Literaturgefluester

2021-09-24

Barbara Hundeggers zweiter Frühling

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 21:23
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Die 1963 geborene und in Innsbruck lebende Lyrikerin habe ich, glaube ich, im Lteraturhaus oder der „Gesellschaft fürl Literatur“ kennengelernt.Jedenfalls kann ich mich erinnern, daß ich sie einmal auf ihre strengen Literaturbegriff ansprach, da habe ich ja einen wahrscheinlich lockeren und auch keinen so strengen Sprachstil, aber Lriker sind odermüssen genau sein, ich war bei einigen ihrer Lesungen, habe, glaube ich, auch einmal ein Bändchen von ihr gefunden und den „Wildgans-Preis“ hat sie auch einmal bekommen.

2019 ist bei „Haymon“ ihre poetische Lebensbeschreibung des ersten Karthographen Tirols Peter Anich herausgekommen und das Buch sollte 2020 im Literaturhaus vorgestellt werden. Corona hats verhindert. Denn da gabs ja eine Zeitlang keine Veranstaltungen und es wurde, glaube ich, erst ab Herbst gestreamt. So mußte einiges verschoben werden und hat jetzt eine zweite Chance bekommen und da gibt es ja auch eine Aktion die „Zweiter Frühling“ heißt, wo Literaturveranstaltungen nachgeholt werden und Barbara Hundegger hat nach Robert Huez Einleitung auch humorvoll darauf hingewiesen, daß sie eigentlich schon zu alt für einen zweiten Frühling sei, weil wir uns ja schon im Herbst befnden. Aber „Bücher ẃähren länger“ wie die Aktion weiter heißt und das stimmt ja auch. Gedichte kann man immer lesen und ganz ehrlich habe ich noch nie etwas von einem Peter Anich gehört, der 1723 in Obererfuss geboren wurde und 1766 dort starb, aus ärmlichen Verhältnisse stammte, Bauer war und dann als Kartograf den „Atlas Tyrolensis“ geschaffen hat. In <innsbruck gibt es eine Anichstraße und dort lernt man wahrscheinlich auch in der Schule darüber. Jedenfalls hat Barba Hundegger einmal einen Auftrag bekommen über ihn zu schreiben und so ist „anich.athmosphären.atlas“ eine poetische Typographie entstanden und damit der Abend noch ein bißchen poetischer wurde, ist Barbara Hundegger mit einer Musikerin nämlich der „Grenzgängerin zwischen Traditon und Moderne“, wie im Programm steht, Lissie Rettenwander aufgetreten, die im rosa Pullover und eindrucksvoller Frisur, die von Barbara Hundegger in ihrer Einleitung erwähnt wurde, auftratt und manchmal auch Barbara Hundeggers Textzeilen wiederholte.

„St. Barbara, St.Jessica“, und dabei mit Folie raschelte. Ein eindrucksvoller Crossover zwischen der Tradition und der Moderne, um das Leben eines im Achtzehnten Jahrhundert Lebenden zu beschreiben und ebenfalls sehr interessant in die Poetik und die strenge Sprachkunst Barbara Hundeggers einzudringen. Keine Biografie hat sie, glaube ich, noch gesagt, sondern eine poetische Auseinandersetzung mit dem Kartografen und vielleicht auch dem Tirol des achtzehnten Jahrhunderts. Barbara Hundegger hat noch etwas von der italienischen Sprache erwähnt, die sie in seinem Werk oder in der Beschäftigung damit ebenfalls entdecken konnte, da es ja sowohl Nord- als auch das Süditirol und wahrscheinlich auch zeitliche Verschiebungen gibt..

Es geht aber auch um die Schestern Lucia, die Schwester Marie, dem Vater Ingenuin, die Mutter Gertrud, den Pater Professor, sowie den kaiserlichen Hof und „alles was man von den früheren jahren weiß/ die quellenlage: karg/ wie meistens beim leben der kleinen leut´: auf edlen papier scheigt es/weil wer schreibt es schon auf“,schreibt Barbara Hundegger und man hat einen Eindruck in ihr poetischen Schreiben und ihren Stil bekommen.

Ein interessanter Abend bei dem man sich sowohl mit der zeitgenößischen Lyrik einem Tiroler Kartografen des achtzehnten Jahrhunderts und der experimentellen Musikbeschäftigen konnte.

„atlas tyrolensis, größes kartenwerk des achtzehnten jahrhunderts“, dichte ich vielleicht nicht ganz korrekt nach und habe Dank der „Zweiten Frühling-Nachholaktion“, wieder ein interessantes Buch kennengelernt und bin einer interessanten Lyrikerin wiederbegegnet, auch wenn ich nur eine der drei Zuhörinnen war, die dem Livestream folgten.

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2021-07-28

Unsere Spiele enden nicht

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:01
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Jetzt kommt etwas Lyrik aus dem „C. H. Beck-Verlag“, nämlich der neue Gedichtband des 1966 in Kiel geborenen Dirk von Petersdorff, der in Jena Professor für neue deutsche Literatur an der Friedrich Schiller-Universität ist und auch den „C. H. Beck-Gedichtekalender“herausgibt. 2006 hat er in Kagenfurt beim „Bachmann-Preis“ gelesen. Von da kenne ich seinen Namen und das kleine blaue Gedichtbändchen umfaßt auf vierundsiebzig Seiten Gedichte in vierAbteilungen oder Kapitel. Der Klappentext nennt sie „Kleine poetischen Studien der Verwandlung“. Ein eigenes Vor- oder Nachwort gibt es nicht. Harald Hartung von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hat aber am Buchrücken „Dirk von Petersdorff ist ein Bote zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Er ist ein leichtfüßiger Poet. Er trägt geflügelte Schuhe“, geschrieben, was auch ganz schön poetisch ist.

Also hinein in die vier Abteilungen, die mit den „Familien“ beginnen und da geht es gleich „An eine Dreizehnjährige“, vielleicht eine Tochter deren „schimmelige Joghurtbecher und hartgewordenens Müsli“ er aus ihrem Zimmer räumt.

Bei“Brücken“ geht es um die „Alte Mutter“ die „jetzt ihre Brücke hinuntertappt/ mit der sinnlos vollgestopften Handtasche,/ Haare wie Algen, aufs dunkle Ufer zu -„

Bei der „Durchgeschnittenen Seite“ geht es dann um den Vater:

„Was ich brauchte, hat mir mein Vater aus der Stadt mitgebracht:“ und sehr beeindruckend:

„Franziska in Omas leeren Bungalow“

„im Garten noch das Windrad,/ rot und weiß, so kreisen die Gedanken,/ Schneeweißchen und Rosenrot,/ das Buch auf Omas Knien, ein Märchen/ wie der ausgeräumte Bungalow jetzt,/ nur ein Lippenstift an der Fußleiste-/

Franzi, kleines Schneeweißchen, wird bald/ in einer WG einen verzauberten Bären/ den Pelz shamponieren,/ denn das Rad der Widergeburt/ dreht sich, rot und weiß, verläuft,/ Korn mit Kirschgeschmack wäre gut,/ aberOma hatte höchstens Eierlikör-„

Es gibt ein Gedicht nach einem Bildvon August Macke

„Schwellen zum Leben, zum Tode, Abschiede und Ankünfte, alte und neue Liebe, die Gegenständie des Alltags und die der Pop-wie der Hochkultur, August Macke und das Skateboard“, schreibt der Klappentext und wir gehen weiter in den „Liebesmorgen“

„und zögernd wachgewühlt aus Kissen, Fellen,/ zurück sich wühlen in die Zeit der Wellen,/“

Ja bei Dirk von Petersdorff wird manchmal gereimt.

