Während ich mich bei der deutschen Liste gerade durch das fünfzehnte Buch, Kim de L`Horizon „Blutbuch“ lese, ist Zeit zu überlegen, wer den Preis bekommen wird, denn heute ist ja so weit , daß der Preis in Frankfurt vergeben wird?
Eine spannende Frage, habe ich von der Shortlist doch bisher nur zweieinhalb Bücher gelesen und denke Daniela Dröschers „Lügen über meine Mutter“ wird es nicht werden. Kristine Bilkaus „Nebenan“ vielleicht auch nicht. Fatma Aydemir „Dschinns“ vielleicht, wurde es doch hoch gelobt.
Ich bin ja eher konservativ und dachte da eher an die „weißen alten Männer“ Eckhart Nickels „Spitzweg“ oder Jan Faktors „Troll“
Beides habe ich noch nicht gelesen und über „Trottel“ eine eher vernichtende Kritik gehört und „Blutbuch“ vielleicht, eigentlich auch, denn Kim de L´ Horizon ist ja ein binärer Autor und das andere ist ja jetzt sehr modern und wird auch sehr gefordert, wie beispielsweise bei der GAV-GV wo sich eine Autorin wünschte, man sollte das Binäre, Diverse oder Migrantische bei den Neuaufnahmen mehr berücksichtigen und dann bin ich den Livestream hineingegangen,wo wieder Cecile Shortmann moderierte und es zuerst einige Eröffnungsreden gab.
Der Saal im Römer wieder voll und diesmal und das ist ja bezüglich der aktuellen Diskussion sehr interessant, fast alle ohne Masken. Dann gab es die Filmchen, wo alle Shortlist-Autoren und ihre Bücher vorgestellt wurden und die Juroren jeweils ein paar Sätze dazu sagten und dann wurde spannend.
Ein Blick zu dem strahlenden Kim de L
´ Horizon, der oder die stark geschminkt mit einem bunten Abendkleid, neben den anderen Shortlistautoren saß. Zuerst einmal alle küßte und umarmte, als würde es keine Pandemie geben, dann in der Dankesrede seiner Familie dankte, schließlich sogar ein Liedchen sang und sich aus Solidarität für die Frauen im Iran, wie Kim sagte, die Haare abrasierte, aber hätte er sich da nicht besser ein Kopftuch herunternehmen sollen?
Ich habe mir meine Meinung zu dem Buch noch nicht gebildet, findet aber die Tendenz sehr interessant und dann hätte ich eigentlich ins Literaturhaus gehen wollen oder eigentlich schon um sechs, um nicht zu spät zu kommen.
Da ich mir aber nicht sicher war, ob ich den Livestream dann auch als Video sehen könnte und das Literaturhaus ja meistens streamt, eine der wenige Vorteile der Pandemie, wie ich immer sage, habe ich auf dieses Angebot zurückgegriffen. Denn da gab es eine besondere Veranstaltung hat doch das „Brenner-Archiv“ und da haben die Literaturwissenschaftlerin Christine Riccabona und die Tiroler Schriftstellerin Erika Wimmer-Mazohl zwei Bücher über Erika Danneberg geschrieben, die ich ja im „Arbeitskreis schreibender Frauen“ kennengelernt habe. Da hat nach deren Tod 2007 ja Raimund Bahr, das Archiv übernommen. Da gab es, glaube ich, auch eine Veranstaltung in der „Gesellschaft für Literatur“, die ich noch nicht gebloggt habe und das dann 2016 an das „Brenner-Institut“ übergeben. Da hat mich auch vor kurzem Christina Riccabona, glaube ich, angerufen, weil sie Fotos von ihr haben wollte.
Da habe ich, glaube ich, nur die, die in den „Linken Wort Anthologien“ abgebildet sind und vielleicht auch das, das in der Arbeitskreis-Broschüre, die es einmal gegeben hat oder auch ein paar in meinen Fotoalben, denn ich habe die 1922 Geborene ja gut gekannt, obwohl ich ein eher schwieriges Verhältnis zu ihr hatte und sie mir die „Schreibweisen“, die ich ihr zu ihrem achtzigsten Geburtstag, der im Siebenstern gefeiert wurde, schenkte, zurückgeschickt hat.
