dem würde ich ich mich nicht anschließen, obwohl das Buch auch auf meine Shortlist kommt und ich die Anna fragen werde, ob sie es zu Weihnachten haben will? Weil ja interessant ist, wie das  eine dreißigjährige Behindertenbetreuerin, die sicher auch öfter von ihrem Beruf überfordert ist, empfindet.

Daß es nicht auf die Shortlist und daher auch nicht zum dBp kommt, würde ich mir durch die oben beschriebene Überforderung der Leserschaft oder der Angst davor erklären.

Denn wer liest in Zeiten wie diesen, wo das Lesen ja schon bald zu einem Luxusgut wird, wirklich noch tausend Seiten, obwohl es, wie ich wiederholen möchte, leicht und auch spannend zu lesen ist.

Einiges davon ist wahrscheinlich wirklich so Einzigartig und Ungewöhnlich, wie es „Ullysses“ zu seinen Entstehunszeiten war, für die Leute wahrscheinlich, für die eine Psychiatrie oder ein betreutes Wohnheim noch immer eine „Klapsmühle“ ist und eine F60 Person, wie die Natalie, die ärgste Irre aller Zeiten.

Es gibt auch zur Unterstützung und als Lesehilfe das „Betreute Lesen“, wenn das wahrscheinlich auch mehr als ein Projekt des Social Readings oder des E-Books Lesen zu verstehen ist.

Ich hab da schon mehrmals kommentiert und auch Antworten bekommen.

2015-10-01

Von der Longlistenlesung zur Release Party

Der „Börseverein des deutschen Buchhandels“ verstaltet immer sogenannte „Blindlesungen“, wo in einer meist deutschen Buchhandlung ein Longlistkanditat liest, man zahlt ich Deutschland, glaube ich, auch Eintritt dafür und erfährt erst vor Ort, wer und was gelesen wird.

In Österreich hat hingegen vorige Woche in der „Alten Schmiede“ Ilija Trojanow seinen  von der Zeit der bulgarischen Dikatur handelnden Roman „Macht und Widerstand“ vorgestellt, da bin ich nicht hingegangen, sondern stattdessen ins Literaturhaus zu Isabella Feimer, weil ich nicht gern zu Veranstaltungen gehe, wo ich die Bücher schon gelesen habe.

Aus Zeitgründen, nicht aus Sorge, daß ich nichts mehr Neues erfahren könnte und heute stellte Clemens J. Setz sein Opus Magnus „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“, moderiert von Angelika Reitzer vor und da machte ich eine Ausnahme, beziehungsweise habe ich heute in der Badewanne erst die ersten hundert Seiten gelesen und angefangen, auf dem „Betreuten Lesen-Blog“ meine ersten Kommentare abzugeben.

Am Montag habe ich Angelika Reitzer gefragt, ob sie glauben würde, daß viele Leute zu der Lesung kommen?

Ich glaubte, daß eigentlich schon, denn die Blogs haben ja alle sehr bedauert, daß das Buch nicht auf der Shortlist stand und war schon kurz nach halb sieben da, wo aber außer dem Lehrer aus Retz, der noch früher gekommen ist, nicht viele Leute anwesend waren.

Dann kamen aber nach und nach ein paar junge Leute, es kam auch Markus Köhle und Angelika Reitzer leitete die Veranstaltung damit ein, daß Clemens Setz bei der Buchpräsentation ihres Romanes „unter uns“ im Phil, Clemens Setz sie eingeleitet hat.

So ändern sich die Zeiten, damals war Clemens J. Setz wahrscheinlich noch bei „Residenz“, ist da ja der Erstling „Söhne und Planeten“ erschienen, den ich gelesen habe, als er mit den „Frequenzen“ schon mal auf der „Longlist“ und auch auf der „Shortlist“ stand. Dann wechselte er, wie das so üblich zu „Suhrkamp“, für den Erzählband „Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes“, das ich im Bücherschrank fand, hat er den „Preis der Leipziger Buchmesse erhalten“, dann erschien „Indigo“, das, glaube ich 2012 auf der Shortlist stand, ein Gedichtband und noch Nacherzählungen.

Der 1982 geborene Grazer der Mathematik studierte, scheint also ein Vielschreiber zu sein, ein  begnadetes Literaturtalent oder Wunderkind und „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ hat über tausend Seiten.