Und in der dritten Abteilung „An der Schleuse“ gibt es eine „Kurzbiografie“:

„“Neue Heimat“ hieß die Baugesellschaft/ meines Elternhauses. Am offenen Fenster/ zeige die Antenne des Tranistorradios/ auf die weiß ziehenden Wolkenberge./ In nebeligen Winternächten hörte man/ ein Schiffshorn klagen vom <kanal herüber,/ und die ganze Juninacht blieb/ ein schmaler Streifen Himmel hell.“

Dazu gibts eine „Ergänzung“:

„“Kork“, rief Christine, als wir in der Nordseestraße/ pfützenfroh in Gummistiefeln herumtollten – „Dirk“ ist am Anfang schwer auszusprechen.“

Die Abteilung vier , die „Mediationen“ sind der Nobelpreisträgerin Wislawa Szymborska“ gewidmet und enthalten relativ lange Texte.

So gibt es ein „Aufwachsen mit Vogelstimmen“ „Pinien“ und „Beim Olivenbaum“,“Eiche mit Efeu“ und vielleicht gar nicht so meditativ

„Deutsch lernen“

„Pass“, diesesWort kennt er schon/ zu gut, „Pass- Ersatz“,/,vieles kann man zusammen-/setzen im Deutschen.“

Und ich habe wieder einen interessanten Dichter kennengelernt und mich eingelesen in die Kurzform der Lyrik und dem, der von den „Spielen“ bzw. Gedichten noch nicht genug davon bekommen kann, kann ich außer dem Lesen des Buchs, noch verraten, das demnächst noch etwas von Peter Paul Wiplinger, dem unentwegten, kommen wird, der mir so getreulich seine in der „Edition Pen“ erschienenen Gedichtbände schickt.

2021-01-09

Drei Fliegen

Filed under: Bücher,Uncategorized — jancak @ 00:55
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Jetzt kommt die ideale Buchbegleitung zum neuen Romanschreibjahr, nämlich Nico Bleutges „Drei Fliegen – über Gedichte.“

„In seinen Essays und Skizzen taucht Bleutge in die Sprachwelten anderer Dichter und Dichterinnen ein und bringt dabei zugleich Gedanken über das eigene Schreiben an die Oberfläche“, steht auf einem beigelegten Zettel des bei C.H. Becks erschienenen Bandes und ich habe den 1972 in München geboren Nico Bleutge 2012 in Wien kennengelernt, als der Erich Fried-Preis bekommen hat und da hat seine Dankesrede den Titel „Drei Fliegen“ gehabt, die wahrscheinlich im „Standard“ aber auch in den „Akzenten“ 2014, herausgekommen sind. Jetzt ist es der Titel des Buches über Gedichte, das aus Essays und Skizzen in sechs Kapitel besteht und die erfolglose Schreiberin, die sich wieder zum wiederholten Male in einem Schreiblernkurs versucht in die schöne Sprache einführt, könnte man so sagen.

Ich schreibe ja keine Gedichte, keine wirklichen und ankerannten jedenfalls, denn ind den „Wiener Verhältnissen“, ist eines vorhanden, ein Corona-Gedicht habe ich heuer an das Literaturcafe geschickt, eines über Weihnachten 2000 ist in der Schreibwerkstatt der Gewerkschaft zu dieser Zeit entstanden und in meinem zweiten Corona-Buch das demnächst erscheinen wird, gibt es angeregt von Doris Kloimstein auch immer wieder ein paar Gedichtzeilen, aber jetzt mit Nico Bleutge, den ich inzwischen öfter in Wien gesehen habe, in die schöne Sprache eintauchen und herauszufinden, was er über das Schreiben denkt und wie er sich sprachlich damitauseinandersetzt.

Das beginnt schon im ersten Kapitel mit dem Wort „Muschelkalk“ das ihm am Flughafen Tempelhof, den er dann erforschte, begegnete.

Die „Drei Fliegen“ sind dann auch in dem Kapitel erhalten. Er liest die Fried-Werkausgbe, tut sich schwer dabei, beobachtet dabei eine Fliege und kommt dann zu dem Buben, der sie auf dem Pingpongtisch aufspießt. Er hat als Kind auch Fliegen beobachtet, aber nicht getötet und eine Fliegengeschichte von Robert Musil gibt es auch dabei.

Im zweiten Kapitel beginnt Bleutge mit den Erinnerungen beziehungsweise mit einem Bild von sich als kleinen Buben, das sein Vater einmal von ihm mit der Kulisse von Venedig nach einem Italienurlaub malte. Dann bleibts in der Vergangenheit und es geht an die Erinnerungen an die Großmutter, an ihren Balkon, Lift und ihr Stiegenhaus und “ Das Treppenhaus“, schreibt Lutz Seiler einmal, gehört zu den magischen Orten der Kindheit.“

Das kann ich so zwar nicht bestätigen, aber Nico Bleutge nimmt immer wieder Bezug zu seinen Schriftstellerkollegen auf. Dann gehts zu den Träumen beziehungsweise zum Schlaf, denn das hat er als Kind nicht wollen, die Mutter hat ihm da immer ein Liedchen vorgesungen und das führt zu dem „Bucklichen Männchen und zu Walter Benjamin beziehungsweise zu Joseph von Eichendorff, der sich auch darauf bezogen hat.

Dawzischen werden noch zwei Gedichte analysiert, nämlich die „Dunklen Augen von Marcel Beyer und das des schwedischen Dichters Gunnar Ekelöf „Klima“, den Nico Bleutge sehr zu verehren scheint.gehe

Um drei Fliegen geht es im dritten Kapitel, wo es unter anderen um die Sprache der Tiere geht, noch einmal. Her handelt es um ein Bild des niederländischen Malers Jaques de Gehyn, das Nico Beutge in einer Ausstellung entdeckt und den Text 2019 geschrieben hat.

Im vierten Kapitel gehen wir zuerst zu der 1959 geborenen Barbara Köhler und durch deren Bücher, dann folgt die Büchner-Preisträgerin Elke Erb, sehr ausführlich beschäftigt sich Nico Bleutge mit dem „Alphabet“ der 1935 geborenen und 2009 verstorbenen dänischen Autorin Inger Christensen und kommt dann zu Zsuzsanna Ghase von der ich schon einiges gehört und gelesen habe.

Der 1835 in Warmbronn geborene Christian Wagner ist 1895 „auf eine kleine Reise nach Italien“ aufgebrochen und berauschte sich dort in einem Wirtshaus am Klang der italienischen Sprache und war froh darüber, daß er den „Klatsch“ um den es dort wahrscheinlich ging, nicht verstanden hat. In einem weiteren Kapitel beschäftigt sich Bleutge sehr ausführlich mit den Wiederholungen.

Ein wichtiges Element des Gedichts, so lesen manche Dichter, wie etwa Reiner Kunze, ihre Gedichte oft zweimal. Im Wiegenlied gibt es Wiederholungen, die die Kinder beruhigt einschlafen lassen und Ernst Jandl hat seine Mutter früh verloren. Das war wahrscheinlich plus seiner Kriegserfahrungen sein Trauma, das zu seiner speziellen Sprache führte. Bleutge erwähnt ein altes Fotos. Jandls Vater hat seine Familie künstlerisch fotografiert, was zu Jandls Familienfoto“ führte.

„der vater hält sich gerade/ die mutter hält sich gerade, der sohn hält sich gerade/die tochter hält sich gerade“ und interessant finde ich dabei daß es in Jandls Familie fünf Söhne und zwei Töchter gibt.

Die Fliegen kommen im fünften Kapitel ein drittes Mal vor, da murmelt Bleutge „im zimmer, drin ich schlafe“ und bezieht sich auf Rilkes „Herbstfliegen“ im „Malte Laurids Brigge“, den ich nicht gelsen habe und noch einmal auf Jandl.