Christine Riccabona und Erika Wimmer haben also zum hundersten Geburtstag zwei Bücher über sie, die sie, wie sie betonten, nicht persönlich, sondern nur über ihre Nachlaßkisten gekannt haben, herausgegeben.
Die Literaturwissenschaftlerin hat ihr Leben dokumentarisch „Erika Danneberg, Schriftstellerin, Psychoanaltikerin, Friedensaktivistin“ erfaßt und die Schriftstellerin hat einen Roman „Wolfs Tochter“ über ihre Jugend geschrieben und das Leben der, wie ich sie einschätzen würde, sehr egagierten und wahrscheinlich auch sehr sturen Frau, war sicherlich sehr interessiert.
„Ich habe sie ja im Arbeitskreis schreibender Frauen“ kennengelernt, zu dem mich Monika Jensen brachte und die war bei Psychoanalytikerin auch in Analyse. Später habe ich sie immer bei den „Linken Worten-Lesungen“ getroffen und mit ihr im Anschluß beim Favoritenstand Kaffee getrunken und den Kuchen gegessen, den Edith West gebacken war. Sie war, glaube ich, auch mit Arthur West befreundet und habe sie für eine sehr engagierte Kommunistin gehalten. Diese Frage kam dann aus dem Publikum.
Aber zuerst wurde der Teil ihres Lebens referiert, den ich nicht gekannt habe. War sie doch ein Kriegsjugendliche und hat wahrscheinlich ähnlich wie Hilde Schmölzer gegen ihren nationalsozialistischen Vater gekämpft und dann sehr jung Hermann Hakel geheiratet und sich, wie die Frauen betonten, von ihm gehörig ausnützen zu lassen.
Daß sie sich vorher von Hans Weigel distanziert hat, habe ich nicht gewußt, bei der Veranstaltung damals mit Raimund Bahr wurde das schlechte Verhältnis zu Hermann Hakel thematisiert. Sie ist auch seinetwegen oder aus Protest gegen ihren Vater in das Judentum eingetreten und später, glaube ich, wieder ausgetreten und hat sich 1958 scheiden lassen.
Dann hat sie ihr Psychologiestudium beendet, sich als Psychoanalytikerin ausbilden lassen und in den Siebzigerjahren wie die Frauen betonen sich wieder dem Schreiben zugewandt. Da wurde dann der „Arbeitskreis schreibender Frauen“ erwähnt. Der Eintritt in die KPÖ erfolgte, glaubte ich, 1978 und da hat sich sich auch für Nicaragua engagiert, hat dort auch an Brigaden teilgenommen und mit Marie Langer ein psychosoziales Zentrum dort aufgebaut.
In den letzten Jahren wo sie schon sehr alt und krank war, gab es, glaube ich, einige Lesungen, die, die „Frauen lesen Frauen-Gruppe“ des Lesetheaters, organiserten. Da gibt es wahrscheinlich Fotos davon und Christine Riccabona und Erika Wimmer beantworteten dann die Frage, wie der Nachlaß in das „Brenner Institut“ gekommen ist und, daß sie da schon planten, über sie zu veröffentlichen, weil sie zwar nicht literarisch berühmt ist, aber einen interessanten Lebenslauf hatte.
Das glaube ich auch und schade, daß ich nicht persönlich bei der Veranstaltung war, wo ich mich und meine Eindrücke einbringen hätten können.
Ich habe auch einige ihrer Bücher, darunter auch das, das, glaube ich unter einen männlichen Vornamen herausgegebe „Abenteuer des Leutnant Prentjes“ von 1960 und dann ihr von der „Edition Art&Science“ herausgegebenen „Nicaragua-Band“, ihre Autobiografie „Wie leistet man Widerstand“, aus dem die Frauengruppe wahrscheinlich gelesen hat, aber nicht.
Es hat, glaube ich, auch einmal einen „Erika Danneberg-Preis“ gegeben. Mit Marlen Haushofer war sie befreundet, hat in den Füfzigerjahren den Literaturbetrieb sehr gut gekannt und bis zu ihrer Scheidung viele Tagebücher geschrieben, aus denen Christine Riccabona und Erika Wimmer Material für ihre Bücher schöpften und sie, wie sie erwähnten, viel zitierten und mit einem Gedicht von ihr auch die Veranstaltung schlossen von denen mir der Satz „Sag wie du umgehst Genosse mit deiner Genossin?“, in Erinnerung blieb.