Zu der Frage, wie lange er zu diesem Monsterwerk gebraucht hat, bin ich nicht gekommen, auch zu der nicht, wieso der Stalker eigentlich im Rollstuhl sitzt?

Angelika Reitzer leitete aber ein und erzählte, daß das ein vielstimmiges Werk ist, das in vielen Geschichten,  Lügen und die Wahrheit erzählt.

Da habe ich die ersten hundert Seiten heute morgen in der Badewanne viel realistischer gelesen, die Geschichte von der einundzwanzigjährigen Behindertenbetreuerin Natalie, die einen Stalker und dessen Opfer in der WG in der sie arbeitet betreuen soll.

Sehr realistisch, denn ich würde in der prekär beschäftigten Natalie, drei Betreuer teilen sich zwei Arbeitsplätze, eine Borderlinerin sehen, sie ist auch noch Epileptikerin.

Angelika Reitzer sprach aber von den Wortschöpfungen, die Natalie den verschiedenen Farben zuordnet und Clemens J. Setz gab dann auch noch Einblicke in sein Autorenschaffen.

Gelesen hat er zwei Stellen, die schon auf den von mir gelesenen hundert Seiten zu finden waren und noch eine andere und erzählte viel von seinen Ideen und davon, wie er zu den sprudelnden Einfällen gekommen ist.

Denn die Natalie ist ja keine gewöhnliche Behindertenbetreuerin, sondern spielt mit ihren Freund, die verschiedensten Spielchen, merkt sich die Anzeigen der entlaufenden Tiere, die auf der Straße hängen und denkt sich Mäuse auf ihren Schultern aus, damit sie diese entlastet.

Das sei sagte Clemens J. Setz autobiografisch, wie er in seine Protagonistin wahrscheinlich viel von seiner Person hineingelegt hat, denn er sprühte von Ideen und Einfällen, erzählte Geschichen und Geschichtern und ich dachte es wäre ein realistischer Roman?

Weit gefehlt, die Neurosen der Natalie und der anderen Protagonisten, die ich wahrscheinlich noch gar nicht alle kenne, sind auch darunter und Angelika Reitzer fragte , ob Clemens J. Setz in dem Buch, dem Leser alle Gehiemnisse lüfte und fragte auch nach seinen Anteilen, denn er hat sich in dem Buch in einem kleinen sanftmütigen Hasen ein Denkmal gesetzt und würde er beim Schreiben schon alles wissen, dann wäre es nicht so spannend.

Das sollen sich einmal die, die streng nach der Schneeflockenmethode schreiben, hinter die Ohren schreiben und ich habe vielleicht ein paar Geheimnisse des tausend Seiten Buches gelüftet bekommen und kann mich in der nächsten Woche durch die weiteren neunhundert lesen und dann ging es vom Buchpreisbloggen wieder zu der jungen österreichischen Literatur, nämlich zu „Kremayr und Scheriau“ und seiner literarischen Schiene, die heute noch einmal beim „Thalia“  und dann im „7*“ mit einer Verlagsprogrammeröffnungsparty vorgestellt wurde.

Mit Sekt, Buffet, Musik und feierlichen Eröffnungsreden vom Verleger Martin Scheriau, der Eingangs sein Erfolgskonzept erwähnte und der Leiterin der Literaturschiene, Tanja Raich, die demnächst in der „Alten Schmiede“ eigene Texte lesen wird und dann gab es sehr viel Smalltalk.

De Autorinnen Marianne Jungmeier, Irmgard Fuchs und Lanina Illcheva, sowie der Autor Daniel Zipfel stellten sich vor. Gustav Ernst war anwesend und trug mir auf zu schreiben, daß es sich einen österreichischen Buchpreis geben soll, der auf der Buch Wien vorgestellt werden soll.

Natürlich, selbstverständlich, da bin ich gleich dabei, dem Hauptverband wird es aber, glaube ich, zu teuer sein und er wird auf den „Alpha“ verweisen, auf dessen Shortlist heuer ja auch Karin Peschka mit ihrem „Watschenmann“ steht und die war anwesend, wie auch Petra Piuk, deren Roman, glaube ich, im nächsten Jahr bei der neuen Literaturschiene erscheint und  ich habe heute damit begonnen, meine Geburtstagsleseparty vorzubereiten, beziehungsweise die Lesenden einzuladen.

Im Kulturcafe 7* werde ich übrigens demnächst auch zweimal lesen.

Erstelle kostenlos eine Website oder ein Blog auf WordPress.com.