Dann kommt ein prosaischer text über seine ambivalente Beziehung zu den Großeltern, den Bleutge mit einem Roman von Wolfgang de Bruyn verknüpft. Ja das gibt es in einem Essayband über Gedichte auch. Der unbekannte Dichter Wilhelm Klemm, der 1881 in Leipzig geboren wurde, wird erwähnt und Thomas King, der obwohl, das Kapitel so beginnt, glaube ich, kein Romantiker ist, aber wie Bleutge betont keine Wasserglaslesungen mag.

Ein interessantes Buch aus dem die, deren Sprchw ja immer sehr bemängelt wird „Sie schimpfen sich Dichterin?“, tue ich nicht, nur schreibende Frau und das bin und tue ich auch, sehr viel lernen kann. die Achtsamkeit bezüglich Sprache etwa oder erfahren kann, wie Sprachkünstler zu ihren Gedichten kommen. Einige der Texte wurden extra für das Buch geschrieben, andere sind, wie schon der erste Fliegen-Text Laudatios oder Dankreden. So hat er etwa eine Laudatio für Zsuszanna ghase gehalten oder eine Dankrede zum Eichendorff-Preis, für Barbara Köhler hat er eine Laudatio gehalten und den „Christian Wagner-Preis“ hat er auch bekommen.

2019-12-30

Ich habe große Städte gesehen

Filed under: Bücher — jancak @ 10:21
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Nachdem ich nun seit Ende August Buchpreis gelesen habe zwischen Weihnachten und Silvester eingepresst, ein paar Gedichte, nichts Besonderes oder doch vielleicht, denn „Naturgedichte wird man hier, wie Björn Kuhligk in seinem Vorwort der „Diogenes-Gedichtgesammtausgabe“ des 1944 geborenen und 1987 auf der Autobahn überfahrenen Jörg Fausers schrieb, „werden Sie hier nicht finden!“, hat sich doch sein Leben zwischen Marokko, London , Paris, New York und München abgespielt und hat seine autobiografische Gedichte oft auch zu „konzentrierten Kurzgeschichten“ gemacht, die auf der Straße, bei den Nutten von Alkohol und Drugs umgehen spielen.

Jörg Fauser, der von Marcel Reich-Ranicki als er einmal in Klagenfurt gelesen hat, total fertiggemacht wurde „Dieser Autor hat hier nichts verloren!“, hat er großspurig gerufen und es wohl geglaubt und Jörg Fauser hat sich, glaube ich, auch eher als Journalist verstanden und sozialkritische Krimis geschrieben, von denen ich vor kurzem einen gelesen habe, scheint „Diogoenes“ ja sein Gesamtwerk herauszubringen und ich habe einige seiner Bücher auch noch in Harland und in Wien auf meinen Bücherstapel liegen.

Keine sehr ästetisch angehauchte Lyrik sondern eine die von Charles Bukowski, Jack Kerouac und William S. Burroughs inspiriert sein könnte, sondern eine die das Leben von unten beschreibt und eine, die also mir, die ich zwar nicht so sehr von den Beat Poeten und den Drugs inspiriert bin, sehr sympathisch sein müßte.

Sie ist es auch, hatJörg Fauser doch, wie der ebenfalls dichtende  Björn Kuhligk  in seinem Vorwort schreibt, den Satz geprägt, daß „Dichter, die kein Publikum haben, pathetische und sinnlose Figuren sind“, was auf mich zutreffen könnte und ich von mir genausowenig, wie von Jörg Fauser glaube, der, glaube ich, mit den Drugs und dem Alkohol sein Problem hatte und deshalb vielleicht auch auf der Autobahn kurz nach seinem Geburtstag überfahren wurde.

Gehen wir sie also durch die gesammelten und neuherausgegebenen Gesichte von Jörg Fausers, die Roadlyrics, die auch in „London“ beginnen

„Jeden Tag eine neue Bombe. Und jeden Tag wählen die Lämmer den Metzger zum König“

In den Neunzehnsechzigerjahren geschrieben und trotzdem hochaktuell könnte man meinen, hat es Björn Kuhligk in seinem Vorwort auch so geschrieben.

Es gibt die „Abende eines Sommers“

„Trink die Milch der Nacht

der Föhn bläst Gott voraus

Asche in die Täler“,

die ein bißchen an die „Todesfuge“ denken lassen könngten.

Und in „Das Fest ist aus“, schreibt Fauser „In der Straße zwischen Nacht und Morgen verbrenne ich meine Gedichte“, ja dieses Motiv gibt es auch, ebenso wie „Fauser schreibt wieder einmal unverständliches Zeug, nicht tief, nicht kritisch, nicht deutsch genug, trister Typ, der kaum was bringt außer abgekauten Erinnerungsfotos.“

Und in „Trotzki, Goethe und das Glück“, wie wohl auch einer seiner zu Lebzeiten herausgegeben Gedichtbände heißt, die der Vorworwortschreiber, wie er schreibt auch zu einem stolzen Preis in der Erstausgabe bei einem Antiquariar kaufte, schreibt Fauser von einer Louise die Revolution machen wollte, während er sich „suchen uns irgendeinen stillen Winkel wo ich in ruhe mein Bier trinken und zwischendurch mal`n Gedicht schreiben kann“ sich wünscht.

„Und Trotzki?, schrie Louise, und die Genossen im Knast? Dein bourgeoises Glück, pah! Bier und Gedichte, während die Revolutin organisiert wird!“

Sie hat ihn dann verlassen und später in Paris einen Goetheforscher geheiratet, wie ihm ein Freund erzählt. Ja so ist das Leben und die Revolution.

In „Liebesbriefe“ wird er von einer Frau gefragt „Wann hast du deinen letzten Liebesbrief bekommen“

„Der Bastard, denk ich, machts sichs verdamm leicht. Ich seh mich im Spiegel: unrasiert, verkatert, seit  4 Jahren kein Liebesbrief, seit 4 Wochen kein Gedicht.“

Und in „Dichter in New York“ geht es mit einem Jack zu einer „Bukowski-Lesung.

„Jack schief irgendwann ein. Bukowski las exakt eine Stunde, ohne sich zu betrinken und ausfällig zu werden und ohne auf sie reinhzufallen, dann tat er den letzten Schluck, klappte das Buch zu, bummte „Thank you, good night“, gab Autogramme und verschwand.“

Frankfurt am Main, wo Hörg Fauser glaube ich auch am Flughafen gearbeitet hat, sind zwei Gedichte gewidmet, bei einem reimt es sich sogar ein bißchen:

„Die Kälte ist schwül in Frankfurt am Main Wer sich nicht umbringt Der trägt Gefühl.“

Es gibt ein Gedicht von einer „Frau die kein Bier trinkt“ und das „Karfreitag“ genannte, endet mit den Zeilen „Ein Bier. Christus am Kreuz hätte mehr gebraucht.“

Sehr beeindruckend ist das Gedicht, wo die Frauen dem türkischen Hausmeister klagen, daß sie kein „Warmes Wasser“ hätten.

„Der Hausmeister ist Türke. Er hat die Ruhe weg. Er kenn sich mit dem modernen Ldeben aus und außerdem wozu braucht einer der einen Kühlschrank hat Raki im Glas und einen heißen Ofen im Bett auch noch warmes Wasser?“

„Berlin, Paris, New York“ heißt das Gedicht, das dem Buch den Namen gegeben hat:

„Ich habe große Städte gesehen und habe die großen Städte immer geliebt, ihre Frauen, ihre Bars, ihre Dämmerungen vor dem Gebrüll der Maschinen und dem Sturm auf die Bastille.“

In „Rote Fahnen“ passiert ein alter Mann mit Schirmmütze in einem Rollstuhl den Checkpoint Charlie und Jörg Fauser dichtet „Alle Macht der Phantasie gewiss! Schönes Wort. Dachte man dabei auch an die Phantasie von Kerkermeistern? – Aber ja! Ich winke den Seelen der Anarchisten und trolle mich zurück in meine Arena.“

Und in „Geschichten“ fragt er sich, was ich mich auch schon fragte:

„Worüber noch schreiben? Alle Geschichten sind längst erzählt, die Novembergeschichten und die Frühlingsgeschichten, und alle dazwischen.

Worüber noch schreiben? Wir haben alle Geschichten geschrieben, der Regen, die Erde, die Frauen, die Dichter. Aber die Geschichten sind wie Gott: sie machen weiter.“

Und im „Cafe Grabbe“, erzählt er von Christian Dietrich Grabbe,  1801-1836, der die „Hermannnschlacht“ geschrieben hat, während Balzak, wie er behauptet, einen „Neger“ hatte,  Charles Lassailly, ein verwahrloster Poet, der für ihn in der Nacht die Stücke geschrieben haben soll, bis der ihn mit den „trostlosen Worten: Die ganze Nacht habe ich mich abgemüht, aber mir ist nichts eingefallen, was Wert gewesen wäre, niedergeschrieben zu werden“, verlassen hat und sich wieder in die „Kaschemmen, in die Dachkammern, in die Namenslosigkeit“ zurückbegeben hat.

„Byrons Tod“ wird beschrieben und die „Margariten“, die vielleicht nur „Pusteblumen“ waren und in „Strangers In the Night“, erzählt eine beamtete Lehrerin, wie sie, während sie Sinatra hörte, bei einem Penner hängen geblieben ist, der in den Kartoffelsalat pinkelt, endlos Krimis liest und sie jede Woche einen Hunderter an Schnaps kostete.

„Thank you . J.F., steht unter dem Gedicht „Besuch bei Blettenberg, Bangkok 1986“, auf Seite dreihunderteinundvierzig und wir können nur „Thank you, Jörg Fauser, „Diogenes“ und vielleicht auch Björn Kuhligk, für die Zusammenstellung, die, wie wir erfahren, so weit, wie es möglich war, chronolgisch erfolgte und ich füge hinzu, daß es schön war sich zwischen Weihnachten und Neujahr durch Jörg Fausers Lyrik zu lesen und wieder ein bißchen in die Neunzehnsechziger-, neunzehnsiebziger und neunzehnachtzigerjahre einzutauchen und jetzt kommt ein bißchen Schreibtechnisches und ein paar Cartoons aus dem „Holzbaum-Verlag“, bevor es mit Dietmar Füssels höchstwahrscheinlich schräger Lyrik weitergehen wird.

2018-12-10

Wilde Worte mit Martin Auer

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 23:30
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Richard Weihs

Richard Weihs

Martin Auer hat, erzählte Richard Weihs in seiner Einleitung die „Wilden Worte“ vor zweiundzwanzig Jahren mit ihm gegründet, da waren auch noch Franz Hütterer und Michaela Opferkuh im Programm, jetzt gestaltet Richard Weihs, die monatlich stattfindende Veranstaltung zu der immer ein Gastautor eingeladen wird, allein.

Martin Auer ist aber, glaube ich, manchmal im Publikum, hat jetzt seinen dritten Gedichtband  „Der Himmel ist heut aus Papier“, bei „Klever“ erschienen, vorgestellt und ich kenne den 1951 geborenen, glaube ich, aus freien Schule Hofmühlgasse, hat er doch dort soweit ich mich erinnern kann,  eine Schreibwerkstatt oder mit den Kindern ein Buch gemacht, denn er ist auch Kinderbuchautor, ansonsten auch Musiker und Sänger, der auch in verschiedenen Bands spielte, Schauspieler war und dort, wo heute der „Mandelbaum-Verlag“ ist, hatte er, 2003, glaube ich, auch einen Kuturraum, wo man zwar Eintritt zahlen mußte, es gab aber auch einen „Openmike“ und da habe ich einmal, soweit ich mich erinnern kann, mit Christa Urbanek gelesen.

Jetzt also der dritte Gedichtband, von dem Nils Jensen wahrscheinlich im Vorwort schrieb „Ein wunderbares Buch mit lauter feinen, kleinen Geschichten. Egal, ob er reimt oder im freien Versmaß hinlangt: Auer ist lebendig und witzig und klar im Inhalt.“

Dem ist nichts hinzuzufügen, außer, daß der Schauspieler seine Texte auch noch sehr gut vorgetragen und manchmal auch gesungen hat und der Inhalt war ein Gang durch die Stationen, es gab sehr politische Gedichte und Lieder beispielsweise zu der Flüchtlingssituation, die erwähnten Haikus und dann noch ein paar Texte auf Englisch, die von einem Mädchen mit einem Teddybärhut handelten, das ihn durch Dehli und dort in ein Museum führte, wo er nur einen schmutzigen Lichtschalter am Klo fotografieren durfte und dann ein Gedicht daraus machte.

Hoffentlich bekomme ich jetzt nicht wieder eine Kommentar, daß ich die politische Dimension dabei übersehen hätte, aber die war bei Martin Auer zweifellos vorhanden und der Autor hat zwischendurch auch sehr viel über die Entstehungsgeschichte erzählt.

Im Anschluß durfte man dann wieder fragen, was eine Dame, die offenbar zufällig zu der Veranstaltung gefunden hatte, auch sehr ausgiebig getan hat und so erzählte Martin Auer wieso er so gut Englisch könne, daß sein Vater 1938 mit einem Kindertranport nach England gekommen ist, seine Großeltern hatten es dann nicht mehr geschafft und wurden in Treblinka ermordet, daß seine Mutter gut gezeichnet und Schauspielunterricht genommen hat und zählte die verschiednen Bands auf, in denen er gespielt hat.

Martin Auer

Martin Auer

Sehr interessant, wie es auch die Wunschgedichte waren, meines, das ich mir im Vormonat zur politischen Situation wünschte, ich war jetzt, glaube ich, zum dritten Mal im Stück anwesend, kann ich zitieren:

„Rechts und links und vorn und hinten

ho-ruck ruckzuck mit fiesen finten

Heißer Herbst auf mieser Tour

und keine Spur von Streitkultur“

„Sehr schön!“, kann ich nur sagen und habe mir diemal etwas mit „karierter Bluse“ mit dem Anfang „Schau einmal, schau“ gewünscht und bin schon sehr gespannt, auf das was herauskommt.

Ein Buffet gab es zum ersten Mal in der „Wilden Wort-Geschichte“, wie Richard Weihs erwähnte auch, hatte doch ein Stammbesucher, Säfte und Knabbereien mitgebracht, so daß es diesmal vielleicht längere Smalltalkgespüräche gab.

Peter Moser war da, den ich auch in der „Freien Schule“ kennenlernte, einen Büchertisch, wo man auch die anderen Gedichtbände kaufen konnte, „Weihnachten kommt bald!“, wie auch Richard Weihs erwähnte, gab es ebenfalls und im Anschluß haben wir im Hof des Amerlinghauses auch noch einen Orangenpunsch, beziehungsweise einen Glühwein getrunken.

2018-10-16

Gedichte über Tod und Sterben

Allerheiligen und Allerseelen naht, wo man sich mit dem Tod und den Sterben beschäftigt, obwohl es sicher ein Zufall war, daß die „Gesellschaft für Literatur“ heute zwei diesbezügliche Gedichtbände vorstellte, denn dann wäre sie ja zwei Wochen zu früh daran und die „Gesellschaft für Literatur“ ist ja eine, die ihre Veranstaltungen immer mit dem akademischen Viertel beginnt, so daß ich nach meiner sechs Uhr Stunde hinhetzte und höchstens eine Rüge von meiner Leserin Elisabeth zu erwarten hätte, wenn ich zu spät gekommen wäre, aber mitnichten kurz nach viertel, war es noch ziemlich leer im Vortragsaal und so hatte ich mir den siebenhundert Seiten Thome nicht umsonst mitgenommen.

Nach ungefähr zehn Minuten tauchte Manfred Müller auf, um mittzuteilen, daß die Veranstaltung in zehn Minuten beginnen würde, weil eine oder mehrere Teilnehmer sich noch wo anders befänden, dann kam das Publikum darunter Robert Schindel und nach halb war es dann so weit, Manfred Müller stellte, die beiden so unterschiedlichen und doch  themengleichen Gedichtbände von  Günther Kaip und Sabine Gruber vor.

Der 1960 geborene Günther Kaip war mir den Namen nach bekannt und ich habe ihn auch schon auf einigen Lesungen gehört. Jetzt ist im Vorjahr sein Vater gestorben und er hat sich in „Eine Membran sind wir“, damit beschäftigt und Manfred Müller erklärte in seiner Einleitung, daß er das auf eine sehr ungewöhnliche Art und Weise getan hat und so, daß der Tod nichts Trauriges mehr hat.

Das hätte ich ohne den Hinweis, daß sich die Gedichte mit dem Tod des Vaters beschäftigen nicht verstanden. So war es mir aber klar und Günther Kaip erkärte im Anschluß noch, daß er nach dem Tod des Vaters eine Zeitlang das Gefühl gehabt hat, er wäre in seiner Wohnung anwesend. Dann hat er zu zeichnen angefangen oder es ist selbst aus ihm herausgeflossen, die Zeichnungen illustrieren den Gedichtband und irgendwann hat er geträumt, daß der Vater ihm sagte, er solle mit dem Zeichnen aufhören und dann hat er nichts mehr zusammengebracht.

Psychologisch sehr interessant und der Gedichtband der 1963 in Meran geborenen Sabine Gruber von der ich nicht gewußt habe, daß sie auch Gedichte schreibt und Gedichtbände veröffentlicht hat, kenne ich die Veza Canetti Preisträgerin ja vorweigend als Romanautorin „Am Abrund im Himmel zuhause“, wurde auch nach einem realen Anlaß geschrieben, wie Manfred Müller erwähnte. Wer gestorben ist, wurde nicht bekannt gegeben, es geht in den Texten aber, um ein „Halbes Zimmer und ein halbes Lleben“.

Die Gedichte wären formal strenger, als die von Günter Kaip erklärte Manfred Müller noch dazu. Ja, sie reimten sich auch ein wenig und es waren mit einem Prolog nur fünfzehn zum Teil sehr kurze Gedichte, die in der bibliophilen Sonderausgabe von „Haymon“ versammelt sind, die von Sabine Gruber, die aus einer Buchdruckerfamilie kommt, noch besonders gelobt wurden.

Im Anschluß las sie dann noch ein paar Journalgedichte, die jeweils einen Ort und einen Monatsnamen im Titel trugen und zum Teil auch an Dichter, wie beispielsweise Walter von der Vogelweide oder Dante erinnerten.

2018-05-06

und Vietnam und

Filed under: Bücher — jancak @ 00:48
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Von der aktuellen deutschen Gegenwart geht es jetzt zurück in das Jahr 1968, denn da wird ja die Studentenbewegung gefeiert und „Wagenbach“ hat dazu eine eigene Buchreihe „Politik ist lesbar“ herausgegeben, von der ich nur „Paris, Mai 68“ gelesen habe. Aber da hat es ja auch den Vietnamkrieg gegeben, der an mir in meiner Volksschulzeit so ziemlich vorübergegangen ist und wenn ich „Paris, Mai 68“ schon im April gelesen habe, so las ich Erich Frieds Vienamgedichte am ersten Mai, bevor ich mit dem Alfred zur Alberta und dann zum Parlament gegangen bin und Erich Fried ist zu seinen Lebzeiten muß ich gestehen, auch so ziemlich an mir vorbeigegangen. Einmal war glaube ich eine Großveranstaltung mit ihm im NIG.

„Magst gehen?“, hat der Alfred mich wohl gefragt und ich habe irgendwie keine Lust gehabt. Heute tut  das einer Leid, was sie da versäumt hat und auch an die Gedichte bin ich erst später rangekommen und zitierte sie manchmal als Vorwort bei meinen Büchern oder vor meinen Kritikern „Es ist was es ist sagt, die Liebe“, wenn beispielsweise wieder jemand sagt, daß ich nur Schwachsinn schreiben würde.

Gelesen habe ich, muß ich gestehen, auch nicht viel, zwar immer wieder, die Textproben, die es in der „Ziwebel“ „Wagenbachs-Programmheftchen“, die ich gesammelt habe und zum „Fried Symposium“ und zur „Friedpreis-Verleihung“ gehe ich auch seit Jahren aber da wird in der letzten Zeit auch nicht mehr sehr über Erich Fried gesprochen und auch das schöne Portrait, das Heidi Heide einmal machte und das früher bei dieser Veranstaltung im Literaturhaus aufgehängt wurde, ist jetzt verschwunden.

Erich Fried also im Original.

„Wagenbach“ macht es möglich, denn es hat seine 1966 Vietnam einundvierzig Gedichte wieder  aufgelegt mit einem Nachwort von Klaus Wagenbach versehen und eine Chronik und eine Landkarte, die, glaube ich von Fried stammt, gibt es auch, so daß ich mein geschichtliches Wissen, das, wie ich schon geschrieben habe, sehr lückenhaft ist, auffrischen kann.

Also hinein in das politische Geschehen von 1968 und früher und Klaus Wagenbach schreibt in seinem Text, den ich als Erstes gelesen habe, daß die Gedichte damals kaum Resonanz und auch kaum Rezensionen hatte. Also totgeschwiegen, während der politische Liebesdichter erst ein paar Jahre später von der Jugend so richtig entdeckt wurde und heute, glaube ich, bei jedem Maturanten im Bücherschrank steht oder vielleicht auch nicht mehr so ganz, denn der Mai ist vorbei, hat Peter Henisch schon vor Jahrzehnten geschrieben und die Zentralmatura interessiert sich ja, wie ich immer höre, nicht für Literatur. Also wird es da keine Lyrik-Interpreationen als Thema geben und ich muß es selber machen und schreibe gleich dazu, daß der kurze lyrische Gang durch die Geschichte sehr beeindruckend war undich es wirklich jeden nur empfehlen kann, Erich Fried zu lesen und sein Geschichtswissen aufzufrischen:

„Das land liegt sieben Fußtritte

und einen Schuß weit

seine südliche Hälfte

heißt Demokratie

In ihrer Hauptstadt Sodom

regiert ein Soldat der Mein Kampf lernt

Die Mönche sind buddhistisch

oder katholisch

Die buddhistischen Mönche

werden oft Rote genannt

In Wirklichkeit sind sie gelb

aber nicht wenn sie brennen“

Geht es gleich direkt hinein in die Landeskunde und man staunt über die Detailkenntnisse Frieds, der meines Wissen nach nicht vor Ort gewesen ist, sondern in London lebte.

Ich füge noch rasch die biografischen Daten an.

1927 in Wien geboren, 1938 vor den Nazis nach London geflohen, wo er bis 1988 lebte und er war, glaube ich, auch der Trauzeuge Arthur Wests, der ebenfalls nach London emigrierte.

Nach diesem Vorgedicht wird es  konkreter und es werden die „Gründe“ angeführt, warum man eben manches tut und manches unterlassen hat.

„Weil das alles nichts hilft

sie tun ja doch nur was sie wollen

Weil ich mir nicht nochmals

die finger verbrennen will“

und so weiter und so fort bis zu

„Weil man nie weiß

wie einem das schaden kann“

„Aha!“, kann man da nur sagen und hat wahrscheinlich schon seine diesbezüglichen Ausredeerfahrungen gemacht.

Also gleich zu „Pastor R. in Hamburg“,

der keine Ausreden gelten läßt

„Ich habe gesprochen

gegen russische Panzer in Ungarn

Soll ich heute schweigen?“

In „Was alles heißt“  wird es wieder konkreter:

„Schwarze Jacken und Hosen tragen

heißt Bauer sein

nicht Vietcong sein

Getötet werden

heißt nachher

Vietcong gewesen sein.“

Und „Zun vietnamesischen „Fest der Kinder“ warfen U.S Flugzeuge Spielzeug ab, auch auf Dörfer, in deren ihre Bombn noch kurz zuvor Kinder getötet hatten.“, heißt es als Fußnote zu:

„Gezieltes Spielzeug

Hätte das Flugzeug

lieber vor vierzehn Tagen

Spielzeug heruntergeworfen

und jetzt erst die Bomben

hätten meine zwei Kinder

noch vierzehn Tage

durch eure Güte

etwas zum Spielen gehabt“

Man sieht, sehr dicht, die Fried-Gedichte und so geht es gleich auch in

„Beim Zeitungslesen in London“ weiter

„Außerdem ist es eine „nichtgiftige Abart“

ein „nichttödliches Reizgas“

es „verursacht nur Kopfweh und Brechreiz

und In einigen Fällen

vorrübergehende Blindheit.““

Und so weiter und so fort, könnte man sagen. In  drei Abteilung lyrisch durch die Geschichte. Sehr beeindruckend auch das „Greuelmärchen“ vom Menschenfresser.

„Der Menschenfresser frißt keinen

der nicht sein Feind ist

Wen er fressen will

den macht er sich erst zum Feind.“

Und am Schluß, wenn sich der Reigen wieder schließt und der Krieg vielleicht beendet ist, kommt es natürlich zur

„Anpassung

Gestern fing ich an

sprechen zu lernen

Heute lerne ich schweigen

Morgen höre ich

zu lernen auf.“

Hoffentlich nicht zu lesen, denn ich habe ja nur wenige Gedichtzeilen zitiert. Also wieder selber lesen. Erich Frieds Vietnam-Gedichte und natürlich auch all die anderen und wenn möglich auch in die „Alte Schmiede“ zur „Poliversale“ gehen, von der ich heuer wegen meiner Stunden und anderen Ereignissen, auch sehr viel versäumte.

2017-06-23

Söbständi

„Der 1962 in Waldhausen geborene Peter Gstöttmeier ist mir inzwischen ein sehr guter Bekannter“, habe ich 2015 für meine „Ohrenschmaus-Laudatio“ geschrieben,“ist er mir doch 2011 mit seinem handgeschriebenText „Söbständi“ aufgefallen und hat da zum ersten Mal den „Ohrenschmaus“ gewonnen und seither hat er Jahr für Jahr Texte eingereiht und wurde auch Jahr für Jahr für einen der Preise vorgeschlagen. So ist er 2012 und 2013 auf der  sogenannten Ehrenliste gestanden.

2014 war sein Gedicht „Is ned beinand“ auf die gute Zoitter-Schokolade gekommen, die es ebenfalls Jahr fürJahr gibt und die nicht nur den anderen Teilnehmern, sondern auch mir sehr gut schmeckt.

2015 hat er mit „Dössöbi“ wieder den Hauptpreis bekommen und im Vorjahr wieder Ehrenliste. Da hat es schon das Buch mit den Lebensberichten und den Gedichten gegeben, in dem man  sehr genau den Lebenslauf des bei der Geburt zu wenig Sauerstoff bekommenden Peter Gstöttmeiers, so daß eine spastische Lähmung, eine Sprach- und Gehstörung überblieb, nachlesen kann.

Das Thema Selbständigkeit scheint, wie man in den Texten lesen kann, für Peter Gstöttmeier, der  1981 in die „Lebenshilfe“ in Grein kam, sehr wichtig zu sein.

Zuerst kam er in die Korbflechterei, dann baute er, weil ihm das Arbeiten innen zuwenig war, eine Außengruppe auf, zog zuerst in eine betreute WG und lebt seit 2010 selbständig, was vielleicht auch der Anlaß für seinen ersten „Ohrenschmaus-Text“ war, der, wie ich mich erinnern kann, uns allen in der Jury auffiel, so daß er, glaube ich, einstimmig ausgewählt wurde.

„Söbständi ist; olles sölba mocha, sölba denka und toan, sölba wolln, sölba kinna, sölba bestimma. Verantwortung übernehma!“

Zu schreiben hat Peter Gstöttmeier, der laut seiner Schwester Heidi, die ihn Jahr für Jahr zu den Preisverleihungen begleitet, in der Schule sehr gut schreiben und weniger gut lesen lernte, glaube ich, auch 2011 begonnen:

„Ich habe voriges Jahr angefangen mein Leben aufzuschreiben, vorerst um Übungen zu machen, daß meine Finger nicht ganz steif werden, jetzt macht es mir inzwischen Spaß von mir und meinem Leben zu erzählen“.

Und das tut er, wie man merkt, wenn man die „Ohrenschmaus-Texte“ liest, zu den Preisverleihungen geht und jetzt auch das Buch, in dem die meisten oder alle Siegertexte enthalten sind, sehr gern und sehr gekommt.

Die Texte werden jetzt nicht mehr handschriftlich eingereicht, die oberösterreichische Mundart ist gleichgeblieben und damit  fällt er Jahr für Jahr  mit seinen lakonisch kurzen Texten, die in knappen Worte, die wichtigsten Gedanken über das Leben, Gefühle, Ängste, aber was auch immer auffällt, eine starke Lebenszufriedenheit und freude wiedergeben, auf.

Peter Gstöttmeier beschäftigt sich mit sehr vielen, die Selbständigkeit ist, wie schon geschrieben,  ein wichtiges Thema, aber auch das Kochen, für ein selbständiges Leben sehr wichtig, beschäftrigt ihn und sein Humor ist vielleicht am besten an seinem Speiseplan zu erkennen:

„Speiseplan von 20. 6. – 27. 6. a Fleischloabal am Montag a Fleischloabal am Dienstag a Fleischloabal am Mittwoch a Fleischloabal am Donnersta in d` Sauna am Freitag a Fleischloabal am Samstag am Sonntag? ZWOAH! Fleischloabal Prost! Mahlzeit!“

Er kann aber auch „Stosuppn“ und „Blunzn“ kochen und ist dafür 2013 auf die Ehrenliste gekommen.

Die Beziehung zu seiner Mutter hat er gekonnt lakonisch in zwei anderen Preistexten ausgedrückt.

„Dössöbi: mama sogt ollwei dössöbi jedn tog ruaf ih on mama sogt ollwei dössbi und ollwei ruaf ih sie wieda an“  so wie in

„Is net banond: mama is net banon augn san triab kopf tuat weh haut is grau tuat net locha is net banond d`mama“

Dann gibt es noch Gedanken über das „ICH: Was ist das ICH? woas ih net, is drin in mir, sicha, wohnt vielleicht im kopf, im Herz,im bauch“

Und über den „SINN DES LEBENS“: Hat das Leben einen SINN? freili, jo sicha, freili Was ist der SINN? is schen, olli do san, olli beinonda san Ist nicht alles sinnlos, weil wir ja irgendwann sterben müssen? freili mocht sinn do san, wonna ma ferti san sterbm ma, donn kimmt nächste garnitur, wet muaß si imma drahn, muaß immer weitagehn“

Sehr einfach, sehr lakonisch, sehr richtig erklärt und klipp und klar mit einer sehr lakonischen Sprache ausgedrückt.

Und so geht es weiter. Peter Gstöttmeier macht sich Gedanken über die Zeit, geht zu Weihnachten „bamal stöhln“ und ist damit 2012 auf die Ehrenliste gekommen und Zeichnungen gibt es in dem sehr schönen Buch, das jeden, der wissen will, was Menschen mit sogenannten Lernbehinderungen denken und wie sie schreiben und sich ausdrücken, sehr zu empfehlen ist, auch.

Und das ist, denke ich, gerade in Zeiten wie diesen, wo ich mich beispielsweise mit meinem Kritikern immer wieder auseinandersetze, ob man schreiben und veröffentlichen oder Preise gewinnen, beziehungsweise ein Honorar verlagen darf, wenn man vielleicht nicht ganz fehlerfrei schreiben will, oder ein „Broken German“ verwendet oder Texte in einer leichten Sprache braucht?

Seit 2007, seit es ihm gibt, bin ich in der Jury des „Ohrenschmaus“ und schaue mir seither Jahr für Jahr viele schöne Texte von Menschen mit sogenannten Behinderungen an, habe dadurch viele Taltente, wie Renate Gradwohl, Michaela König, aber auch die Texte von Anton Blitzstein, der eigentlich weil er ein Mensch mit Psychiatrie-Erfahrungen ist, aber trotzdem eine Sonderschule besuchte, eigentlich nicht teilnehmen darf, sich dieses Recht aber trotzdem sehr beharrlich erkämpfte, entdeckt,  habe in der „Mimi“, die ja bei meinen Kritikern auch nicht so gut angekommen ist, darüber geschrieben und bin wie Franz Joseph Huainigg der Meinung, daß auch diese Texte, die vielleicht unter anderen Umständen und anderen Voraussetzungen geschrieben wurden, Wert sind in den Literaturbetrieb hineinzukommen.

Im Vorjahr haben wir ja, da es da  den „Ohrenschmaus“ das zehnte Mal gab, auf der „Buch-Wien“ darüber diskutiert.

Es gibt zwei „Ohrenschmaus-Bücher“, eine CD und auch andere Publikationen mit Texten der Teilnehmer, so ist zum Beispiel das „Springbrettlädle“ in Voralberg sehr aktiv und hat seine Texte auch im Vorjahr bei der „Buch-Wien“ vorgelesen.

Im Herbst wird es sicher wieder einen „Ohrenschmaus“ geben. Vielleicht sollte man sich den Termin schon vormerken und gespannt sein, ob Peter Gstöttmeier wieder bei den Preisträgern ist?

2015-10-20

Urgesteine der Poesie

Heute war ich lange unschlüßig, wohin ich am Abend gehen sollte?

Literaturhaus oder Gesellschaft für Literatur? Dann kam noch das Amtshaus Margareten mit der Andrea Pesata Lesung und Buchpräsentation hinzu und ich entschied mich für die Urgesteine, statt „En espanol per favour“, das heißt für Europa. Literatur eigentlich, denn Marianne Gruber, die Doyenne der „Gesellschaft“ stellte Manfred Chobot und Anton  G. Leitner, den Bayern und den Wiener oder Burgenländer vor, leitete sie als „kabarettreife Sprachlawinen“ ein, oder eigentlich taten sie das selber, denn Manfred Chobot, der fast Siebzigjährige eröffnete mit den Abschnittspartnerinnen seines Lebens, dem Dagmar und dem Brigitte Zeitalter, als Gegenpart zur Alt-oder Jungsteinzeit und Anton G.Leitner antwortete.

So ging es Schlag um Schlag und Marianne Gruber hat noch vorher erklärt, daß der Zuhörer beim Hören der Gedichte jede Freiheit hat, denn er kann es so oder so empfinden, kein Richtig oder Falsch, der einzige Tip, man soll Freude daran haben und vorher hat sie sich angesichts, der vielen Flüchtlinge noch gefragt, was machen wir denn da? Wir lesen Gedichte statt Windeln oder Zahnbürsten an die Bahnhöfe und an die Grenzen zu bringen?

Aber Gedichte können ja auch Freude bringen, so lag ein Folger am Büchertisch neben den Chobot und den Leitner Bänden, der zum Geldsammeln aufrief, damit man krebskranken Kindern einen Gedichtband schenken kann, damit sie wieder gesund werden können oder die Trennung von ihren Eltern und die Behandlungen leichter verschmerzen.

Zwei Urgesteine der Poesie, beide Herren, Jahrgang 19437 der eine,1961, der andere, waren mir bekannt.

Mir Manfred Chobot nicht unbedingt und nicht nur als Lyriker, kann ich mich doch erinnern, daß ich als blutjunge Studentin, noch mitten in meiner philosophischen Phase, meinem Vater immer am Samstag die AZ-Beilage klaute und da hat es einen Chobot-Essay gegeben, so ist der Name zu mir gekommen.

Einmal hat er mich dann in ein Symposium in die „Alte Schmiede“ eingeladen, als ich schon GAV-Mitglied war und als er seinen sechzigesten Geburtstag hatte, konnte die „Lesung zum Tag der Freitheit des Wortes“, glaube ich, nicht am zehnten Mai im Literaturhaus stattfinden.

Jetzt also Gedichte, Dialektgedichte und eine Geschichte über eine Lesung in Bayern oder sonstwo, wo der Maskenbildner zu den  Dichter kam und „Gemma pudern, meine Herren!“, sagte.

„Hui, wie lustig!“

Die Puderquaste war aber natürlich dabei und es gab keinen Gruppensex, sondern Maske, damit man im Fernsehen nicht so glänzt und  Anton G. Leitner, der Bayer bot für seine Gedichte auch eine hochdeutsche Übersetzung an.

Aber das Bayrische ist dem Wienerischen nicht so unähnlich, mit dem Sächseln oder dem Preußischen wäre es wohl schwerer und Anton G. Leitner habe ich einmal in der Alten Schmiede oder war es das Literaturhaus gesehen, als er seine Jahresgedichtesammlung „Das Gedicht“ vorstellte.

Da gibt es jetzt schon den Band dreiundzwanzig und das war eine Vorpremiere, weil es erst die offizielle Lesung geben wird.

Unter der Hnd konnte man sich das Bändchen, wo es um das Essen und Trinken gehen wird, aber schon kaufen und Anton G. Leitner, las dann noch, als der Schlagabtausch mit Manfred Chobot vorüber war, Gedichte von drei österreichischen Autoren, nämlich Gerhard Ruiss, Gerhard Rühm und Rudi Kraus vor, die in dem Band enthalten sind.

Nachher gabs noch eine Diskussion über das Oktoberfest, denn München hat seine Tore vor den Flüchtlingen geschlossen, um dort sein Fest auf der Theresienwiese abzuhalten, zu dem Anton G. Leitner gar nicht mehr so gerne geht.

Manfred Chobot stimmte ihm zu und im Publikum waren Gerhard Jaschke, Gerhard Jatzek, Herman J. Hendrich, einige interessierte ältere Damen und der jüngste dichter, der auch in der Gedichtesammlung enthalten ist, ich glaube es war ein Student der Sprachkunst und wieder was gelernt , obwohl ich mich für das Schnackseln und das Pudern in  Gedichten ja nicht so sehr interessiere.

2015-03-10

Wozu Gedichte?

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:10
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Außer dem Frauentag gibt es im März ja noch ein sehr wichtiges Ereignis, das sich allerdings das ganze Monat hinzieht, nämlich die Lyrik oder oder den „Tag der Lyrik im März“, wenn ich mich nicht irre, von Wolfgang Kraus in der „Gesellschaft für Literatur“ in den sechziger oder siebziger Jahren eingeführt, die GAV hat ihre „Lyrik im März-Veranstaltung“ und der „Literaturkreis  Podium“ hat einen eigenen Folder „Lesen Sie Gedichte-Lesen Sie diese Gedichte“, den er im März herausgibt.

Davon habe ich, glaube ich, 1977, ich war gerade in die Otto Bauer Gasse eingezogen, im Radio gehört, daß es den gibt und keine Ahnung, wie ich an ihn kommen könnte. Inzwischen liegt er in der „Alten Schmiede“ auf, im „Literaturhaus“ etc und ich nehme immer ein paar davon der Ute nach Leipzig mit.

Ich gehe nicht jedes Jahr zu der GAV bzw. den „Gesellschafts-Veranstaltungen“, aber manchmal und heuer bot die Gesellschaft für Literatur sechs Veranstaltungen in zwei Wochen an, wo ich heute bei der fünften war und die eine neuerliche Frauentagsveranstaltung um Amerlinghaus ausgelassen habe.

„Warum, weshalb, wo, wann und wie schreiben junge AutorI nnen  heute (keine) Gedichte (mehr)?“, lautete die Frage die die „Junge Literaturwerkstatt Wien“ unter Semier Insaif, die heute das  neunzehnte Mal in der Gesellschaft auftrat, bei zwei Veranstaltungen bin ich gewesen, stellte.

Gabor Fonyad, Laura Freudenthaler, Verena Mermer, alle zwischen 1983 und 1984 geboren, alle Absolventen eines Germanistik- oder Literaturwissenschaftsstudium, von denen zwei nicht, eine Autorin nämlich Verena Wermer, deren erster Roman „Die Stimme über den Dächern“ im Herbst  bei  „Residenz“ erscheinen wird, schreibt auch welche und Semier Insaif leitete mit einem Essay ein, daß wir nicht wüßten was die Natur der Gedichte sei, aber eine Ahnung davon hätten.

Da antworte ich gleichmal flapsig, daß ich das schon weiß, ein Gedicht ist knapp und kurz, verdichtet, später habe ich erfahren oder ist mir selber eingefallen, daß es auch sehr lange Gedichte, nämlich, beispielsweise das von Ransmayr „Der fünfte Berg“ gibt, es ist auch nicht mehr unbedingt gereimt, könnte man hinzufügen und es liegt in der Bewertung hoch oben, die Lyrik, die Krone der Schöpfung, da greife ich auch schon vorweg, hat Semier Insaif doch eher erst einen Standardartikel vorgelesen, daß in Russland ein betrunkener Lyriker einen Prosaisten erschlagen hat, weil sie sich darum gestritten haben, und Jana Benova hat in ihrem sehr lyrischen Roman „Abhauen“, diese Frage auch gestellt, die Lyrik gilt also sehr hoch, während auf die Novelisten und da erst die mit Plot arbeitenden , ja manchmal hinabgesehen wird, die Verlage schreiben aber alle „Romane“ auf ihre Bücher und den „Tag der Lyrik“ mußte man erfinden, um diese brotlose Kunst zu fördern, die Feuilletisten besprechen keine Lyrik, erzählte Seimier Insaif weiter und ich habe heute erst in der Rezension von Sophie Weigand in „Literaturen“ gelesen, daß es eine Sensation ist, daß in Leipzig ein Gedichtband für den Preis der Lyrik nominiert wurde.

Ja so ist es mit den Gattungen der Kunst.

Zuetrst fragte Semier Insaif aber seine drei Eingeladenen an welche Gedichte sie sich erinnern können, da würde ich an die Gedichte von der Schule denken, die man damals noch auswendig lernen mußte und an die Reime, die in deer „Jugend und Volk“ oder so, Zeitung des Clubs für Jugendliteratur war, die man damals bekommen hat.

Verena Mermer erwähnte die „Sternenmühle von Christine Busta, Laura Freudenthaler brachte ein Bachmann- Gedicht an das sie sich noch erinnern konnte, sie wußte eine Zeile, hat das Gedicht, das „Paris“ hieß, dann aus dem Gedächtnis nachgeschrieben und das Original  vorgelesen und  Gabor Fonjad, in Wien geboren und Lehrer, für seinen Roman sucht er auch schon einen Verlag, hat Gedichte aus dem  Ungarischen übersetzt, für ihn ist ein Gedicht das, „wo rechts Platz frei bleibt“, eine schöne Forumlierung der Dichtung finde ich und schon waren wir beim Raum.

Laura Freudenthaler beteuerte auch geheim keine Gedichte zu schreiben. Ich habe ein paar geschrieben, die ich aber nicht wirklich als solche bezeichnen würde.

Eines in der Schreibwerkstatt der Evelyne Haas, das zwar nicht zur Jahreszeit passt, das ich aber verlinken kann und dann brauchte ich eines  für die „Wiener Verhältnisse“ und interessant ist auch, daß Ilse Kilic meinen „Kokosnuß-Text“ als Gedicht bezeichnet hat.

Aber was ist schon ein Gedicht? Wir wissen es nicht, hat Semier Insaif eingangs  behauptet, es gibt sehr lange, wie das von Ransymayer oder vom Herrn von Lohenstein oder die von Gerald Bisinger, die ich ja sehr mochte, die eigentlich immer den selben Inhalt hatten.

„Ich sitze im Zug nach Prag, Berlin, Wien etc, trinke ein Glas Rotwein und denke an Karl August“, der war einmal mit Kerstin Hensel bei einem Poetenfestival, sie hat mir 1992 davon erzählt und dazu gesagt, das wären keine Gedichte nun ja, nun  ja.

Laura Freudenthaler erwähnte noch Peter Handkes Epik und dann kamen eigene Textbeispiele, das heißt Verena Mermer las zuerst ein Lavant-Gedicht, das sie sehr beeindruckt hat und dann ein paar eigene und Semier Insaif, der das als Kommunikationstrainer ja immer sehr genau macht, fragte inzwischen das Publikjum nach eigenen Gedichterfahrungen.

Da fiel mir meine Großmutter ein, die in der Schule „Die Kraniche des Ibykus“ und die „Glocke“ auswendig lernte und das als alte Frau noch rezitieren konnte und die die Psychologin in mir fragte, was werden die Kinder später als alte Menschen machen, die nichts mehr auswenig lernen mußten?

Ich behaupte ja, das ist ein tolles Gedächtnistraining, das man wahrscheinlich genauso braucht, wie die motorische Handschrift.

Genau wissen wir das noch nicht, aber Gabor Fonyad erwähnte, in seiner Schule wird noch gelernt und er brachte dann einige, auch sehr lyrische Kurztexte und proejzierte je ein Bild dazu und Laura Freudenthaler hatte vorher einen Prosatext gelesen, in dem es auch sehr lyrisch, um Orangen ging, die in einer Confiserie ohne Schalen verkauft wurden, weil der Konditor die Schalen für sein Konfekt benötigten.

Sehr interessant also, die Gedanken zum „Tag der Lyrik“, der Königsdisziplin, die als sehr hoch gilt, aber angeblich mehr geschrieben, als gelesen wird, es gibt auch drei kleine österreichische Verlage, die wieder Lyrikreihen herausgeben und die wurden auch vorige Woche, wo ich woanders war, in der „Gesellschaft“ vorgestellt und morgen gibt es dann die „richtige“ Veranstaltung zum „Tag der Lyrik“, wo Annemarie Moser, Dine Petrik, Daniela Kocmut (zweisprachig)  ihre Gedichte vorstellen, die wieder von den Schauspielschülern der Elfriede Ott vorgetragen werden und ein Grund hinzugehen und es sich anzuhören, ist sicher auch, daß es im Anschluß Erfrischungen gibt.

Im Leipzig wird das die Messe eröffnet und am Donnerstag werden wir erfahren, ob Jan Wagners „Regentonnenvariationn“ in der Abteilung Belletristik gewonnen hat oder doch Teresa Präauer“Jonny und Jean“, das glaube ich auch sehr lyrisch ist, jedenfalls wie ich hörte, nicht linear erzählt, bzw die drei anderen auf der Liste.

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